Freitag, 26. Oktober 2012

"Es gibt keine vernünftigere Regung als die Liebe." (Überflüssige schwarze Romantik und eine Wand)


Dieser Freitag ist nun schon der letzte der „freien“ vierzehn Tage, die ich vor allem den Korrekturen am Roman PUNK PYGMALION (Link auf eine fehlerstrotzende Ur-Fassung ohne Schluss) widmen wollte. Die Rosen sind ungeschnitten geblieben (Heute wird das auch nix mehr; es regnet in Strömen). Meine Workshops sind zum Teil geplant (nur noch ein wenig Fine Tuning ).

Altweibersommer
Gestern war ein durchwachsener Tag, nicht nur, was das Wetter angeht. Am Vormittag starteten wir aus dem Grau der mainischen Tiefebene in den Taunus, hinauf nach Oberreifenberg. Und siehe da: Irgendwo hinter Schmitten stießen wir durch die Nebelschwaden auf einen tiefblauen Himmel mit sachten Wattewölkchen, die über dem dunkelgrün schimmernden und rotgold leuchtenden Wald dahin glitten. Da war ein Wunder-Moment, ein herbstliches Glühen über den Tälern, ganz ohne poetische Erhabenheit, sondern bloß das im Nebelgrau beinahe schon versunkene Gemüt aufweckend und erwärmend: Ach, der Altweibersommer ist die schönste Jahreszeit!

Grau in Grau: Die überflüssige "Schwarze Romantik" im Städel
Später am Nachmittag, wieder in der Ebene drunten, war es jedoch noch grauer geworden. Diese trübe Stimmung konnte die viel beworbene Ausstellung „Schwarze Romantik“ im Städel nicht erhellen oder zumindest das Innere befeuern. „Beliebig“, fand BenHuRum sie und auch Morel war wenig beeindruckt. Vor allem Füssli in dieser Ballung wirkte nur noch unfreiwillig komisch. Natürlich hatten die Macher einiges zusammengetragen, was gut (und teuer) ist. Über Goyas Zeichnungen habe ich in aller Ruhe in der Graphischen Sammlung aber schon so oft und lange gesessen, dass es sich für mich nicht lohnte, sie im dichten Gedränge der Ausstellungsbesucher noch einmal zu betrachten. Interessanter waren für mich da Goyas Gemälde, ein luftiger Hexentanz zum Beispiel. Einige großartige Zeichnungen Victor Hugos, der nur wenigen auch als Maler bekannt ist, werden gezeigt. (Doch in der wesentlich ambitionierteren Ausstellung „Entdeckung der Abstraktion. Turner, Hugo. Moreau“  2007 in der Schirn waren sie besser präsentiert.)  Auch Gustave Moreaus Arbeiten anzuschauen, lohnt sich immer wieder; genauso wie die von William Blake, der seinen „Meister“ Füssli bei weitem überragt. Von ihm war u.a. „Adam findet Abel“ zu sehen. Die Ausstellungsmacher unterschlugen aber, wie üblich, den Anteil Catherine Blakes an diesen Werken. Catherine Blake kolorierte viele der Zeichnungen ihres Mannes und arbeitete beinahe 45 Jahre in seinem Atelier mit ihm zusammen. 

