Mittwoch, 2. Februar 2011

ES KRÄHT KEIN HAHN (Quiet heart) - Ein neues Kapitel von "Melusine featuring Armgard"

Es geht weiter zurück: Armgard/Anne hat ein neues Kapitel in „Melusine featuring Armgard“ mit dem Titel „Es kräht kein Hahn. (Quiet heart)“ eingestellt. Es erzählt vom Tod des Freundes Karim vor Neuglobsow am See.

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Wer neu in eine Serie einsteigt, wird häufig durch die Erzählung dessen, „was bisher geschah“ eingeführt. Bei Melusine featuring Armgard ist das nicht möglich. Da der Blog-Roman vom Ende her erzählt wird, kann nur gesagt werden, wie die Erzählung, deren Anfang noch fern im Jahr 1989 liegt, endet.

Das Personal, dessen Geschichte (nicht dessen Leben!) im November 2009 endet, allerdings zeichnet sich immer deutlicher ab: Ein Ehepaar, Anne und Bert Barnhelm, lebt mit seinen Söhnen Carl und Daniel in Neuglobsow am Stechlinsee, wo Bert am Institut für Limnologie geschichteter Seen, einer Außenstelle des Robert-Koch-Institutes Berlin, als Biologe arbeitet. Anne gibt gelegentlich Deutsch-Kurse am Goethe-Institut in der Hauptstadt. In der Erich-Weinert-Straße hat sie für alle Fälle eine kleine Wohnung angemietet. 2008 lernt sie, wie zu lesen sein wird, einen sechzehn Jahre jüngeren Mann kennen, der in ihren Phantasien als Dunkler Ritter und später als Tom Hell auftaucht. Eine Amour fou deutet sich an, aus der Anne sich nicht befreien kann. Dieser Tomasz Hosni, ein Australier mit ungarischen Vorfahren, hat den Grant McLennan Fellowship Award gewonnen und verbringt das Stipendienjahr in Berlin. Nicht viel ist über ihn bekannt, außer dass seine Band „Poor Heirs“ heißt und sein bester Freund Karim. Doch Karim stirbt Ende September 2009 am Ortseingang von Neuglobsow am See . Auf dem Rücksitz der Unglücksmaschine saß der Dunkle Ritter, der sich vorgenommen hatte, in Annes heile Familienwelt einzudringen. (Es kräht kein Hahn. Quiet heart)

Am Herbstanfang trifft Anne nach dem Unfall zufällig noch einmal Tomasz Hosni an den Hackeschen Höfen. Ihr Sohn ist bei ihr; sie kann nicht offen sprechen. Kühl kündigt er ihr seine Abreise nach Down Under an und im letzten Moment flüstert sie dem Geliebten zu: „I ´ve got visa.“ (Blicklos. And I wish him well) Aber Anne sucht auch wieder die Nähe des Mannes, den sie immer geliebt hat: Bert. (Rettungsversuch. And sometimes we don´t come through sometimes we just get by...) Dennoch gelingt es ihr nicht, sich von der düsteren Leidenschaft zu lösen. Dem jungen Mann in Sydney scheint es nicht anders zu gehen. Ende Oktober schleppt er in einer Strandbar eine Willige ab. Doch kommt es nicht zum Verkehr, da ihn plötzlich die zärtliche Erinnerung an Annie übermannt. (Kopflos. Love is a sign) In der Mark, am See, liegen unterdessen die Nerven blank. Anne zankt heftig mit ihrem Sohn Carl. Weinend versöhnen sie sich. Anne gesteht dem Sohn die Sehnsucht nach „Darlinghurst Nights“. (Haus am See. Let it go by) Am 9. November gratuliert im Facebook-Chat Tomasz Hosni Anne  zu 20 Jahren deutscher Einheit. Sie weist ihn darauf hin, dass es auch die Nacht der brennenden Synagogen gewesen sei. Sie erinnern sich ihrer Liebesgier in den Berliner Nächten. Doch alles endet im Streit. Tom schreibt: „I´m fucking sick of thee, Annie.“ ( Kristallklar. Now you´ve been thrown) Dann meldet er sich nicht mehr. Drei Tage später, am 13. November, findet Bert in einer Gewässerprobe des Stechlinsees ein silbriges Haar. Das Haar im See beunruhigt ihn über Gebühr. Schließlich verbrennt er es.(Haar im See. Man O´Sand to Girl O´Sea) Annes Nächte bleiben schlaflos. Sie sucht im Netz nach Spuren des verschollenen Liebhabers, erfolglos. Am 16. November schließlich bucht sie einen Flug nach Sydney. Zum Abflug bereit steht sie am Gate in Frankfurt. Da erreichen sie zwei SMS: von einer Melusine und von ihrem Sohn Carl. (Abflug)

Anne, zeigt sich am Ende, ist Armgard, die Schwester der Melusine vom See. Ganz zu Anfang, vor zwanzig Jahren, hat Anne die Wasserfrau mit dem Fischschwanz in sich versenkt; die leugnende Verkehrung des Muttertiers in die jungfräuliche Witwe (Limnologie. Über Undinen und Melusinen) fortgeschrieben. Seither gleitet die Kinderlose durch die Weltenmeere, während Anne/Armgard ihre Söhne aufzieht. An den Gewässern stehend hört sie bisweilen den verstörenden Gesang (Label: Melusine). Das ist die andere Ebene der Erzählung, die sich zwischen die Chronologie drängt. Die Schwester wird ihr Recht einklagen. Time out.

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