Dienstag, 13. Juli 2010

FIKTION BRAUCHT DEN TOD

ERLESEN. Buch-Empfehlungen:

Markus A. Hediger: Krötenkarneval. Edition Neue Moderne Autorenverlag, 2007

Markus A. Hediger hat seinem Buch „Kröten-Karneval“ den Untertitel: „Autobiographische Fiktionen“ gegeben. Dieser – scheinbare – Selbstwiderspruch (Autobiographie und Fiktion), um den das Buch in seinen 41 (ich hoffe, ich habe mich nicht verzählt) kurzen Kapiteln kreist, ermöglicht es mir, darüber zu schreiben. Denn eigentlich gehört es zu meinen Prinzipien, Bücher ohne Rücksicht auf die Biographie des Autors zu lesen, nach Möglichkeit sogar ohne diese Biographie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Mit  Markus A. Hediger habe ich jedoch begonnen mich in den letzten Wochen über die Kommentarfunktion zunächst in Die Dschungel.Anderswelt von Alban Nikolai Herbst, später in Hedigers eigenem Blog ocularium über Fragen des Glaubens, der Schrift und des Schreibens, wie sie uns beide beschäftigen, auszutauschen. Tritt man in ein solches – wenngleich virtuelles – Gespräch ein, so ist es selbstverständlich, dass man sich das Gegenüber als eine Person vorzustellen beginnt. Es stellte sich also jene Haltung ein, die ich gegenüber literarischen Texten zu vermeiden suche. Ich möchte den Text verstehen, nicht die Person, die ihn schrieb.

Gerade die Beziehung zwischen Autor und Text, Leben und Schreiben, Person und Sprache ist es aber, die Hediger in „Kröten-Karneval“ befragt. Daher – so lege ich mir das jetzt zurecht – ist es in diesem Fall vielleicht  kein Fehler, wenn ich selbst als Leserin mich gleichfalls dieser Gefahr einer möglichen Verwechslung stellen muss: also bewusst wahrzunehmen und sich immer wieder daran zu erinnern, dass der Ich-Erzähler von „Krötenkarneval“ nicht der Markus A. Hediger ist, der vorgestern in Rio überlegte, ob er mehr private Sprachschüler annehmen solle. Er ist dieser nicht nur nicht, weil seit der Niederschrift von „Krötenkarneval“ drei Jahre vergangen sind. Auch 2007/08 war Markus A. Hediger nicht identisch mit dem „Ich“, das in „Krötenkarneval“ spricht, obwohl die Parallelen zwischen beiden offenkundig sind.

„Krötenkarneval“ beginnt mit der Feststellung: „Ende November 2007 kehrte ich nach 17 Jahren in der Schweiz nach Brasilien zurück.“ Auf Litblogs.net kann, wer will, nachlesen, dass Markus A. Hediger 1969 in Schaffhausen/Schweiz geboren, in Brasilien aufgewachsen und nach Studium und Berufstätigkeit in der Schweiz 2007 dorthin zurück gekehrt sei. Das Schreibprojekt, das „Krötenkarneval“ dokumentiert, verfolgt zu Beginn ein Ziel: „das Land meiner Kindheit und Jugend nochmals zu einer Heimat machen.“ Doch stellt sich für den Schreibenden heraus, dass das imaginierte Kinderland eine Fiktion war, ein selbst entworfenes Gegenbild zur Kälte der Schweiz: „schöne Frauen, zweimal am Tag Fleisch auf dem Teller, Lehrer Marió in seinem blauen VW-Käfer.“ Das „Ich“, das sich über die brasilianische Kindheit definierte, zeigt sich, war eine Fälschung: „Ich war hier noch nie.“  Alles ist ganz anders gewesen, als „Ich“ sich erzählt hat; es schreibt sich, der schreibt, „um Kopf und Kragen“, wenn er sich noch einmal erschreibt, wie schwierig es ist, eine Kröte zu töten, dass die erste Liebe Patricia hieß und aus Langweile ein Aguti quälend verbrannt wurde. Ins Zentrum gerät ein Verrat durch den und am Wahrheitsanspruch des christlichen Glaubens, verkörpert im missionierenden Gott-Vater, dem die Wahrheit, der Abfall vom Glauben, nicht gesagt werden kann. Es geht schließlich darum zu begreifen, dass jeder Versuch einer Selbstfindung immer in einer Selbst-Erfindung mündet. Hediger erzählt nicht von sich,  sondern das erzählende „Ich“, das Markus A. Hediger heißt, erzählt sich, d.h. es erschafft sich schreibend als einen Anderen. Daher gehen diese „Autobiographischen Fiktionen“ unweigerlich durch diese Verstörung: „Ich weiß nicht mehr, wer ich bin.“