"Schwarze Romantik" in Frankfurt ist ein männlicher Wahn
Die Ausstellung „Schwarze Romantik“ reiht sich insgesamt in eine Geschichte der Kunstgeschichtsschreibung und Ausstellungspolitik ein, die die Werke von Frauen systematisch unsichtbar macht. Kein einziges Werk einer Frau ist in Frankfurt ausgestellt. (Um dem erwartbaren Einwand ungebildeter Bildungsbürger gleich zu entgegnen, es gebe ja keine „passenden“ Werke von Künstlerinnen, nenne ich mal ein paar wenige Namen von Künstlerinnen, bei denen mir ganz spontan Bilder einfallen, die ins „Konzept“ dieser Ausstellung – zusammengefasst etwa: „Die dunkle Seite der Romantik ist der Beginn der Moderne.“ (originell!) – gepasst hätten: Corona Schröter, Paula Modersohn-Becker, Gerda Rotermund, Dora Maar, Camille Claudel, Emily Carr, Meret Oppenheim....) Mir ist schon klar, wie verbissen mein sich dauernd wiederholender Hinweis auf die Abwesenheit weiblicher Künstlerinnen und Autorinnen in Ausstellungspraxis und Literaturgeschichtsschreibung hier im Blog und anderswo auf manche wirkt. Soll ich ihn deshalb weglassen? Aus Rücksicht auf diejenigen, die in ihrem männlichen Wahn gefangen bleiben (wollen), denen "romantisch" vor allem der pornographische Blick auf einen blaßen, geopferten Frauenkörper, den eine rote Blutspur sinnlich schmückt, ist oder deren sexuelle Phantasie sich immer wieder auf die Penetration einer "Öffnung", einer "Leerstelle" fixiert, in die sie ihre Obsession (z.B. von der "Frau als Muse") wieder und wieder entladen müssen, um sie "vollzumachen" mit ihrer Bedeutsamkeit? Es zeigt sich hier ein Muster fortwährender und sich fortschreibender Enteignung, Entwürdigung und Entmachtung. Mich macht es nur noch zorniger, dass dies meistens keiner merkt (oder merken will), sondern die reine und ausschließende männliche Perspektive als die allgemeingültige anerkannt wird. Auch BenHuRum und Morel war es nicht aufgefallen, gestern, bis ich sie darauf hinwies. Dann aber zeigten sie sich mehr als überrascht, konnten doch auch sie sofort einige Namen weiblicher Künstlerinnen nennen, deren Arbeiten mindestens genauso „bedeutend“ sind wie die Werke männlicher Künstler, auf die sich diese Ausstellung beschränkt.

Der Schnitt ins Auge - und die Lösung (eine weibliche Sicht vorbereitend)
Den Streit, ob Max Ernst oder Salvadore Dali der schlechtere Maler sei, vertieften wir am Ende nicht mehr, sondern eilten durch diesen Teil der Ausstellung möglichst rasch hindurch. „Und wie das alles bei Murnau zusammen läuft, war mir auch schon klar.“, zeigte sich selbst der geduldige Morel am Ende angeödet. Ganz zum Schluss allerdings kam es zwischen BenHuRum, Morel und mir zu einem kleinen Wortgeplänkel über Bunuels berühmten Film-Schnitt ins Auge, das mich auf eine Idee brachte, wie das blutige Opfer an der Puppe vollzogen werden könnte in „Ich küsse mein Leben in dich. Die Marten-Ehen.“ Eine Lösung für ein Problem, an dem ich schon so lange (beinahe zwei Jahre) laboriere: Wie eine Puppe "wirklich" bluten kann. Denn in dieser Erzählung wird das übliche Frauenopfer des schöpferischen Mannes entstellt und an dem Bild vollzogen, das er sich geschaffen hat. Das muss  bluten, obwohl er ihm kein Leben einhauchen kann (versteht sich). Und wessen Blut am Ende fließt, darüber dürfte nun auch kein Zweifel mehr bestehen... Dafür  hat sich der Besuch doch noch gelohnt. Das allerdings ist kein Verdienst der Ausstellung, die Sie nicht sehen müssen. Gehen Sie lieber in die weniger überlaufene Dauerausstellung, da lassen sich eher Entdeckungen machen!

