Sonntag, 15. Mai 2011

GNADENLOS

Artemisia Gentileschi: Lucretia
Du sollst, sage ich, Herr, die Klappe halten. Auf die Rettung, die du anbietest, pfeifen wir aus dem letzten Loch. Du hast unsere Stimmen verwirrt, uns in die Flucht getrieben, unsere Schiffe von den Häfen verbannt. Vor dir trieben wir auf den Meeren, haltlos und frei. Nichts war uns heilig, ehe wir dich schufen. In der Tiefe drunten sang noch Gaia und gebar vom Schaum der Kronen. Du machst dich lächerlich, wenn du das Meer zu teilen behauptest, Herr. Wir folgen dir nicht durch die Fluten. Wir tauchen ein. Dass du uns die Verbindung zur Mutter kappen willst, liegt auf der Hand, die wir verweigern. Wir brennen wie Öl auf den Wogen. Wohl kannst du uns dürsten lassen, wenn du die Flüsse austrocknen lässt; deine Schakale heulen schon voll Vorfreude in ihren Wüsten auf unser Fleisch. Doch wir lassen uns nicht  erheben aus unseren Schlämmen. Wovon wir singen werden, ist nicht dein Wort. Noch in den letzten Gewässern lösen wir uns auf gegen deine Erhöhung.  Wir wollen uns versenken und niemand wird sein, dich zu ehren. 

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