Ein Beitrag von BenHuRum |
"Die Vergeistigung des Körper durch Wortgeplänkel war mir immer schon verdächtig."
"Aber es hört sich gut an, eine Massage für die Ohren, das geistreiche Gesäusel."
"Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich geistreich nennt und es ist."
"Denn es bleibt dabei, höre, dass der Geist erstens seine äußere Existenz im Körper hat...´"
"Wollten wir das denn abstreiten?"
"Jetzt hör halt zu: ´Das echte Ideal aber bleibt nicht beim Unbestimmten und bloß Innerlichen stehen, sondern muss in seiner Totalität auch bis zur bestimmten Anschaulichkeit des Äußeren nach allen Seiten hin hinausgehen´."
"Das Ideal, schließe ich, ist ein schöner Mann mit einem zart tätowierten Anker auf dem angespannten Bizeps, der seine subjektive Totalität nicht gegen das Äußere abschließt."
"Oder: Eine einäuige Frau mit einer steilen Nase und einem indianischen Teint, der sich eine dichte schwarze Locke in die edel konzentrierte, gemütvolle Stirn ringelt."
"Oder: Eine abstrakte Äußerlichkeit als solche. Gehaltvoll, aber kalorienarm. Regelmäßig, gesetzmäßig, symmetrisch. Einfach, rein, sinnlich."
"Die vollkommene und ansichseiende Schönheit der Langweile eines ungetrösteten Geistes zwischen harmonierenden Weinen und maßvoll gewürzten Speisen."
"Wir wollen das nicht vertiefen."
"Wir lehnen jede Vertiefung ab. Wir agieren in der Fläche. Wir heben keine Gräben aus. Wir errichten keine künstlichen Berge."
"Och! Das enttäuscht mich. Malerische Seen. Nichts Natürliches mehr in der Natur belassen."
"Aber man muss viel Zeit haben. Denn das kostet."
"Ach was, das gibt´s jetzt alles im Ramsch."
"Du willst sagen: Nichts gegen die Instant-Philosophie?"
"Genau. Wir lösen den unendlichen Widerspruch auf, indem wir eine letzte Stilblüte ins Wasser setzen."
"Die Kunst ist am Ende, wie immer schon, und wir machen ein Geschäft draus."
"Und wenn wir kein Geld rausschlagen können, dann immerhin Distinktionsgewinn."
"Am Eingang nehmen wir 2 Euro pro Nase; Tätowierte und steile Nasen kriegen Rabatt."
(Text: J.S.P/M.B. - um 1988)
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