Die (Selbst-)Fiktion, die Hediger in „Krötenkarneval" erschreibt, ist dabei eine, die stets ihr Medium, die Schriftsprache, reflektiert. Nicht nur ist Ich ein Anderer, sondern es ist jener bestimmte Andere, der sich schriftsprachlich ausdrückt. Hediger wählt eine Form der Darstellung, die sich an Nelson Rodrigues Bekenntnissen „A Cabra Vadia“ (Die herrenlose Ziege) orientiert, was eine Unterteilung der kurzen Kapitel in noch kürzere nummerierte Kolumnen zur Folge hat.  Durch diese Form der steten Selbst-Unterbrechung führt die sprachliche (Selbst-)Erkundung in Hedigers Text immer wieder an die Grenzen der Sprache.  Während in der Logos-Welt der Schweiz die Sprache das Medium der Aneignung ist, durch die Welt allererst greifbar wird, erweist sich in Brasilien, dass die Sprache der Welt die Unmittelbarkeit raubt: „Die Welt ist in mir. Oder ich bin in ihr. Wenn ich schweige.“

Die Art, wie Markus A. Hediger erzählt, erzeugt auch für den Lesenden diese Möglichkeit des Schweigens, des Innehaltens. Dieser Autor entwirft nicht autoritär eine fiktive Welt, in die der Leser soghaft hineingezogen wird, sondern hält bewusst das Sprechen immer wieder an. Die Unterteilung der kurzen Kapitel in die noch kürzeren Kolumnen verführt den Leser dazu, den Kopf zu heben und über das Gelesene nachzusinnen, es auf die eigene Welt zu beziehen. Wenn er beschreibt, wie Email, Chatten und Telefonieren im Internet eine Spontanität der Kommunikation mit den Freunden über die Kontinente hinweg ermöglichen, die der Briefverkehr mit seinen langen Unterbrechungen verwehrte, vergleicht man diese Erfahrung mit den eigenen. Ich habe mich oft beim Lesen dabei ertappt, regelrecht zustimmend mit dem Kopf zu nicken: „Lachen, so lautet meine These, ist der Ursprung der Sprache. Ich stelle mir vor, wie unsere Ahnen beisammen saßen und aus Freude über dieses Beisammensein in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie schüttelten sich und hielten sich die Bäuche, bis sie ganz erschöpft und verschwitzt (wie ich gestern Abend) still wurden. In diesen Momenten der Stille wurde ihnen bewusst, dass sie Ausdrucksformen finden mussten, die nicht so sehr an die körperliche Substanz gingen.“ Während ich das lese, erinnere ich mich daran, wie ich einmal meinen Sohn aus der Kinderkrippe abholte, er war erst knapp über ein Jahr, nur weniger Worte mächtig, und ich fand ihn und seinen Freund unter einem Tisch sitzend, sich vor Lachen die Bäuche haltend und  japsend. Stimmt, denke ich, das hätten sie nicht ewig machen können.

Die Zweisprachigkeit verschärft die Sprachreflexion. Wie zu Beginn das Ziel gesetzt wird, sich aus Brasilien eine Heimat zu machen, so soll das Portugiesisch, aus dem das Kind sich vertrieben wähnte, wieder Zuflucht werden. Doch zeigt sich: „Jede Sprache ist eifersüchtig und rächt sich bitter für jeden Verrat.“ Der Schreibende kommt nicht an: nicht in Rio de Janeiro, das ihm zum Setting für die erschriebene Roman-Figur „Ich“ wird und nicht in der (portugiesischen Sprache), denn: „Sprache ist keine Heimat. Sesshaftigkeit in der Sprache gibt es nicht. Sprache will weiter.“

