Mittwoch, 30. Januar 2013

TRÄUME/SCHÄUME: “Stop!' I cried imploringly to my god-like mind.”

"When a true genius appears in the world, you may know him by this sign, 
that the dunces are all in confederacy against him" 
(Jonathan Swift)

"Das trübe Blut der frühen Jahre" - kam mir heut´ morgen in den Sinn. Taugt das als Titel eines bahnbrechenden Werkes? (´Direkt ins Netz´ schreib´ ich, solange ich zu müd´ bin, was Rechtes zu schreiben.) Ich träumte wüst. Alle purzelten mit allen umeinander, aber das hatte nichts mit Sex zu tun oder gar mit Sexismus. Eine Terror-Organisation erstand vor meinem inneren Auge, modern, gut vernetzt, kleine, lokale Einheiten, flache Hierarchie. Auf einer Weltkarte sah ich mit kleinen gelben Fähnchen markiert ihre Anschlagsziele, sie vermehrten sich minütlich: Mumbai, Rawalpindi, Nanyang, Fukushima, Vladivostock, Smolensk, Leningrad, Helsinki, Aberdeen,  London, Birmingham, Ottawa, Phoenix, Ciudad de Mexico, La Paz, Lusaka, Nairobi, Alexandria, Mekka, Rom, Mailand, Köln, Frankfurt, Berlin, Neuruppin, Buxtehude, Kleinaltenstädten. Ich kam kaum hinterher. Gelegentlich erschienen rote Fähnchen. Ich begriff: Da hatte ein Massaker stattgefunden. Allerdings unterschied sich die Gruppe vom bekannten Terrorismus der Ist-Zeit dadurch, dass sie ihre Opfer nicht wahllos machte und sie sich öffentlich zu nichts bekannte. Unter merkwürdigen Umständen traf ich eine vermummte Kommandeurin (ein Titel, den sie allerdings sofort bestritt), die mir lächelnd gestand, man setze nicht auf die Verbreitung der Angst durch die üblichen  verdächtigen Massenmedien, sondern ganz altmodisch auf Mund-zu-Mund-Propaganda, durch die sich der Schrecken um so viel nachhaltiger und grausamer verbreite und näher heranrücke an die, die es betreffe. Augenzeugenberichte von der Verstümmlung seien unübertroffen. Es scheine auch nur so, als könne es einem jeden geschehen, indes sei natürlich gerade das nicht der Fall - und darauf, hierbei schüttelte sie sich vor Lachen, kämen die, die es betreffe, zuerst.  Sie begriffen als erste, worum es gehe; soviel zum Unrechtsbewusstsein, das solle ich mir merken. Sie legte auch Wert darauf, mir zu sagen, dass nur Kämpferinnen mit Erfahrung und medizinischem Sachverstand für den letzten, den finalen Schnitt in Betracht kämen. Mir wurde dennoch durchaus übel, wiewohl ich mit "der Sache" sogar ein wenig sympathisiere. Wir verwickelten uns zuletzt sogar in ein philosophisches Gespräch über den Sinn der Strafe und kamen - ganz kantisch - überein, dass Vergeltung (im Unterschied zu Rache) ein durchaus legitimer, wenn nicht gar, wie sie meinte, der einzig "wahrhaft" legitime Strafzweck sei. Indes sprach sie der Prävention und Abschreckung nicht gänzlich das Recht ab. Ich jedoch beharrte auf einer ordentlichen Gerichtsbarkeit, wie Sie es zweifellos von mir erwarten. Auch kann ich mich trotz einer gewissen theoretischen Neigung in der Praxis niemals mit Gewalt, mit Blut, Schweiß und Tränen anfreunden. Das war der Moment, als alles übereinander stürzte. Ein dicker Kerl, dem noch ein ketchuptriefendes Hotdog halb aus dem Munde hing, fiel über mich und ich erkannte Ignatius J. Reilly. Das entlockte mir ein Lächeln, obwohl er auf mein schönes fliederfarbenes Kleid sabberte. Seiner ´valve´ entfuhr ein übelriechender Wind und der Mastermind (der das wahnsinnige, herrliche Werk gerade liest) zog mich mit indignierter Miene unter dem Genie hervor: "Du kapierst auch gar nix, Mama." Da tauchte hinter einem Busch der Dschungelkönig auf und setzte mir eine Krone auf. Er war süß und jung und mir lag eine sexistische Bemerkung auf den Lippen, die ich aber nicht herausbrachte. Die Bäume schlugen über uns zusammen und ekliges Getier begann an uns zu knabbern. Ich erwachte und fuhr zur Blutabnahme. 

Inklusive einer Buchempfehlung, ganz nebenbei:


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