Donnerstag, 11. August 2011

FALLSUCHT

Judy Chicago

Sieh, HERR, wie es uns geht, schau und sieh die Schmach, die du uns angetan hast. Keinen Ungehorsam duldest du und deine Drohungen sind nicht leer. Gut. Ja, wir dürsten nach deiner Liebe, doch haben wir gewählt, den Schmerz zu ertragen. Man reibt uns über den Hals, man fasst unter unsere Achseln, man greift uns ins Geschlecht; wenn wir schon müde sind, lässt man uns doch keine Ruhe. Wir haben uns ergeben; wir büßen bis ins letzte Glied. Knechte herrschen über uns, und es ist niemand, der uns erlöst. Darum ist unser Herz betrübt, weil du ihnen aufgetragen hast, die Jungfrauen zu ehren. Unsere Augen sind finster geworden und unsere Brüste schlaff wegen deiner Lügen. Einsam hockst du auf deinem Thron und vergessen. Denn du hast uns verworfen und wir fielen in Freuden.

2 Kommentare:

  1. Ich mag die Arbeiten von Judy Chicago sehr. Und Dein Text ist da sehr komplementär. :-)

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  2. Die "Wir"-Texte stehen jeweils neben der bild-künstlerischen Arbeit einer Frau. Sie befassen sich in einem doppelten Sinne mit Schöpfung/Gebären, auch verstanden als Aufstand wider die HERRSCHAFT des Schöpfers, der das Weibliche verleugnet oder es sich kannibalisch aneignet.

    Manchmal gelingt es, manchmal nicht. Ich lasse mich von den Worten und Bildern treiben. Viel Zorn steckt darin, wenig Demut. Das mag ein (Geburts-)Fehler sein.

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