„Krötenkarneval“ ist die Geschichte eines Mordes.  Zu Tode kommt: der „Ich-Erzähler“. „Viel ist von mir nicht übriggeblieben. Derjenige, der dieses Heft aufschlug, um sich und sein Leben zu beschreiben, existiert nicht mehr.“ Der fiktive Markus A. Hediger des „Krötenkarnevals“ hat „mit ganzem Einsatz gespielt, (s)ein Leben aufs Spiel gesetzt und es verloren.“ Er hat sich seziert, wie die aufgespießten Kröten: „Von der Kehle bis zwischen die Schenkel war die Bauchdecke aufgeschnitten, die Bauchlappen sorgfältig auseinander geklappt und mit Stecknadeln an dem Brett befestigt, so dass der Blick auf sämtliche Organe freigegeben war. Eine feine Plastikfolie bedeckte die offene Wunde und bewahrte das Tier vor zu schnellem Austrocknen. Das Herz, daran erinnere ich mich sehr deutlich, schlug noch.“

 „Fiktion braucht den Tod.“, heißt es auf dem Klappentext des Buches. Aber ein anderer sagt am Ende: „Ich bin glücklich. Mein Leben, wie ich es hier beschrieben habe, gefiel mir nicht.“ Der Blick fällt zum Schluss auf eine herrenlose Ziege, schweigend.



Das Buch ist 2008 erschienen und kostet € 14,00


oder 

20 Kommentare:

  1. Liebe Melusine,

    „dass die Sprache der Welt die Unmittelbarkeit raubt“:

    Das ist eine wichtige Beobachtung. Aber, wie Sie und Markus Hediger, gesagt haben, diese Unmittelbarkeit ist ein Konstrukt. Die Welt ist nicht so wie wir sie als Kind erlebt haben. Sie ist ja nicht einmal so, wie wir sie heute erleben. Nicht einmal dieses Erkennen, dass sie nicht so ist, ist so. Selbst das ist noch konstruiert. Wir konstruieren immer. Nur dass wir im Erwachsenenalter unter den Bedingungen einer wie immer gearteten Aufklärung – also durch Kant eine im Sinne des Verstandes oder durch Freud im Sinne des Triebes -; dass wir durch diese trübe Linse der Aufklärung hindurch konstruieren. Unmittelbar ist nichts zu erleben, wir erleben durch die Sinne und, wenn uns danach ist, beklagen wir die fehlende Unmittelbarkeit; dann aber wieder loben wir die Sinnlichkeit dieses Erlebens.

    Insgesamt eine schöne Besprechung!

    Aléa Torik

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  2. Liebe Aléa,
    Sie haben Recht, dass alle Erfahrung durch die Sinne vermittelt ist. Gestern erst hatte ich (zufällig) auf die Seite "Lektüre. Worte des Tages" (http://gleisbauarbeiten.blogspot.com/p/lekturen-wort-des-tages.html) ein Zitat von Bazon Brock aus "Ästhetik gegen erzwungene Unmittelbarkeit" eingestellt.

    Dennoch: Wie Markus A. Hediger erfahre ich die Sprache (vor allem die Schriftsprache) auch oft als entfremdend. Sie zwingt in Vorher und Nachher, in die lineare Zeitwahrnehmung, Erinnerung (Vergangenheit) und Projekt (Zukunft). Dagegen sehne ich mich gelegentlich nach Gegenwart pur: Da-Sein. Dies aber wahrzunehmen erfordert gleichzeitig Konzentration (auf die Situation und die Wahrnehmung) und "Loslassen" (der Worte), was logos-zentrierten Menschen schwer fällt. Stille zulassen.

    Natürlich schenkt uns die Sprache auch viel. Also: Kein Grund für Klagen:)

    Viele Grüße
    Melusine

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  3. Sprache kann die Welt verschliessen (indem sie sagt: "So ist es") oder sie kann sie, mittels Poesie und Literatur, öffnen.
    Aber das wirkungsvollste Instrument zur Aneignung (was für ein schreckliches Wort, es fällt mir im Moment kein anderes passendes ein), das uns Sprechenden zur Verfügung steht, ist das Handeln. Umberto Eco nannte es den "Finalen Interpretanten": Wenn die unbegrenzte Semiose, das unendliche Übersetzen von Wörtern in andere Wörter, von Zeichen in andere Zeichen, in einer konkreten Handlung mündet, versiegt für einen Moment die Zeichenflut und erzeugt dabei etwas "Sprachloses" - nur um diese Handlung und ihre Wirkungen sofort wieder in unsere Zeichenwelt zu integrieren.

