Samstag, 21. November 2015

BILDUNTERBRECHUNG ("Denn ich bin ein anständiges Mädchen...") Ein Traumbild

Die Missachtung für diesen Willen, der kein Weg ist. Dass kein Begehren auch keine Lösung ist. Ich reiße mich zusammen, heißt es. Betone: Reißen. Ein Riss geht mitten durch. Ich sträube mich zu nähen. Du? Kannst es gar nicht.

Fangen wir an. Sagt Klassenkamerad Müller, an den ich 30 Jahre lang nicht mehr gedacht hatte. Er hat ein Froschmaul und spricht, als sei er direkt aus dem Wilden Westen hergeritten. (Ich habe Kamerad Müller noch nie auf einem Pferd gesehen.) Er fängt nicht an. Er vollführt keine Peitschen-Kunststücke. Er steht auf einer Bretterbühne wie stillgestellt. Ein Film Still ohne jeden ästhetischen Mehrwert. Er trägt grüne Socken, sonst ist das Bild schwarzweiß. Das macht doch alles keinen Sinn. Sage ich. Bewegt Kamerad Müller den Mund, wenn er spricht? Stehe ich im Zuschauerraum? Sind wir in einem Saloon? 

Bildunterbrechung

Wer sind Sie? Fragt die Dame in Gelb. Als könnte ich darauf eine Antwort geben. Wechsel des Bühnenbildes. Ich stehe in einem verwilderten Garten vor einem Seerosenteich. (Ich weiß, dass ich noch niemals hier war, aber immer hierher wollte.Die Dame, die mir den Rücken zuwendet, stochert mit einem Kescher zwischen den Algen. Ihr breitrandiger Hut bildet die Sonne nach, die nicht scheint. Der Himmel ist verhangen. Frösche quaken. Film still. Ich bin Keiner. Sage ich. Bist Du es, Vita? Bin ich ein Ding, das nur Dich will? Werde ich Dich herumreißen und küssen auf Deinen Kirschenmund? 

Bildunterbrechung

So verpeilt. Sagst Du. Ich lächele, automatisch. Mehr wage ich nicht. Halte Dir die Tür auf. Stelle mich nicht auf die Zehenspitzen. Lasse Dich laufen. (Alles wie gehabt, dabei hatte ich geglaubt, das Zauberwort gefunden zu haben, dass Dich wegfliegen lässt.) Du bist kein Schmetterling und längst gefangen. Deine Befangenheit. Bilde ich mir wahrscheinlich nur ein. Ich sähe dich gern anders als Du bist. Damit ist eigentlich alles gesagt. Schweigen wäre am ehrlichsten. Deshalb plappere ich hilflos drauflos. Film still. Film still. Flehe ich. Aber das geht immer weiter: das Geplapper, das Flimmern, Du. Meinen Gefühlen kann ich trauen. 

Ich werde mich nicht erklären. Das ist ausgemacht. Denn ich bin ein anständiges Mädchen. Und Du.


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