Montag, 1. November 2010

31 Fragen an BücherleserInnen (Folge 3): Über Lieblings- und Hassbücher sowie den spezifischen Geruch von Altmänner-Urin

Fortsetzung der Reihe "31 Fragen an Bücherleserinnen", die hier von Morel, BenHuRum und Melusine beantwortet werden (Abschweifungen inklusive)

Die nächsten Punkte auf der Liste von Kitty Koma lauten: Dein Lieblingsbuch und Dein Hassbuch. Die Reaktion der beiden Männer auf die Bezeichnung „Hassbuch“ ist – unabhängig von einander – gleich: „Hassbuch, nein, also hassen nicht...“ Ein Hassbuch wollen sie erst einmal nicht nennen; Morel findet dann einen Ausweg, während BenHuRum meint, die Bezeichnung für diese Rubrik solle geändert werden und zwar so: „Bücher, die wir aus mehr oder weniger guten Gründen nicht zu Ende gelesen haben.“ Das passt aber wiederum für mein 1. Buch zu diesem Punkt nicht. Das habe ich zu Ende gelesen und auch wenn der Ausdruck „Hass“ zu stark sein mag: Ich finde dies Buch nicht nur öde. 

3. Unsere Lieblingsbücher:

Bei Morel ist die Antwort ganz klar Marcel Prousts: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Aber auch und vor allem: Nabokov, Nabokov, Nabokov. Und er bezeichnet sich als „Fan“ von Rainald Goetz. Bei mir ist die Antwort anders, aber auch nicht origineller: Jane Austens „Persuasion“. Im Grunde aber alles von Jane Austen. Außerdem in meinem „Lieblingsbücher“-Regal: die Sudelbücher von G.C. Lichtenberg, Bettina von Arnims „Goethes Briefwechsel mit einem Kinde“, Fontanes „Stechlin“ (wen wundert´s) und „Schach von Wuthenow“, alles von Uwe Johnson, die „Ästhetik des Widerstands“ von Peter Weiss, „Malina“ von Ingeborg Bachmann, „Meere“ von A.N. Herbst und alles von Alice Munro. Immer griffbereit auch: die Gedichte von Hölderlin. Ich könnte die Liste jetzt noch ewig fortsetzen, während ich hier im Bett sitze und mich zu meinem Lieblingsbücher-Regal rumdrehe. Das ist kein kleines Regal. BenHuRum muss bei der Frage nach seinem Lieblingsbuch länger überlegen ("Denn", meint er, "das wechselt doch im Laufe der Jahre."), dann sagt er: „Der Nachsommer“ von Adalbert Stifter.

4. Unsere „Hassbücher“ (die ja, wie oben erklärt, keine „Hassbücher“ sein sollen)

Morel stiehlt sich aus der Affäre: Das Steuergesetzbuch. Na gut. (Ich möchte an dieser Stelle aber darauf hinweisen, dass Morel dennoch oder gerade deswegen ein überaus ehrlicher Steuerzahler ist.) Bei mir ist die Antwort klar: Bernhard Schlinks „Vorleser“. Das geht mir wirklich auf die Nerven. Außerdem wenig beliebt bei mir (das erwähnte ich schon mal an anderer Stelle): der allseits geschätzte „Kleine Prinz“ von Saint-Exupéry

Über die „Bücher, die wir aus mehr oder weniger guten Gründen nicht zu Ende gelesen haben“ führten BenHuRum und ich ein längeres Gespräch. Denn natürlich nannte er gleich mal „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, das ihn zwischendurch immer wieder anöde. Und eine kleine Spitze gegen die von mir geliebte „Ästhetik des Widerstands“ musste er auch noch loswerden: „Die Faust hoch, Genossen...“ Da konnte ich mir dann nicht verkneifen, ein wenig über Thomas Bernhard zu lästern, den ich nie zu Ende (das ist ein Euphemismus, ich schaffe es nicht über die ersten Seiten hinaus) lesen kann. „Das Geraune, diese kalt-boshafte Übellaunigkeit und dann der Geruch...“ „Welcher Geruch?“ „Wenn ich das lese, steigt mir so ein säuerlicher Geruch von Altmänner-Urin in die Nase...“ „Was? Es gibt keinen spezifischen Altmänner-Urin-Geruch.“ Und so kamen wir  vom Thema ab. 

2 Kommentare:

  1. Liebe Melusine,
    was ich früher sehr gerne gelesen habe, waren die Romane von Iris Murdoch. Die werden, soweit ich weiß, nicht mehr aus dem Englischen übersetzt. Aber das sollte Ihnen ja nichts ausmachen. Was ich ebenfalls sehr gerne gelesen habe, ist Walter Serner, „Die Tigerin“, ein schmaler Band. Und, dies allerdings eine andere Kategorie, ein echtes Schwergewicht wie David Foster Wallace: Mark Z. Danielewski „Das Haus“. Das ist, wie man so sagt, der Knüller. Allerdings auch eine Zumutung. Und das Buch, das ich noch lesen möchte, das ich auch besitze, aber dessen Lektüre ich immer aufs Neue verschiebe ist "Harmonia Caelestis" von Peter Esterházy.

    Aléa

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  2. Liebe Aléa,

    da haben Sie meine Bücherliste schon wieder um ein paar Titel erweitert. Iris Murdoch immerhin habe ich gelesen - und gern! Bei David Foster Wallace muss ich gestehen, dass ich es nicht durch Infinite Jest geschafft habe (noch nicht, manchmal braucht es Zeit, bis ich in einen Text finde, hier ist es mir noch nicht gelungen). Von "Das Haus" habe ich gelesen; ja das werde ich noch lesen. Von Peter Esterhazy hat mir eine Freundin, die meine Fußball-Leidenschaft kennt, aber nicht teilt, " Deutschland-Reise im Strafraum" geschenkt. Das fand ich sehr witzig. Aber nicht umwerfend. ´Harmonia Caelestis´kenne ich nicht . Im Moment bin ich fasziniert vom Werner Bräunigs "Rummelplatz". Und nebenbei lese ich ja dauernd Graphic novels (Comic-Romane). In Berlin habe ich eine Menge davon gekauft (vorgeblich als Geschenke für meine Söhne, in Wahrheit für mich selbst.)

    Danke für die Tipps.

    Herzlich
    Melusine

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