Sonntag, 6. Juli 2014

VON OBEN HERAB. Unter-Gründig. (Ein Traumbild)

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(Nachtrag zur Allegorie der Geschmacksbildung (wöchentliche Ästhetik):)


"Ich möchte nicht", sagte sie, "selbst denken. Ich denke vielmehr daran, endlich einmal gedacht zu werden." Damit wiederum hatte die sich stets verschuldende Unmüdigkeit nicht gerechnet und wandte sich - tief enttäuscht - ab. "Diese Protagonistin", notierte sie in ihr Notebook, "lassen wir an Schwindsucht sterben."


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Natürlich ist mir bewusst, dass ich das nur geträumt habe: Wie ich so lebe, indem ich auf dem Theater sitze. (Du musst genau zuhören: Ich sage nicht, dass ich im Theater lebe. Auch nicht, eben so wenig, dass ich auf der Bühne lebe.) Tatsächlich sitze ich lebend auf dem First des Theaterdaches. Ganz schön weit oben ist das, zum Schwindeligwerden. Das wird´s mir auch. So verbringe ich denn mein Leben herabschauend, nicht auf die Straße allerdings, so wenig wie in den schmalen Hof hinein, wo der Wäschewagen geparkt ist, immer. Ich schaue hinab durch das Oberlicht, das offen steht, auf die lichtgeflutete Bühne.

Ich, das will ich damit sagen, wie du sicher bereits verstehst, ich also: Spiele nicht mit. Stehe nicht auf der Bühne, inszeniere nicht (mich), nehme keine Haltung ein, gehe nicht ab, sondern halte mich fest, krampfhaft. Ich darf nicht nach links schauen, hinunter auf die Passanten und Automobile, die sich bewegen, nicht nach rechts hinab, wo der Wäschewagen ewig wartet. Starr halte ich mich an die eine Perspektive: die Bühne des Lebens von oben herab. So sehe ich zu und spiele nicht mit, was nur gespielt wird, aber bewege mich auch nicht fort, wo sich bewegt wird und räume nicht auf und weg, was sich gewaschen hat. Ich lebe und schaue dem Spiel zu, das ich nicht spiele.

(Was für ein elendiges Esoterik-Metaphern-Gewäsch. Dabei ist abendländisch-philosophisches Geraune doch im Dutzend noch billiger zu haben. Sogar auf Französisch und mit Schnauzbart. Prouussst.)

Ja, nu: Ich gebe zu. Räume ein. Gestehe. Da oben sitzest freilich du. Nicht ich. Lebendig. Fest. Du. Ich. Bin unten. Liege auf der Bühne flach. Atme. Gleichmäßig. Lasse mich anschauen. Von oben. Von der Seite. Von unten (aus dem Publikumsraum). Und du. Da oben. Schaust. Halt dich bloß fest. Wenn du stürzt, atme ich einfach weiter. 

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"Träume sind Schäume." 
"Was relevant ist. Von oben und unten. Seitwärts." 
"Wollen wir uns fallen lassen?" 
"Wer unterwandern will, muss an der Oberfläche bleiben."

"Schade, ich hatte mich schon so auf die Tauchgänge mit dir gefreut."

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