Auf Reisen (in die Mark Brandenburg, um mich zu erinnern an das, was ich erfinden muss) erfuhr ich vom Tod Friedrich Kittlers.
Kittler lesend begannen wir (wer immer aus meiner Generation sich mit gemeint fühlen mag) Mitte der 80er Jahre Alles auf Alles zu beziehen: Raumschiff Enterprise und Kant, Spielberg und Hegel, Bataille und Wallace. Durchlässigkeit, Fluss, Membran, Wellen - wir lauschten auf seine Anregung hin dem medialen Rauschen und sogen daraus die Bruchstücke ab, mit deren scharfen Enden wir in die Mauer aus Meister-Denkern Scharten für den Wahn-Sinn schlugen. Statt Sand im Getriebe zu sein, versuchten wir unsere Bilder-Welten zum Flirren zu bringen, jenem Surren, das wir, als letzte Generation, noch von den Schwarz-Weiß-Fernsehschirmen kannten, deren Antennen wir halb verzweifelt in schmuddeligen WG-Küchen ausrichteten. So verliefen sich, meinten wir, in Schönheit unsere Fiktionen vom Subjekt wie Fußspuren am Sandstrand, wenn die Wellen darüber züngeln.
Keines der Bücher Friedrich Kittlers kann ich hier am Neuruppiner See aufschlagen, um mich zu vergewissern, dass er nicht "blühenden Blödsinn" schrieb, sondern sein umspannender Blick auf Medien und Medialität half, uns, eine Generation, die sich eben aus dem Fernseher kennengelernt hatte, selbst zu beschreiben, ohne in Selbsthass zu verfallen.
Ich verdanke der Lektüre von Friedrich Kittlers Texten viel.
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