Samstag, 14. Dezember 2013

BAMBULA. TABULA RASA. BANDITEN. (ein Traum)

(Ich habe von dir geträumt, weißt du. Das passt dir sicher so wenig wie mir. Es gibt feinere Alpträume.)

Er sitzt am Tisch und schreibt. Immer schreibt er. "Du musst alles aufschreiben, was ich dir vorsag´." Sie ist umgezogen und wohnt jetzt in seinem Kopf. Manchmal tanzt sie, aber nie auf seiner Nase herum. "Lass die Kalauer weg, sag ich dir." Er traut sich nicht, ihr zu widersprechen. Er ist ganz brav oder tut wenigstens so. Das macht sie nur noch wütender. Sie steigt auf einen Stuhl und ruft: "Bambula. Tabula rasa. Banditen." Da muss er doch nochmal lachen. Er könnte auch aufstehen und weg gehen, aber dann wäre er ja kein Autor mehr. Er schreibt. Er bleibt sitzen und schreibt. (Er ist immer schon sitzen geblieben.) Sie hüpft auf dem Stuhl herum und schreit: "Wer nicht hüpft, ist Sozialdemokrat." Er bleibt sitzen. Das verfängt schon lang nicht mehr bei ihm. Er macht bei nix mit und sich über alles lustig. Er schreibt auf: "Meine Haushälterin hat den Kühlschrank abgetaut und die Küche unter Wasser gesetzt. Ein Mann im Haus ersetzt keinen Putzlappen." 

Sie ist ein Loch in seinem Kopf und er ist ein Loch in der Vorsehung. Jedes Loch muss einmal gefüllt werden, sogar ein schwarzes. "Schreib das auf: Ein Mann, ein Loch." Wenn er sich auf den Stuhl stellte, könnte er hüpfen und rufen: "Ich bin eine Emanze." Er bleibt sitzen. Es sitzt sich gut, wenn man schreibt. Man schreibt alles auf, was so passiert, vor allem, wenn gar nix passiert. Das ist das Geniale: Alles Kopfgeburten. Ohne Schleim und Blasen und das Gefühl. "Ich mach dir jetzt einen heftigen Schmerz, damit du was spürst." Sie hämmert mit einem Presslufthammer direkt in seine Synapsen. "Rawumm. Bambula. Tabula rasa. Banditen." So viel Spaß hatten sie lang schon nicht mehr. Die schöne Literatur wird aus dem Leid geboren. Wer in der Vorstadt auf dem Stuhl hockt, braucht eine grausame Kopfbewohnerin. Da hat er aber wirklich Glück gehabt. "Die Haushälterin rückt sich die Schürze zurecht, als sie endlich vom trocken gewischten Boden hochkommt. So eine Sauerei." Bevor sie geht, könnte sie ihm aber noch ein kühles Bier bringen. Er schreibt. Es kommt kein Bier. Der Kühlschrank ist abgetaut. Der Stecker rausgezogen. "Vielleicht zieh ich um." Da kriegt er es mit der Angst zu tun. Er geht auf die Knie. "Bitte bleib." "Ich überleg´s mir nochmal.", sagt die kleine Frau in seinem Kopf und setzt sich. Sie schreibt. Sie schreibt alles auf.

("Ich mag´s nicht", sagst du, "wenn du so zynisch wirst." "Ich?", frage ich. "Ich bin nie zynisch." "Die Sache mit der Haushälterin..." "Das kann ich ändern." "Lass nur." Zwischen uns ist auch nix mehr, wie es mal war.) 

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