Montag, 9. Juli 2012

Wildermuths Wahrheit

"Schluss mit der Wahrheit. Hört auf mit der Wahrheit."
Ingeborg Bachmann:  Ein Wildermuth

"Ein Wildermuth", zitierte Ruth Klüger Ingeborg Bachmann in ihrer Rede zur Eröffnung des Bachmann-Preises, "sucht immer die Wahrheit." Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, als ich Klügers Rede las - woher "mein"  Wildermuth kommt...Die Erzählung Bachmanns, die ich vor so vielen Jahren gelesen hatte, war meinem Bewusstsein entschwunden, längst, als ich die Wildermuth-Serie im Blog begann. Dass - und wieviel! - sie mit dieser Erzählung zu tun hat, wurde mir erst jetzt klar und wie das verwoben ist mit "Undine geht", jenem Text, den ich wieder und wieder lese, der mir so wahr scheint und so betrügerisch zugleich, weil ich auf dem Unterschied beharren muss zwischen Undinen und Melusinen, der Bachmann (mit Grund? vom Grund her?) gleich sein konnte. 

So berührte die Rede Klügers nur mich und mein Schreiben, aber sie ist, davon bin ich überzeugt, lesenswert für eine jede und einen jeden, dem Literatur (k)eine Wahrheit offenbart und dennoch zumutbar bleibt.


2 Kommentare:

  1. Liebe Melusine,
    sehr lesenswert ist sie, die Ruth Klüger. Auch und gerade bzgl. der feministischen Positionen, die Sie ja auch (zu Recht) vertreten. weiter leben. Schon manches Mal hatte ich mich gefragt, warum die Dame bei Ihnen nicht auftaucht. Aber man kann eben nicht alles lesen (und so wartet eben auch noch der Schach)!
    Beste Grüße
    NO

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  2. Lieber NO,
    Sie haben Recht: Längst hätte ich über Ruth Klüger schreiben sollen. Gelesen habe ich ihre Bücher wohl, jedoch in den 90er Jahren, als ich noch nicht mal ahnte, dass es so etwas wie "Blogs" einmal geben würde, geschweige denn, dass ich eines betreiben würde. Sicherlich gibt es irgendwo noch ein voll gekrakeltes Heftchen mit Notizen, die meine Lektüre begleiteten. Aber ob ich das finde? Und ob ich es entziffern könnte, wenn ich es finden würde? Eine schlechte Ausrede ist das dennoch, denn ich habe viele andere Autor:innen, die ich früher schon las, für Texte im Blog noch einmal gelesen: Jane Austen, Jean Rhys, Irmgard Keun... Ich werde mir Klügers Bücher aus dem Regal ziehen, wenn ich wieder daheim bin.

    (Aber bedenken Sie: Zu der Autorin, die mir z.Zt. am meisten bedeutet, über Alice Munro, habe ich hier im Blog auch noch keine "Buch-Empfehlung" geschrieben. Je wichtiger mir ein Buch, eine Autor:in ist, desto länger braucht es, bis ich eine eigene Position dazu "ausgebrütet" habe - auch wenn ich diese nicht über eine "ästhetische Reflexion" oder als "Kritik" gewinne. Erinnern Sie sich, wie lange ich brauchte, um mein Versprechen einzulösen zur "Sizilischen Reise" zu schreiben? Über "Meere", das mir noch wichtiger ist, konnte ich´s noch gar nicht.... Also - Geduld! - Diese Aufforderung richte ich vor allem an mich selbst. Es braucht dazu nicht nur Lesezeit, sondern auch viele Spaziergänge...)

    Herzliche Grüße aus dem heißen Venetien
    Melusine

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