Montag, 25. März 2013

Immer noch kalt in AMSTERDAM


Holländische Meisterwerke // Sich gegen die Kälte einen Wanst anfressen?

Von einem Fenster des Stedelijk Museums aus, beobachtete ich, wie es einem jungen Mann minutenlang nicht gelang, die Zigarette seiner Freundin zu entzünden. Der Wind rüttelte malerisch an der Flagge des amerikanischen Konsulats gegenüber und blies die Gräser in den frisch angelegten Bottichen auf dem Museumsplein durcheinander. Ich wartete auf Morel, der die Mike Kelley-Ausstellung "fulminant" fand. Zwei Entdeckungen machte auch ich in der Dauerausstellung: Charley Toorop und Nola Hattermann. Momentan fasziniert mich besonders die Phase zwischen den beiden Weltkriegen, zwischen individueller Hoffnung, gesellschaftlichem Aufbruch, Fatalismus und innerem Rückzug; Bezugnahmen zurück oder voraus, jenseits der Abstraktion. 

Mit der Zunge konnte ich, als wir wieder draußen auf dem Platz standen, die salzigen Tränen auffangen, die er mir aus den Augen trieb, bevor sie auf meinen dreifach geschlungenen Schal tropften. Weite Plätze sind zu meiden bei diesem Wetter. Ein Hauch von Sonne strahlte über die herrschaftliche Prinsengracht und vergoldete die Brücken. Dass sie, die Sonne, wärme allerdings, erwies sich als Irrtum, sobald eine den Fuß wieder vor die Tür des schnuckeligen Cafés setzte, in dem die Poffertjes so fettig unter einer dicken Puderzuckerschicht lockten. In Jordaan könnte eine wie ich Monate verbringen, um ein kleines Restaurant nach dem anderen zu testen: thailändisch, indisch, marokkanisch, türkisch, indonesisch, holländisch, belgisch, französisch, äthiopisch, argentinisch, spanisch. (Warum erteilt mir niemand so einen sach- und personenbezogenen Auftrag? Jahrzehntelang habe ich von der indonesischen Rijstafel geschwärmt, die 1986 für eine Gruppe junger Kunsthistorikstudent_innen in Amsterdam aufgetragen wurde, die unter der Leitung von Bernd Growe eine Exkursion nach Delft, Haarlem und Amsterdam unternahm. Ich arbeitete damals zusammen mit anderen zu den Bildern Vermeers, die Briefleserinnen zeigen -  und speziell zu dem Bildnis "Der Liebesbrief")




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