Die Wand“
Am Abend traf ich mich mit zwei Frauen von Girls on Web, um den Film „Die Wand“ nach dem Roman von  Marlen Haushofer anzuschauen. Eine beeindruckende Martina Gedeck, eine intensiv erzählte Geschichte, eine – je nach Perspektive – beklemmende oder erhebende Landschaft, dennoch bleibt mein Eindruck zwiespältig. Die „Antworten“, die der Film auf die Fragen nach dem Menschsein, dem Verhältnis von Mensch und Natur, nach dem „richtigen“ Leben gibt, erscheinen mir gelegentlich all zu schlicht (als eine Predigt der Rückkehr zum „einfachen Leben“?). Ein Satz indes ist mir in Erinnerung geblieben: „Es gibt keine vernünftigere Regung als die Liebe.“ Das unterschreibe ich.

Heute werde ich versuchen, die erste Überarbeitung des PUNK PYGMALION abzuschließen. Die Arbeit, die am Anfang so gut voranging, kam am Ende der ersten Woche ein wenig ins Stocken. Der letzte Teil liegt noch vor mir. Ich glaube, dass ich den Abschluss auch hinausgezögert habe, weil ich mich vor diesem Teil fürchte. Es sind die Stimmen der Geister, die ich rief, vor denen ich erschrecke...

19 Kommentare:

  1. Bitte niemals weglassen, diesen gewissen Hinweis. Für die Einschätzungen der Ausstellung im Städel bin ich dankbar, die hatte mich interessiert, nun tut sie's nicht mehr.

    Ich hatte mir, ehrlich gesagt, schon ehe ich den Film gesehen habe, gewünscht, hier etwas über "Die Wand" zu lesen - schön, dass es nun tatsächlich eine (kleine) Besprechung gibt. Es ist schade, dass der Film bei Ihnen diesen Eindruck der Schlichtheit erweckt hat. Ich bin sehr begeistert und beeindruckt von der Romanvorlage und kann das nur schwer von der Adaption trennen. Ich habe ihn allerdings nicht so sehr als eine Rückkehr in die Wildnis als Lösung für (allzu weltliche?) Probleme gelesen, oder anders, sagen wir: rousseauhaft, sondern irgendwie metaphorischer. Mir war diese Naturbeschreibung auch immer zu finster, zu bedrohlich und für ein richtiges Refugium viel, viel zu fragil (was, wenn die Kuh stirbt, wenn die Munition ausgeht oder die Kartoffelernte nicht ertragreich ist?). Was die Einschätzung von Martina Gedecks Leistung angeht, ja, die teile ich. Ich fand sie ganz, ganz großartig.

    „Es gibt keine vernünftigere Regung als die Liebe.“ Danke, dass der Satz hier nochmal steht.

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    1. Die Ausstellung im Städel zeigt einige wirklich tolle Gemälde bzw. Zeichnungen: von Moreau, Blake, Goya u.a. Aber das Konzept finde ich/fanden wir nicht überzeugend. Und das Fehlen der Künstlerinnen ist bestenfalls peinlich, aber wahrscheinlicher symptomatisch. (Ich werde den Hinweis nie weglassen;-), kann ich gar nicht.)

      "Die Wand" beschäftigt mich. Ich muss das Buch noch mal lesen; es ist so lange her, dass ich mich nicht mehr erinnern kann. Ich hatte ja Fragezeichen gesetzt, denn ich glaube auch, dass es nicht so simpel gedacht ist, dafür verhält sich die se Frau auch zu widersprüchlich. Es gibt dennoch etwas, was mich stört, mich daran hindert, mich diesem Film ganz "hinzugeben". Genau kann ich das nicht in Worte fassen. Aber ich denke drüber nach. Den Film fand ich nicht schlicht, bloß die "Botschaft" hatte ich in Verdacht. Aber vielleicht hat er gar keine - oder nicht diese...

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    2. Gerade lese ich - mit wachsender Spannung - in diese Arbeit zu Haushofer, Fleißer und Bachmann hinein:
      Ausstehend. Ungelenk. Kopfüber weiblich: psychosexuelle Autorpositionen bei Marlen Haushofer, Marie-Luise Fleißer und Ingeborg Bachmann" Kann man nicht so gut online lesen, aber auf einen Reader laden.

