Donnerstag, 7. Februar 2013

LOST IN PYM - "Observers of life"

Nur eine kurze Notiz heute. Denn ich bin abgetaucht, wie schon einmal vor über 20 Jahren, in Barbara Pyms 50er und 60er Jahre-Welt des vergangenen Jahrhunderts, bevölkert von scheinbar einsamen und doch so viel beschäftigen "spinsters", "clergymen" und Anthropologen, Haushaltshilfen und hilflosen Junggesellen. Man könnte glauben, es sei eine Welt, die längst vergangen ist, spießig, verklemmt, unspektakulär, keine Gewalt, keine Exzesse, kein Blut, kein Hass, keine Drohungen, keine Schimpfwörter. Alle bemühen sich um "Haltung" und drücken sich zwar gelegentlich konventionell, aber doch immer gepflegt aus. Klingt das langweilig? Für viele vielleicht. Für mich ist es große, moderne Literatur, die fast nur von Sprache lebt, von geschliffenen Dialogen. Nichts daran wirkt auf mich veraltet, überkommen, überflüssig. Denn obwohl Pyms Personal überschaubar und Handlung im Sinne von Entwicklung fast keine stattfindet, erzählen diese Romane von überzeitlich gültigen menschlichen Tragödien und Komödien, von gebrochenen Herzen und stillem Gedenken, von zärtlicher Aufopferung und blindem Egoismus, von liebenswerten Stalkerinnen und eiskalten Witwern. Pym, so habe ich im Vorwort zu dem Werk, das ich gegenwärtig lese ("No Fond Return of Love"), erfahren, lernte viel von Ivy Compton-Burnett. Das merkt man. Compton-Burnett war jedoch zweifellos radikaler und bösartiger in der Reduktion der Figuren auf ihr unaufhörliches Geplapper. Pym lässt ihren Charakteren jenseits aller ironischer Brechungen die Liebe und Sorgfalt angedeihen, die auch diese selbst sich, nicht immer mit geeigneten ´Objekten der Begierde´, machen. Ich würde nicht so weit gehen, wie Philip Larkin, der sagte, er würde eher einen neuen Pym als einen neuen Austen lesen. Mir wäre beides recht.

Und nun versinke ich wieder...

Barbara Pym: No Fond Return of Love

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