Freitag, 31. Mai 2013

Über: EIN BÖSES WEIB, SCHWEIGEN und LITERATUR, BARBARA PYMS READING WEEK, MEDITIEREN GEGEN DIE KRISE und FREIHEIT AUS DANKBARKEIT u.v.m.

Meine Link-Tipps der Woche

* Die Metaphysiker enttarnten ihr fiktives Alter Ego schon vor Jahren als die Personifikation des BÖSEN auf Erden; jetzt hat es auch das Feuilleton bemerkt: Brust raus, Bauch rein, Hirn raus.

* Luise F. Pusch ist was aufgefallen, das zwar keine überraschen kann, aber doch ärgerlich bleibt: Das Weib schweige in der deutschen Literatur

* Wer glaubt, das "Problem" löse sich biologisch, wenn die alten Herren abtreten, liegt leider falsch: Sexismus im Literaturbetrieb (Achtung: TAAAABUUUU-Bruch. Wer sowas ausspricht, macht sich verletzlich, klar. Andererseits: Die Geharnischten und Blockierten sind mir sowas von egal. Grade habe ich wieder so Sätze gelesen, dümmer als Toastbrot, die aber "Literatur" oder "Philosophie" sein wollen: "Alle Kinder sind irgendwann fasziniert von ihrem Penis." --hihi!-- alle! oder das hier: "Rhetorik, die gut ist für Frauen oder für das Haus der Gemeinen, deren von unsrer Zeit so überschätzte Machtmittel aber nicht hinreichen, ins Innere der Dinge zu dringen." Original-Quatsch von Autoren, die volle Anerkennung genießen. Ich hab´s zugeklappt bzw. ausgeschaltet. Auf Nimmerwiedersehen!)

* Mal was wesentlich Erfreulicheres: Morgen beginnt die "Barbara Pym Reading Week" vom 01. - 08. Juni, zu der ich mit zwei weiteren Post über die Werke einer meiner Lieblingsautorinnen beitragen will. Mitmachen! Und Pym lesen! 

* In der "ZEIT" von dieser Woche (aber leider nicht online, daher hier der Link auf ein Interview im Deutschland-Radio aus 2011: Meditation aus der Krise) steht ein sehr lesenswertes Interview mit der "sozialen Neurowissenschaftlerin" Tania Singer (im Wirtschafts-Teil): 

"Ja, jeder hat ein caring-System. Es ist überlebenswichtig, hat evolutionäre Ursachen und ist bei Männern und Frauen vorhanden und aktivierbar. Also kann es genauso wie Leistungsmotivation die Basis für ein Wirtschaftssystem werden. (...) Sie können aber auch lernen Ihr Herz zu öffnen. Das ist für Ökonomen, so denke ich, eine besonders schwer zu schluckende Pille: Man kann so etwas wie Dankbarkeit, Liebesfähigkeit und soziale Motivation schulen, und die Menschen richten sich dann eher danach aus als an Macht und Gewinn. Letztere sind natürlich auch wichtig, es kommt nur auf die Balance an. Und die kann man ändern, auch in einem Wirtschaftssystem, das ja eigentlich ein System für Menschen von Menschen ist." 

* Dorothee Markerts Text auf "beziehungsweise-weiterdenken" über: "Der steinige Weg zu Dankbarkeit, Respekt und Freiheit zwischen Müttern und Töchtern" hat mich voller Dankbarkeit und Liebe denken und fühlen lassen, wie gelöst und respektvoll die Beziehung zu meiner Mutter heute ist. Aber auch ich erlebe immer wieder in Gesprächen mit Freundinnen, wie belastet das Thema ist, wie schnell jeder Gedanke an die Mutter und die schmerzliche Beziehung zu ihr zur Verhärtung führen kann. Zur Freiheit gehört auch, sich aus dieser Opposition lösen zu können.

* Amüsant ist, dass ausgerechnet die alte Tante "New York Times" eine Frage beantwortet, die ich mir seit dem überraschenden Abtreten des Herrn Ratzingers vom Heiligen Stuhl gestellt hatte: Was wurde aus den roten Schuhen? "An Endorsement That´s a Blessing"

*In Frankfurt beginnen heute die Blockupy-Aktionen: blockupy.org In meiner Timeline verfolge ich, wie die EZB blockiert wird. Ich kenne Menschen, die da drin sitzen und Menschen, die da draußen demonstrieren. Mit vielen Forderungen kann ich mich identifizieren, mit allen nicht. "Gegen die Banken" finde ich zum Beispiel so pauschal keinen schlauen Spruch. Zur Großdemonstration am Samstag werde ich aber auch mal vorbeischauen. 

*Ansonsten: Bereite ich den Besuch aus Istanbul vor, auf den wir uns im Juni freuen, lese mich in Texte zur "Sprachkrise um 1900" ein, arbeite an einem Text über das absolute Folterverbot, wechsle die Bettwäsche, hole ein Paket auf der Post ab, schreibe zwei Briefe mit der Hand an Freunde, die noch analog kommunizieren, spachtele ein Loch in der Wand zu, hänge Wäsche auf, kaufe ein, koche ein Abendessen und putze die Treppe. Das ist das Programm für heute.

CU.


2 Kommentare:

  1. danke für das digitale digest , besonders für das kleingedruckte . dazu passt eine beachtenswerte tendenz in der amerikanischen wikipedia , romnanautorinnen aus der allgemeinen autorenliste auszusiedeln -
    http://www.guardian.co.uk/books/2013/apr/25/wikipedia-women-american-novelists

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    1. Da nich für! :-) Ja, das hatte ich auch im Guardian gelesen und dann noch Einiges dazu auf Salon. Es ist doch immer noch ein bisschen doller, als frau sich´s eh schon vorstellt.
      Im letzten Sommer in Venedig war ich - trotz aller Vorerfahrungen - richtig schockiert, nachdem ich die Grabstätte von Marietta Robusti besucht hatte und dann im Reiseführer nachträglich nur den Hinweis auf ihren Vater und ihre Brüder fand, obwohl jede/r, die/der dort steht, den Grabstein mit ihrem Namen lesen kann. Dieses Verschwindenlassen, Generation um Generation, ist schon erschreckend. Und hinterher heißt´s dann immer: Gibt ja in der oder der Epoche keine Autorinnen, Malerinnen, Komponistinnen von Bedeutung....

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