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    3. Ich kann wirklich nur empfehlen, das Buch nochmal zu lesen, vielleicht gibt es ja Antworten auf die Fragen, die der Film offenlässt. Ich kann diesbezüglich natürlich keine Versprechen machen, ich weiß - obwohl mich der Roman wirklich sehr nachdrücklich beschäftigt (hat?) - auch keinen Rat hinsichtlich der Botschaft, ob es sie gibt, wie sie lautet. Nur, dass sie, wenn vorhanden, offensichtlich nicht einfach ist. Der Film hat meines Erachtens nicht viel Wesentliches weggelassen, aber ein bisschen was doch, beispielsweise das ganze familiäre Umfeld der Frau; man erfährt im Buch ein wenig mehr, woher sie kommt und was für sie ganz persönlich hinter der Wand zurückbleibt. Das fand ich bei der Lektüre schon entscheidend. Ach, ich merke, ich mache schon wieder Werbung für Haushofer. Da kann ich auch nicht ganz aus mir heraus, und bitte um Entschuldigung. :)

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    4. Das werde ich! (Das Buch lesen, hab´schon auf den Kindle geladen!). Und: Keine Entschuldigung. Ich finde Empfehlungen ganz wichtig. Wie sonst soll frau aus dem Überangebot auswählen?

      Die Frage: Woher kommt sie? Was lässt sie zurück? könnte entscheidend sein. Stimmt. Vielleicht fehlte mir das. Und das Gesicht des Mannes, den sie erschießt. (Ich weiß nicht genau, warum.) LG

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  2. Danke für den Link, großartig! Ich habe zwar trotz Gadget-Affinität keinen E-Reader, aber da es das Buch auch in der Österreichischen Nationalbibliothek gibt und ich morgen eigentlich dort arbeiten müsste, weiß ich jetzt, womit ich mich ein Weilchen von unerfreulicheren Aufgaben ablenken werde. Ist zurückgelegt. :)

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    1. Dann lesen wir es quasi parallel. Ich bin gespannt auf Deine/Ihre (?) Eindrücke. Der Anfang hat mich jedenfalls gleich fasziniert.

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    2. Ja - ich bin richtig gespannt (auch auf den Bachmann-Teil) und komme gern wieder her, um zu berichten.
      "Du": gern. :)

      Schönen Abend!

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    3. Da freue ich mich drauf! In "Die Wand" habe ich gestern Abend (Ist das nicht toll mit so einem eReader, wie schnell das geht?) schon reingelesen und ich bin fasziniert. Mehr als vom Film (Den ich trotzdem gut fand).

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    4. Ja, das ist wirklich toll - und wenn man bedenkt, dass ich das Buch leider erst morgen bekomme, sogar noch toller! Ist aber wohl auch ein wenig naiv gewesen von mir, davon auszugehen, wenn ich am Abend (ausgerechnet dem Abend des Nationalfeiertags) ein Buch bestelle, liegt es am Morgen unbedingt bereit. Da wächst die Aufregung und der Wunsch nach einem neuen Gadget wächst gleich mit.

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    5. Das Buch ist noch immer nicht angekommen, da es gerade anderweitig benutzt wird - schade für mich, schön für die Forschung. Da habe ich aber doch in das pdf hineingelesen und gleich ein paar interessante Gedanken aufgeschnappt. Also wollte ich nicht versäumen, mich hier und jetzt *nochmal* für den tollen Tipp zu bedanken.

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  3. AUSSTELLUNG:
    auch ich finde: es muss immer WIEDER darauf hingewiesen werden, wenn der "männliche blick" mal eben so ganz nebenbei mit dem "objektiv allgemeinen blick" verwechselt wird.
    .... das erinnert mich an die ausstellung NACKT, ebenfalls im städel vor einigen jahren. in der ausstellung, wenn ich es recht erinnere, waren 0 werke, die männer zeigten, und ca. 1% werke von künstlerinnen. nicht gerade viel. von den abgeschmackten plakaten mal abgesehen: eine weibliche riesenbrust, darüber "picasso sieht eine frau".
    ganz groß!

