Donnerstag, 30. Juni 2011

WORT- SCHATZ (7): Bettel



das sind gute bettler, die sich mit dem bettelgeschicke in gedult vergnügen.

Wer will nicht mal den Bettel hinwerfen?

Ich hasse es, wenn sich jemand vor mir auf die Knie wirft. Dass er sich vor mir erniedrigt, macht mich zornig und verhärtet mein Herz. Bettler, die sich vor mir demütigen, gehen leer aus. Lieber geb ich zwei Schritte weiter dem fröhlichen Punk, der schreit: „Kein Bock auf Arbeit. Haste mal ´nen Euro?“ Das macht mich an und zieht mir das Geld aus der Tasche. Sein Tun erscheint mir nützlich und subversiv, denn der fröhliche Arbeitslose ist das Gegenbild zum Leitbild der Leistungsgesellschaft. So füllen sich daher, wenn ich vorbeikomme, nur die Taschen dessen, der mir vergnügt vorführt, was für eine schöne Sach es ist zu betteln, statt zu arbeiten und sein Brot selbst zu gewinnen. Er widerlegt mit seiner lustigen Bettelei zu meiner Freude auch den Moralapostel, der da spricht: „Also reden wir die Wahrheit nit, sunder wir mit dem Bettel umber gond.“ Dieses mag eher für den Knierutscher gelten, der seine Erniedrigung sorgfältig inszeniert.  

Es schleppt aber eine jede ihr Säckchen mit sich, sei es ein Bettel oder eine andere Last.  Der Bettel indes ist, handelt es sich um die Metapher und nicht um den Beutel, mit Schad´ und Schand noch überfrachtet. Denn wer den Bettel mit sich schleppt und den Rücken dazu krümmt, hält sich am Plunder fest. Er bedankt sich untertänigst für seinen Schluck spülwassriger Suppe und klammert sich an das letzte Hab und Gut. Was aber ein rechter Bettel ist, kann nicht gut geheißen werden. Es ist nix mit dem Plunderkram, sein es Sachen oder Machen: Was Bettel ist, gehört ausrangiert.

Was mit dem Betteln anfing aus Not oder Arbeitsunlust, ist zum Wort geworden für eine wertlose Angelegenheit, an der man trostlos festhält. Dagegen heißt es sich aufrichten: „Schmeiß ihnen den Bettel vor die Füße.“

(Jetzt gilt es bloß noch, richtig auszusortieren und die rechten Füße zu markieren!)

Schlussfolgerung: Werd den Bettel los!

(Meinen Söhnen gewidmet)

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