„Das
war eben, wie es war.“, sagte sie. „Du hast auch schon dümmere Verse aufgesagt, nachdem du einen umgenietet
hast“, erdreistete sich der blonde Jüngling in ihren Armen diese Worte zu kommentieren.
Sie gab ihm eine schallende Ohrfeige. Er riss die himmelblauen Augen auf,
während er seinen Kopf theatralisch gegen die Wand knallen ließ. Was für
wunderschöne lang gebogene Wimpern der Kerl hat, dachte sie. Dann schlug sie
noch einmal zu. Wieder riss der Dummkopf die Augen auf, als überrasche ihn die
Attacke. Dabei müsste er längst daran gewöhnt sein. Sie ließ sich auf das Sofa
fallen. „Nur damit dir klar ist, wer hier das Sagen hat. Wenn ich will, dass du
mir sarkastisch kommst, sag ich dir Bescheid.“ „Schon gut, Babe.“ Er rieb sein
Kinn an ihrer Schulter. Sie strich ihm übers Haar. „Mach mir ein Spiegelei. Up
side down“ Sie sah ihm dabei zu, wie er Butter in die Pfanne gab, die er auf den
schäbigen Zwei-Platten-Kocher schob. Die Schalter waren fettig und die Ränder
bespritzt. Sie konnte es selbst von der Liege aus deutlich sehen. Das ganze
Zimmer war unordentlich, überall lagen Klamotten herum, auf den dunklen
Regalblättern hatte sich sichtbar der Staub abgelegt. „Du bist eine Schlampe.“,
sagte sie. „Ein Dreckschwein. Mit einem Knackarsch.“ Das Luder machte eine
obszöne Handbewegung. Sie seufzte. Sie war einfach zu müde, um ihn noch einmal
zu schlagen. Es lohnte sich eh nicht mehr. Dieses ganze Arrangement war an ein
Ende gekommen. Der Depp war nur zu blöd, um es zu kapieren. Sie biss sich auf
die Lippen. Dabei hätte es ihm klar sein müssen, vorhin, als sie reingekommen
war und den Spruch abgesondert hatte, auf den er so frech reagierte. Vorher war
ihr das leider ausgerutscht, die Sache mit den beiden Leichen in der Vorhalle.
Sie hatte sie in die Abstellkammer geschoben, aber es konnte nicht lange dauern, bis sie entdeckt sein würden.
Das
Ei war fertig und Jackie ließ es auf einen Teller gleiten, den er vor Mona
stellte. Seine Spiegeleier waren Spitze, genauso, wie sie sie mochte, noch ein
bisschen glibbrig innen. Sie schnippte nach dem Besteck, das er ihr reichte.
„Pack schon mal die Koffer, Kleiner. Ist wohl sogar dir klar, dass wir hier so
schnell wie möglich weg müssen.“ Jackie zog einen verstaubten pinkfarbenen
Koffer vom Schrank. „In den“, winkte Mona mit der Gabel, „kommen nur meine
Sachen. Du nimmst dir dann nachher die Reisetasche da drüben für deinen Kram.
Aber mach den erstmal sauber.“ Mona tunkte ein bisschen Brot in das Eigelb und
saugte genüsslich daran. Jackie wischte gehorsam den Kunstlederkoffer mit einem
Tuch ab. Dann stapelte er Monas Sachen, die ordentlich im einzigen Schrank
lagen, rein. Sie hatte nicht viel, aber nur beste Ware. Zwei Strenesse-Kostüme,
ein schwarzes Etui-Kleid von Armani, eine 7 for all Mankind-Jeans, zweidrei
T-Shirts von Marc Cain. Das war´s. Dazu Spitzenunterwäsche von Victoria´s
Secrets, zwei Paar Tods, ein paar High Heels für besondere Anlässe. Als sie den
letzten Rest Fett mit einem Stück Brot vom Teller wischte, war Jackie fertig.
Er kniete vor dem Koffer, um noch ihre Lederjacke obenauf zu legen. „Jackie,
mein Süßer.“, flötete sie. Er drehte den Kopf, um gerade noch in der letzten
Sekunde seines Lebens wahrzunehmen, wie sie mit der Luger auf ihn schoss.
Aus
dieser Entfernung hätte nicht mal er sie verfehlen können. Mona stand auf und
schraubte den Schalldämpfer von der Waffe. Der Winkel war gut gewählt. Kein
Blut auf dem Koffer. Das wäre unangenehm geworden. Sie schob die Leiche mit dem
Fuß beiseite. Schade, um den schönen Jungen. Dann fiel ihr ein, dass er ihre
Toilettensachen noch nicht eingepackt hatte. Sie schob ihre Sachen mit dem
Unterarm direkt von der Ablage des Waschbeckens in ihr Set. „Daran hätte er
auch mal denken können, der Honk.“, schimpfte sie vor sich hin. Für einen
Moment hielt sie inne und schaute ein letztes Mal nach dem ein wenig gekrümmt
auf dem Boden liegenden Körper. „Honk“ war gemein. Das passte gar nicht zu
Jackie, von dem man sagen konnte, was man wollte, aber jedenfalls nicht, dass
er je grob gewesen wäre. Mona stellte sich gerade, legte die Hände in den Schoß
und murmelte: „Rest in Peace, Jackie.“ Damit war es aber auch genug. Sie streckte
sich kurz und bückte sich dann, um den Reißverschluss des Koffers zuzuziehen.
Sie
öffnete die Zimmertür und spähte in den Flur. Alles ruhig. Na dann.„Servus,
Jackie“, flötete sie, schob ihren Koffer hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
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