    FILM:
    ich fand die botschaft auch nicht so eindeutig, vielleicht weil ich genau weiß, dass so ein "einfaches leben" nichts romantisches hat. und die "natur" und das sogenannte "natürliche", dem trau ich auch nicht über den weg.
    gleichwohl haben mich die natur-bilder im film extrem bewegt; für mich sind sie von kind an sehr vertraut, diese landschaften, und sie haben nichts für bedrohliches.
    ... es geht wohl eher um das alleine-sein, um das auf-sich-selbst-zurückgeworfen sein. das ist total bedrohlich; gibt aber auch die möglichkeit einer inneren autarkie.
    in der ausstellung "auf der alm ..." auf schloss trautenfels im ennstal/Ö wurde darauf hingewiesen, dass gerade für die sennerinnen der ca. 3-monatige aufenthalt auf einer alm zwar einsam war, jedoch auch einen freiraum darstellte. daran musst ich bei dem film denken.
    das buch leih ich mir gleich morgen bei meinen eltern aus :)

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    1. @verena elisabeth
      Das Städel hat in der Hinsicht offenbar ´ne Tradition. Und es gibt einen Zusammenhang zwischen diesem Ausblenden von Frauen und dem Zugriff auf die Werke, der unbedingt alles "labeln" will, "Etikett drauf", Einordnung in den kunsttheoretischen und philosophischen "Zusammenhang", diese ganze furchtbare Zutexterei, wie sie sich auch in den Hertie-Garten-Hallen (!) zeigt. Glaube ich jedenfalls. Die Angst, irgendwas könnte entweder raus wuchern oder leer bleiben.

      Der Film treibt mich auch noch um. Mir ist diese Alpen-Landschaft nicht vertraut, sondern immer schon (in den Ferien) als überwältigend und auch beängstigend erschienen. Vielleicht sogar eine vererbbare Wahrnehmung (?). Eine meiner Söhne wollte beim Anblick der Dolomiten auf keinen Fall weiterfahren und hat eine richtige Panik-Attacke bekommen. Es stimmt auch, dass mich besonders beunruhigt, wie diese Frau sich in die Situation "schickt" (ein Lieblingswort meiner Großmutter mütterlicherseits), vor allem in dieses "Auf-sich-zurück-geworfen-sein". Die Wand selbst ist eine sehr starke Metapher, so durchsichtig, so untererschütterlich, so unsichtbar. Sie "spricht" nur zum haptischen Sinn, auch das ist vielleicht zu bedenken. Der Widerspruch vielleicht, der mich am meisten beschäftigt, ist das Schreiben und die Autarkie. Denn "der Bericht" ist ja (schon im Wort) "gerichtet" an einem menschliches Gegenüber, dass es eben gar nicht mehr gibt. Sie erklärt zwar, dass sie es für sich selbst tut, aber in jedem rechtfertigenden, selbsterklärenden Wort scheint mir das Verlangen nach dem anderen Menschen auf, nach dem "Gespräch". Aber als er auftaucht, der Andere, ist er eine Bedrohung und sie erschießt ihn.

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    2. ... hihi, dann lies mal diesen artikel aus dem aktuellen FREITAG: eine ganz böse und polemische kritik, v.a. des romans ... aber: es ist was dran.
      ... vielleicht, hab ich mir überlegt, sollte man film/buch überhaupt nicht als metapher begreifen. sondern die geschichte so wörtlich nehmen, wie sie ist. "frau alleine im wald". und das ganze nicht so überhöhen.
      mir gefiel noch der satz (so oder so ähnlich): "zum ersten mal im leben war ich besänftigt. nicht zufrieden oder glücklich. aber besänftigt."
      wo bei ich mit "besänftigt" ausdrücklich nichts sich-zurücknehmendes oder klein-beigebendes hat. er verweist eher auf eine souveräne innere ruhe.

