Sonntag, 2. Oktober 2011

HÖRIGKEIT 4: Willkürherrschaft

An Stelle der Apotheose der Vernunft haben wir die des Instinkts gesetzt, und Instinkt nennen wir alle Regungen in uns, wofür wir keine vernünftigen Beweggründe aufzufinden vermögen.

I
Sie trank unmäßig von dem Nektarbecher/Den das Geschöpf der Illusion/ Ihr aus der Hässlichkeit des Alltags reichte.

II
Und Martern stand sie aus,/ Weil sie ihr blutiges Herz vergab,/ aus Eitelkeit und mit Entzücken.

III
Gut aufgehoben war sie/ Zwischen Deinen Pranken./ Und starb sich selig/ Wie ein pochend Wild an Dir.

IV
Denn wo auch der See lockte,/ Senkte sie sonntäglich das Haupt/ Und hielt den Frieden im Herzen und stockte das Blut.

V
Sie trat zurück hinter den Spiegel/ und spazierte das Kabinett deiner Frauengeschichten entlang,/ ein endloser Minnehandel.

Ich gebe sehr gerne zu, dass die Frau, wenn sie auch keinen offenen Widerstand zu leisten vermag, doch Wiedervergeltung üben und dem Manne das Leben unsäglich verbittern kann und auf diese Weise die Macht hat, vieles durchzusetzen, was sie will, und vieles zu hintertreiben, was sie nicht will.


VI
Der allmächtige Gott der Zweigeschlechtlichkeit,/ erschien dir lächerlich/ als sie deiner Geliebten/ den Krug zum Mund führte.

VII
Und also sprach sie:/ Das leibeigene Fleisch sei verflucht, /Dich aber befreie ich von  den Ketten/ Und schiffe dich durch die Meere.

VIII
Sie tranken vom Paradiese die Gifte;/ Weib von deinem Weib/ Und lagen ruhig, Seele und Leib vereint/ Unter den Bäumen.

VIV
Kein Fegefeuer verbrennt ihre Wollust,/ Wenn sie sich strecken/ Und ihre Flut talwärts schießt/ ohne deine Gnade.

Es ist der sittlichen Natur weniger schädlich, unterdrückt zu werden, und sei dies selbst durch Willkürherrschaft, als diese Willkürherrschaft selbst ausüben zu dürfen.

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