Mittwoch, 8. Juni 2011

THE LAND, THE WATER, THE PEOPLE

Ihr Name sagte mir nichts. Dabei hatte ich im Sommer 2008 ihr Werk bewundert. Wir besuchten die Dauerausstellung in der National Portrait Gallery in Washington. Im Innenhof des Gebäudes, eines ehemaligen Patentamtes, das Walt Whitman schon als „the noblest of all Washington buildings“ beschrieben hatte (und es gibt in Washington D.C. keinen Mangel an noblen Gebäuden) war es nicht still. Kinder spielten im Wasser; an den Kaffeetischen unterhielten sich die Besucher vielleicht wie wir über die beeindruckende Ausstellung der Bilder von Aaron Douglas, einem afroamerikanischen Maler, der zur „Harlem Renaissance“ gehörte, die zeitgleich im Amercian Art Museum zu sehen war.

Es war nicht still, keineswegs. Aber es wirkte ruhig, der Ort strahlte Gelassenheit aus, die sich auf Körper und Geist übertrug. Die Überdachung des Innenhofes hat Norman Foster konzipiert, den auch hierzulande jede Frau als Architekten der Reichtagskuppel kennt. Fosters Sensibilität für historische Räume, die er durch leichte gläserne Konstruktionen mit einer modernen, offenen Sichtweise und Nutzung verbindet, wirkte auch hier. Was den Ort jedoch einzigartig macht, ist die „Landschaftgestaltung“ des Innenhofes durch einen Wasserspiegel, den Kathryn Gustavson installiert hat. Ihr Name sagte mir, wie gesagt, nichts. Doch ich erkannte in der neuesten Ausgabe von „Intelligence Life“ den Kogod Courtyard der National Portrait Gallery wieder, in dem wir uns so wohl gefühlt hatten. Und las, dass Gustafson auch die Landschaftsarchitektin ist, die das so umstrittene Denkmal für Prinzessin Diana im Londoner Hyde Park geschaffen hat (The Diana Memorial Fountain).  Gustafson, die in Washington (State) aufgewachsen ist und heute in Paris lebt, ist berühmt für die Gestaltung öffentlicher Plätze mit Wasser: „Her first questions on a new projekt are always: ´Where ist the water? Is there water? Who were the native people? What are there myths?“ Die Verbindung von Wasser und Mythos, sie funktioniert offenbar weltweit: Ursprung, Taumel, Bergung, Lebenselixier, Senke. Wir kommen als Geschöpfe aus dem Wasser, von ihm umhüllt, geschützt, verschlungen, genährt. Einer jeden Kultur ist das Wasser gleichermaßen profan wie heilig.  

"A sheeny floor of water that vanishes to create a ballroom at night."
Die bewusste Gestaltung des öffentlichen Raumes, so Gustafson in dem Artikel in „Intelligent life“, befördere das Bewusstsein für das Gemeinwesen. Wer auf Plätzen und in Parks Momente der Entspannung, der Zufriedenheit, der Gemeinschaft und des Daheimseins erfahre, der fühle sich eingebunden und verantwortlich.  Ist es so? Wo Schönheit sich entfaltet, hat Vandalismus und Vermüllung keine Chance? Der Zustand von Autobahnraststätten und schlecht oder gar nicht gestalteten Plätzen spricht Bände. Es ist kein Luxus, sich die Gestaltung unserer urbanen Umwelt etwas kosten zu lassen. Die Verwandlung eines Gangs über einen städtischen Platz oder das Sitzen auf einer Parkbank in ein Erlebnis ist eine nachhaltige Investition. Landschaftsgestaltung und Architektur sind zwei Kunstzweige, die ihre Benutzung durch das Publikum nicht als Abwertung erfahren, sondern als  „Auftragsarbeiten“ entstehen: „Each project is born of the land it´s on, and of the people it´s for.“ 

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