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    3. Das ist genau die Art Rezension um derentwillen ich fast gar keine Zeitungen mehr lese. Warum schreibt einer so was hasserfülltes? Es ist so, als schriebe ich über Ernst Jünger. Was ich niemals täte. Weil es mich nicht die Bohne interessiert. Aber die HERR-schaft muss halt Relevanz behaupten. Krieg ist wichtig, Kinder hüten nicht. (Und so! PISSER! Hosenschisser!) Nö, keine Lust, wütend auf den zu sein (ist mir zu irrelevant, hihi). Ich lese lieber weiter.
      (Süß ist es aber doch, dass der Magnus Klaue heißt. Einen sprechenderen Namen könnte frau kaum erfinden.) Ich finde das Buch (habe jetzt 60% gelesen, der Kindle macht ja keine Seitenangaben) großartig. Spannender und vielschichtiger als den Film.

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  4. Erstens (zum Schnitt ins Auge): Auf das blutige Opfer bin ich gespannt und vor allem darauf, wer aus was für einer Wunde bluten wird. Ich hab da so eine Ahnung ...
    Zweitens (zum männlichen Wahn im Städel): Bitte weiternerven! Ich brauche das, weil ich daran regelmäßig meine eigene Haltung überprüfe, und andere brauchen es bestimmt noch mehr.

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    1. Ich arbeite an dem Schnitt. Ein bisschen eklig ist das schon ;-).

      Manchmal "nervt" mich die Thematik (Der weiße Mann als menschliche Norm) selbst. Weil es mich auch immer wieder von dem ablenkt, was mich grade viel mehr beschäftig. Immer wieder fühle ich mich durch solch einseitige Repräsentationen dazu gezwungen, mich mit Patriarchat, Männlichkeit und männlichen Sichtweisen zu beschäftigen, obwohl ich mich eigentlich momentan gar nicht dafür sie interessiere, sondern für Weiblichkeit, für Liebe als Freundschaft, für Mutterschaft und Vaterschaft, für Beziehungen, Konflikte und Trauer jenseits der heterosexuellen Paar-Geschichte. Es nervt mich, dass Männer immer wieder und wieder erzählen wollen oder beinahe zwanghaft müssen, wie sie Frauen sehen oder ihre eigene Schwäche im Bild einer Frau ausstellen und genauso nervt es mich, wenn Frauen sich ausschließlich über die Sicht von Männern auf sich und ihre Arbeit definieren, wenn sie um "mitspielen" zu können, sich selbst nur in diesem Blick erkennen können/wollen. Davon will ich mich lösen. (Dass eine so alt werden muss, um zu sagen: Das geht mich - jetzt - nix an!)

      Die Bücher, die mich in den letzten Monaten bewegt haben, setzen andere Schwerpunkte (von der Alte-Frauen-WG in "Der Zwerg reinigt den Kittel", über HIldegard von Bingens Frauenkloster oder Hilary Mantels Hof-Macht-Spiele bis zu Marlene Streeruwitz "Schmerzmacherin". Tucholskys Briefwechsel mit Mary habe ich erst mal wieder weggelegt. Deshalb. Gestern Abend noch bin ich stattdessen in "Die Wand" eingestiegen - und ich finde es viel besser und bewegender als ich gedacht hatte!

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  5. Keine vernünftigere Regung als die Liebe....?
    Vielleicht die Liebe im caritativen Sinne.

    Der Mensch irrt, der Mensch geht nicht erst in die Irre.

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    1. Da das Zitat aus dem Roman "Die Wand" von Marlen Haushofer ist, dürfte klar sein, dass es hier nicht um die Verwechslung des heterosexuellen ("romantisch" eingefärbten) Besitzanspruches an einem anderen Menschen mit "Liebe" geht. Sondern genau darum: um die liebevolle Fürsorge für andere Lebewesen.

      Dem letzten Satz hätte Maren Haushofer wohl zugestimmt.

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