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  4. Es ist wichtig, das nie zu vergessen: Dass die Worte (und Zeichen) die Welt nicht s i n d. Die Begeisterung für Intertextualität etc. hat manchen dazu veranlasst zu glauben, die es sei anderes herum: Gehungert werde nur dann, wenn der Hunger gezeigt werde.

    Tatsächlich wird die "konkrete Handlung" aber immer sofort wieder ein Zeichen, da wir gar nicht anders können als die Welt mit Sinn aufzuladen. Deshalb ist dieses "Innehalten", sich der Sinn-Freiheit für einen winzigen Moment zu überlassen, finde ich, auch so beglückend: der Austausch eines Lächelns - noch bevor es zum Zeichen wird und "etwas" bedeutet.

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  5. @MelusineB:
    Sie treffen den Nagel auf den Kopf. Diese Momente kommen unvermittelt, sind folglich auch nicht durch Sprache herbeizuführen (eignen sich aber wunderbar als Gegenstand der spekulativen Theologie, aber ich widerstehe dieser Versuchung jetzt :-)

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  6. Was für ein merkwürdiges gespräch, würde mich interessieren wie sie das nicht nur im wörtlich ausgehungerten erklären wollen, wo ist denn das Sinnliche, wenn ein Mensch am Hungertuch nagt, ist dass denn keine Poesie mehr oder fängt da die Poesie erst an?

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  7. Ein Mensch, der hungert, braucht etwas zu essen. Wer kann, ist verpflichtet, es ihm zu geben. Dass "ein Mensch am Hungertuch nagt", ist eine Metapher, durch die das Leid des Hungernden, dessen existentielle Not, die ihn seiner Menschlichkeit entkleidet (ihn sozusagen in einen "Nager" verwandelt) g e z e i g t werden soll. Dass ein Mensch hungert, ist ein Unglück. Dass ein Mensch am Hungertuch nagt, ist ein Unrecht. Wenn Sie glauben und ausdrücken wollen, dass es Unrecht ist, dass Menschen hungern, brauchen Sie die Sprache - nur in ihr gibt es die Kategorie der Gerechtigkeit. Wenn Sie den Hungernden helfen wollen, brauchen sie Essen und Logistik. Sie müssen handeln, nicht reden. Aber Sie werden vielleich nur handeln, wenn Sie es für ein Unrecht halten :)
    Mit Poesie hat Hunger nichts zu tun.

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  8. Danil Charms war ein russischer Poet, er starb in einem russischen Gefängnis am Hunger. Ossip Mandelstamm lief tagelang durch die Strassen Moskaus um etwas Brot zu besorgen. Mariona Zwetajewa plagten folgende sorgen, wo bekomme ich etwas zu essen her? James Joyce ging es in seinen schlimmsten Zeiten nicht besser, Beckett auch nicht, Gabriel Garcia Marquez`s Frau musste sämtliche Wertgegenstände verkaufen, damit sie etwas zu essen hatten.
    Poesie hat mit Hunger alles zu tun, daraus zieht sie ihre Kraft.

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  9. @Anonym:
    Hätte Hunger einen direkten Bezug zu Poesie, wären alle Hungernden Poeten.
    Wäre Hunger das einzige, woraus die Poesie ihre Kraft zieht, dürfte keiner einem Poeten etwas für seine Gedichte geben. Auch satte Poeten schreiben Gedichte.

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  10. sagen die satten Poeten...

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  11. nein besser noch, sagen die Satten

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  12. Tatsächlich muss man nicht hungern um über darüber zu schreiben. Aber das Hunger nichts mit Poesie zu tun, das ist ein kleiner Witz, man denke nur an Knut Hamsuns "Hunger"

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  13. Hunger hat so viel oder so wenig mit Poesie zu tun wie Rosen. Man kann über alles dichten, wenn man dichten kann. Auch über Hunger. Eine Voraussetzung zum Dichten ist er nicht. Und er macht Gedichte auch nicht besser (oder schlechter). Hungernde Dichter zu romantisieren, lehne ich ab. Durch Fasten kann man sich Halluzinationen verschaffen, durch Drogen auch.

