Donnerstag, 16. Juli 2015

OXI - Wenn nichts mehr geht...


Schäuble sei eben, höre ich, ein Jurist. Die Einhaltung der Regeln ihm deswegen geradezu Herzensangelegenheit. Es ist bei dieser Einlassung, wohlgemerkt, von jenem Herrn die Rede, der im Köfferchen nach gutem Speisen in trauter Waffenhändlerrunde 100.000 DM in bar annahm, durchaus regelwidrig. Das ist allerdings nur, was wir wissen, weil es unter Druck gestanden wurde.  (WIR - plurales majestatis - erinnern uns hierbei unwillkürlich an die grausliche Szene aus Kafkas Brief an den Vater, in der der bei Tisch Nägel schneidende und Ohren putzende, schmuddelnde Vater dem Kinde Tischmanieren beibringen will. Die Welt, in der wir leben, ist, wissen wir schon lange, durchaus kafkaesk). Indes bewundern die meisten am meisten derartige Heuchler und Minderleister in Macht und/oder mit Geld. WIR dagegen wundern uns längst nicht mehr über die Mächtigen, desto mehr graut uns vor ihrem beifallklatschenden Sklavenvolk, das sich in den Kommentarspalten von spon und faz und vor den Asylbewerberunterkünften tummelt.) 

Freilich hat ein jeder und eine jede, auch der Herr Schäuble, nach vollzogenem Rechtsbruch und moralischem Versagen eine zweite, ja ich sage, gar dritte oder vierte Chance verdient (Die brauchen wir doch alle.) WIR können im Falle dieses seit Jahren resozialisierungsverweigernden Menschen allerdings keine Einsichtsfähigkeit erkennen. Der Herr erzählt mit Stolz von seinen Verbrechen: als "Architekt der deutschen Einheit". WIR erinnern uns - schaudernd - an die "Treuhand" (Orwell lässt grüßen. - Sowieso ist´s mir, als übertrumpfe die Phantastik der "powers to be" und ihrer symbolischen Ordnung jeden fiktiven Schein.) Selten trifft eine auf Menschen, deren Weltbild und -anschauung über Jahre so konsistent ist und bleibt, wie das des Herrn aus dem Badischen. Seine Koordinaten sind klar: Er richtet nicht nach Recht und Gesetz, sondern nach "für oder gegen Deutschland", wobei er mit dem Land eben jenes meint, das seines ist und meines niemals wurde, seit 1989 nicht mehr, nicht einmal mehr kritisch. Ich lebe hier nur. Mit andern. 

Schäubles Deutschland dagegen ist jenes von den hinter der CDU/CSU stehenden Kapitalinteressen (Spender, Spender!) und zutiefst konservativen, um nicht zu sagen reaktionären Wertvorstellungen ("christliche" Kernfamilie, abwesender erwerbstätiger, verantwortungsscheuer Vater, treu sorgende, faktisch alleinerziehende Mutter, homophob, nationalistisch, chauvinistisch) geprägte Land, das Fremde und Fremde bestenfalls (aber nicht um jeden Preis!) duldet und diese Duldung Toleranz nennt. Für die wohl verstandenen Interessen dieses Sch´land ist ein Rechtsbruch allemal gerechtfertigt. Denn das Recht hat dem Sch´land zu dienen.

Es verlohnt sich eigentlich nicht, dem Herrn Schäuble einen Blogpost zu widmen. Der Dreckarbeiter (nie mussten WIR so tief in die Kloake, obwohl WIR so manches Klo putzten) ist ja nicht allein und nicht mal besonders abstoßend. Er steht halt nur grade am Pranger und um so verdächtiger macht sich, wer mit der Masse auf ihn eindrischt. Wie also WIR hier. Und dennoch: Manche, nicht wenige sähen ihn gern als Kanzler und schreiben das auch, wo immer wir´s nicht lesen wollen. Das wird selbstverständlich nicht passieren, geschenkt. Steht aber für was: Für die Sehnsucht nach dem "harten Hund", der nicht nur hinter den Kulissen durchsetzt, was eben durchgesetzt werden muss (dazu hat auf ihrer Titelseite heute auch noch mal die gute, alte Tante "ZEIT" den Spaniern die Leviten gelesen: Links wählen und abkassieren...., geht nicht! Wählt was wir euch sagen - oder seht zu, wie wir a) euch die Luft abschnüren und b) die von euch Gewählten entweder zum Rücktritt zwingen oder vor euren Augen in unsere Marionetten verwandeln.) Es reicht halt manchem und mancher jetzt nicht mehr, dass die Politik der gigantischen Umverteilung von Unten nach Oben vollzogen wird, nein, man will das nicht länger heimlich tun müssen. 

Unser Kampf gilt nicht Schäuble. Ein Schäublexit hilft nix. Wir können auch nicht wählen. Nichts anderes. Eine deutsche Sozialdemokratie gibt es längst nicht mehr. Die Grünen trügen und tragen - mit eifrig inszenierten Bauchschmerzen - noch jedes Abkommen mit. Und wählten wir die LINKE, so erlebten wir eine Variante dessen, was wir erlebt haben (Ypsilanti, Tsipras...). Erinnern wir uns: Niemand im Europäischen Rat hat je grundsätzlich das Vertrauen in Urban verloren oder ekelte sich öffentlich vor Herrn Berlusconi.  Zum Beispiel. Man wird zur Not auch mit Madame Le Pen speisen. Das sind die Eliten, die uns regieren, und ihre Benimmregeln. Hinter ihnen stehen die, die sie beherrschen. 

Ich weiß keine bessere Welt. Und keine schlechtere. Es gibt keine Hoffnung, nutzen wir sie! Von unten: Kooperativen. Genossenschaften. Bedingungsloses Grundeinkommen. Versuchslabore gegen die Politik der Angst und des "Keine Experimente!"




Eine Wahrheit über mich (ganz ohne Majestät) ist allerdings, 
dass ich mich im Kampfmodus nicht leiden kann. Und daher Schlachten meide.

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