Dienstag, 3. September 2013

KYRENAISCHE ANTIPODEN: Kein reines Leid


Ein Beitrag von BenHuRum

Nachdem ich dem frisch vermählten Paar Dora Imgrunde und Martina Holzschlag (Herzlichen Glückwunsch, noch einmal, ihr beiden!) dieses Werk des BenHuRum zum Kommentieren zusandte, schrieb mir Dora (Wir sind jetzt beim Vornamen!), noch aus den Flitterwochen: 

"Liebe Melusine,

als ich dies Bild sah, erinnerte ich mich an einen Kommentar, den du vor Jahren um die Osterzeit im Blog von Alban Nikolai Herbst schriebst. Erinnerst du dich? Ich kann den Kommentar im Netz nicht finden, doch schriebst du ungefähr, dass Maria, die Mutter, den Blick nicht senkte, als ihr Sohn am Kreuz starb, dass sie allein, anders als die Jünger, die ihm bis hierher gefolgt waren, ihn anschaute, es sich zumutete seinen Schmerz zu sehen, statt ihn sich zu verbergen. Darin eben sei sie die Mutter, dass sie sich nicht abwende vom Leid. Erinnere ich mich richtig? Schriebst du so?

Die drei Frauen hier wenden dem Kreuzesmann den Rücken zu, lächelnd und lachend, die Gesichter verschattet mit großen Sonnenbrillen, das Haar unter weichen Tüchern verborgen. Touristinnen auf Golgatha. Die Sensation genießend? Oder ignorierend?

Sich dem unerträglichen Leid des Menschen stellen, das hat nicht nur Nietzsche, aber er prominent und brillant als eine Sklavenmoral gebrandmarkt. Maria dient. Dem Sohn. Dem Vater. Der Kirche. Den Frauen, die allein an ihr und mit ihr sich immer wieder versöhnen mit dem Patriarchat. Die hier aber wenden sich ab. Freude schöner Götterfunken. Göttinen müsste es heißen, freilich. ´Lass ihn sterben. So rot sein Blut.´

Wirst du dich wieder herumdrehen? Muttertier in der Frau? Oder lachend weitergehen? Oder ist es ganz anders? Die Gier und die Gleichgültigkeit sind dem Begehren fremd. Und umgekehrt.

Wir werden es diesmal nicht schaffen, einen Kommentar zu verfassen. Zu schön ist unser Leben, als das wir uns der Negativen Dialektik zuwenden oder auf Holzwege begeben könnten. Das Sein hat Zeit. Erleben wir. Wir können mit nichts solidarisch sein als miteinander, wir Menschen. 

Mir ist sehr kitschig zumute, grade, wie du feststellen kannst.

Auf bald und ´kritischere Tage´

Deine 

Dora"

Unten drunter hatte noch Martina unterschrieben: "Auch von mir frauliche Grüße aus ***"

Sie bemerken sicher, liebe Leserin, lieber Leser, diesen beinahe unvorstellbaren, diesen wunderlichen Wechsel von Ton und Stil bei Dora Imgrunde. Wird der Geist der Liebe standhalten, wird die Kritik sich dem Guten entgegenstemmen, das doch nicht Gegenstand ihrer Untersuchungen sein kann? Oder werden wir in Zukunft nur noch solches Gesülze lesen? (Verzeihen Sie mir das harsche Wort. Ich freue mich über die wieder und neu gewonnene Freundschaft zu beiden Frauen, doch sorge ich mich um die Qualität dieser Serie, sollte dieser Ton beibehalten werden: zu verständlich, zu freundlich, zu menschelnd, zu (be-)dürftig. Wir werden nächste Woche sehen, wie Martina die Ehe bekommt.)

Was Doras Fragen angeht - Es ist wichtig, das Frausein und die Mutterschaft nicht miteinander zu verwechseln. Maria muss schauen. Die anderen können die Sonnenbrillen ins Gesicht schieben und weitergehen. Selbstverständlich. Ich werde mich zusammenkauern unter dem Blutenden. Und summen: "Freude schöner Götterfunken." Das ist meine Antwort. Versteh sie, wer will.

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Nasenspitze.

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