Mittwoch, 3. August 2011

ICH BIN EINE SCHLAMPE!


Oder? Weder bin ich promiskuitiv noch kleide ich mich „aufreizend“. Mein Dekolleté ist kaum je gewagt (es gäbe auch nicht so viel zu sehen.) Die meisten meiner Röcke gehen knapp übers Knie. Mein Berater sagt: „Das steht dir am besten.“ Ich sage: „Ja, meine Knie...“ Er sagt: „Die sind o.k.. Mehr wegen deiner Proportionen.“ Ich bin zu kurz: für lange Röcke. Und zu breit in den Schultern: für Minis. Finde ich. Findet er. Ich liebe es, wenn er mir die Kleider raussucht, an meinen Ärmeln zupft, mir einen Gürtel umbindet. „Dreh dich mal“, sagt er und ich rausche rum. Er schaut mich prüfend von oben bis unten an. „Das geht“, sagt er. Also hängen wir es weg. „Nee, gar nicht, die Farbe...“ Und dann: „Das ist es. Das bist du.“ Leider kann ich mir die Aufmerksamkeit und die Kleider in seinem Designer-Laden nicht so oft leisten, wie ich möchte. Meistens muss ich von der Stange kaufen oder im Second Hand, ohne die Leitung durch seinen Blick, ohne Lenkung durch seine präzisen Griffe, ohne seine Anweisungen, mich richtig zu bewegen.

Es gibt also (auch männliche) Blicke, die eine Frau genießen kann. Nicht nur von einem Mann, mit dem sie Sex will. Oder wenigstens einen Flirt. Es gibt die Möglichkeit, seinen Körper mit Freude vorzuzeigen, ohne dass damit die Aufforderung verbunden ist: „Nimm mich.“ Es gibt, leider, eine Menge Männer, die das nicht wissen. Sie sind ein bisschen dumm und werden durch eine jahrhundertealte Kultur in der irrigen Annahme bestärkt, dass eine Frau, die ihre körperlichen Reize zeigt, „zu haben ist“ und zwar für jedermann.

In Toronto hat ein solcher Mann, von Beruf Polizist, in ehrenwertester („Die Ehre des Mannes ist der Schutz der exklusiven sexuellen Verfügbarkeit seiner Frau.“) Absicht, Studentinnen empfohlen, nicht wie Schlampen (sluts) rumzulaufen, um nicht zu Opfern von sexueller Gewalt zu werden. So entstand der erste Slutwalk. Seither haben Slutwalks u.a. in Vancouver, Miami, Seattle, Chicago, Melbourne, Sydney, Amsterdam, Paris, Stockholm, Neu Delhi und Sao Paulo stattgefunden. 

Am Samstag, dem 13. August, gehen Schlampen bundesweit auf die Straße: in Berlin, München, Hamburg, im Ruhrgebiet und auch in Frankfurt. In Frankfurt beginnt die Veranstaltung im Kaisersack (gegenüber vom Hauptbahnhof) am 13. August um 15.00 Uhr.

Ich bin eine Schlampe! Und dabei. Denn ich habe keine Lust, mich in meinen Selbstdarstellungsmöglichkeiten einschränken zu lassen, auch wenn ich nicht alle nutze.

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