Montag, 1. Juni 2015

"JUST ANOTHER BAD HAIR MONDAY" (aus dem Doppel-Leben der Lehrkraft P.)

Ironische Selbstansagen mache ich mir in Englisch. Und bleibe mir so vertraut doch lieber fremd: Geschichten erzählen in der 3. Person, während die Prüfung läuft. Ich funktioniere als perfekte Pantoffelheldin des lernenden Systems und stelle doch die Frage: „Kann es sein, dass der Verrückte, den wir brauchen, Dieter Bohlen ist?“ Während die Funktionsfähigkeit ungebremst vorgegaukelt wird, läuft nebenbei unablässig mein geheimer Film: In dem jene zärtliche Aufmerksamkeit für kleinste Bewegungen herrscht, die hier nicht einmal vorstellbar scheint, wo Urteile gefällt und Witze geworfen werden müssen.

Stille Tage im Innern der Verkapslung, während draußen hektisch Termine gemacht und verschoben werden. Ein größerer Teil von mir ist nicht mal da oder dort, sondern schwebt sich fort: „Wild Thing, Mary.“ ("Gimme names.") Ich rüttele schon lange nicht mehr an Stäben. Ich simuliere Ankünfte in Storylines, bis ich bleibe. Vor Jahr und Tag schrieb ich, dachte ich, an silberne Härchen auf starken Handrücken. Eine achtsame, weiße Schulter mit Anlehnpotential wird ähnlich sehnsüchtig erträumt: (Er-)Schöpfungspotential.

Ein Zimmer für mich allein: Rot. Drinnen gesellen sich die Gestalten herzu: Heilmann, Mel, An, Madame S., Commandante K. Wir gehen tanzen ins billigste Ritz der Nachkriegsjahre, bis wir herausgetragen werden. Eine gelbe Gardine flattert im Wind. Jemand läuft geschwind über die gewundene Treppe hinauf auf hochhackigen Schuhen: Klickklackklickklack. Ein Flüstern und Kichern im Flur. Ich möchte nur noch in Hotels wohnen? „Some of us can only live in songs of love and trouble, some of us can only live in bubbles.“

Der Pianist in der Bar stellt die Verführung pur vor. Ob seine Brusthaare schon grau sind? (Ich kann mir noch immer keine Männer mit blanker Brust erträumen.) Nippen an einem Drink, der samtig die Zunge saugt. Über Mündern, die sich anstarren. Daraus könnte eine sehr traurige Liebesgeschichte werden. „You and I, we don´t believe in happy endings.“ Es gibt gar keine anderen Themen: das Meer, die Liebenden, der Tod. Nur Idioten denken an Konjunkturkrisen. Oder Hits. Und die Verrückten, die wir brauchen. (Lebt Bohlen eigentlich noch?) Ich weiß, dass es keine Pflichten gibt, außer zu lassen. Das ist keine Flaute, wie du meinst, Heilmann, sondern die Brise. Der sanfte Hauch, unter dem ich mich ergebe. 

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