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  14. Wir leben in merkwürdigen Zeiten, wo der Hunger im gleichen Atemzug mit Rosen genannt wird.
    Fasten tut man übrigens freiwillig, hungern nicht.

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  15. es gibt stalker (gerade im netz), denen man nicht entkommt. lese hier eine interessante besprechung zu markus' buch und muss (das scheint ein übel, das überall auftaucht) unter dem anonymen kommentator jemanden erkennen, der für mich inzwischen leicht zu verifizieren ist. immer der gleiche käse, immer das gleiche unverständnis dem eigentlich gesagten gegenüber. immer die gleiche feigheit aus der zweiten reihe heraus (entweder anonym oder mit verwischenden namen). ihm selbst sei zu sagen: halte deinen mund - oder höre, WAS gesagt wird.

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  16. Es gibt Stalker, Michael Perkampus (ich habe Ihr schönes Blog Veranda über Markus A. Hediger entdeckt, freue ich mich drüber!). Doch fühle ich mich hier - noch - nicht "gestalkt" (das klingt scheußlich, also besser: verfolgt, was aber auch falsch klingt, weil man ja manchmal ganz gern verfolgt wird, "gestalkt" aber nie). Die Missverständnisse (um es freundlich auszudrücken) sind allzu offensichtlich, aber gerade die, zumindest geht das mir so, bringen einen ja manchmal dazu weiterzudenken, während das Vollkommene einen sprachlos ergeben stehen lässt.

    Hier ist es so gewesen: Ich dachte noch einmal neu darüber nach, woher das "Unbehagen an der Kultur" rührt: Die Verhinderung der TAT. Da ist etwas Wahres dran. Und umgekehrt gilt auch: Alle unsere Taten sind ohne Kultur kontingent. Es gibt aus diesem Dilemma kein Entrinnen: Hunger und Rosen. Gegen eine falsche Unmittelbarkeit. Weil das "Käse" ist. Und gut, dass es noch einmal klar wurde. Mir.

    Herzliche Grüße (allzu viel "Aneinander vorbei reden" natürlich nervt, da haben Sie völlig recht.)

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  17. im grunde finde ich es merkwürdig, vom besonderen ins allgemeine zu driften. unterhalten wir uns über kunst und kultur und käme da einer (es gibt den, der da kommt, immer) und sagte: wie könnt' ihr euch über bücher (gemälde, skulpturen, philosophie) unterhalten, wenn doch gerade ein anschlag im guten alten babylon (irak) stattgefinden hat, dann hätten wir die gleiche kommentierung. ich sage (weil es ein schönes bild ist); jawoll hunger und rosen. jawoll weltenall und dreckige socken, jawoll mord und liebe.
    natürlich stalkt der stalker nicht - aber schaun sie noch mal:

    "Wir leben in merkwürdigen Zeiten, wo der Hunger im gleichen Atemzug mit Rosen genannt wird."

    dem kann man nichts mehr erklären.

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  18. Das ist wahr. Und immer kommt so einer...
    Für mich - und so versuche ich wieder zurück zum Ausgangspunkt zu kommen und konkret zu werden - hat diese Auseinandersetzung direkt mit Markus A. Hedigers Buch zu tun und eigentlich nur deshalb lasse ich mich darauf ein. Denn es geht in dem Buch ja um das Verhältnis zwischen Leben und Schreiben, wie das Geschriebene sich dem Leben aufprägt und es "fälscht", aber auch das Leben nur als Erzähltes einem "wirklich" wird. Und dazwischen gesetzt die Momente des Innehaltens und Schweigens, wo einer SEIN kann. Das mag ich so daran: die Selbstunterbrechung, die dem "Autor" die Autorität nimmt. Und dann jawoll: gehen Mord und Liebe, Harmonienlehre und Verdauung, Melancholia und Abzahlungraten zusammen. Weh tut´s aber doch....

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  19. markus ist schonungslos mit sich selbst, und das macht es ehrlich. er verheimlicht nicht, was er tut, mit welchen tricks er arbeitet (wenn es denn tricks sind). man merkt vermutlich erst spät, in welche falle man da geraten ist. markus hat nie das staunen verlernt, über sich, die welt, die erinnerung. "das hier ist wahr, weil ich es schreibe", oder noch eine ebene tiefer: "weil ich lebe, kann ich das hier schreiben, und das macht mich wahr."

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