Samstag, 12. März 2011

PROGRAMMUNTERBRECHUNG: STRAHLENDER FRÜHLINGSTAG

Die Sonne strahlt Frühlingsgefühle vom Himmel. Aus dem Reaktor von Fukushima verstrahlt radioaktives Cäsium. „Wir können nur noch beten.“ Die Hilflosigkeit der Behörden offenbart in scheibchenweiser Desinformation. „Keine Gefahr für die Bevölkerung.“ Die Litblog-Sphäre bleibt unberührt. An den Werken wird weiter gearbeitet. Das ist nicht ohne Grund. Wer hat was zu sagen zum Super-GAU, das nicht schon gesagt oder überflüssig, unangemessen,  selbstgefällig wäre? „Kernkraftwerke in Erdbebengebieten bauen - irre“, „Das musste ja mal passieren“, „Schlimm, wirklich schlimm“, „Die armen Menschen“, „Was passiert eigentlich bei einer Kernschmelze?“, „Der Deutschlandfunk hat sein Programm unterbrochen. Hör mal zu.“, „Oh Mann.“ Es gibt nichts zu sagen. Schönes Wetter draußen. Ein Paar Blumenzwiebeln setzen. Immer noch hoffen. Sich durchs Netz klicken. Überall das Gleiche. Man erwartet jetzt Neues im Minutentakt. „Ja, die Nachrichten, die uns erreichen, klingen nicht gut.“ Am Telefon: „Was machen wir jetzt?“ Wir können nichts machen. „Hol die Anti-Atomkraftfahne aus dem Keller.“  Erst mal Kaffee trinken. Ist das zynisch? Die jungen Männer schweigen. Das ist neu. Kein spöttischer Kommentar, keine Parolen. Wie war das bei Tschernobyl? Man muss sich ablenken. Und außerdem: Vergiss nicht, dass Gaddafi immer noch seine Landsleute bombardiert. Wir leisten uns weiterhin ein mit Milliarden subventioniertes Bankensystem, statt es zu zerschlagen und aufs Notwendige zu reduzieren.  Der Guardian veröffentlich eine Klageschrift Bradley Mannings. Die beschriebenen Haftbedingungen sollten wir Folter nennen. In Saudi-Arabien wurde der „zornige Freitag“ brutal unterdrückt. Wir brauchen halt Öl. Im Wahlkampf wird wieder mal fröhlich auf Ausländerfeindlichkeit spekuliert.  Seehofer hat 20mal in einer Rede von Leitkultur gesprochen.  Menschliches Versagen. Naturkatastrophen. Verbrechen. Aber: Schön draußen. Durchatmen. Die Krokusse brechen sich Bahn. Ein paar Narzissen strecken ihre Köpfe raus. Frühlingsgefühle: Zorn, Angst, Mitgefühl, Trauer. Luft! Die Luft wird knapp. 

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