„So
kannst nur du deine Brust an meinem Jackett reiben.“ „Sex ist dagegen
vollkommen bedeutungslos.“ Jede weiß, dass du ein Hingucker bist und Müll
schwätzt. Na und? Schwerelos setze ich mich über deine Seichtigkeit hinweg. Diesmal
schaffe ich es, dich ganz offensichtlich zu übersehen. Da kannst du so elegant
rum stehen und dein Glas schwenken wie du willst. Wenn du in meinem Augenwinkel
auftauchst, drehe ich ab. Dein Anzug sitzt traumhaft auf den Hüften. „Du bist
so heiß wie ein Vulkan“, singt dein Chor und wirft sich dir zu Füßen. (Noch im Schlaf weiß ich, dass ich meine
Rache nur träume.) Es gibt keine Gerechtigkeit. Außerdem hast du ein
Grübchen im Kinn wie Cary Grant. Ich bediene mich an der Bar.
Das
Setting ist falsch. So habe ich dich nie getroffen. In einer gotischen
Sakristei, geschmückt wie ein Weihnachtsbaum mit silbern glitzernden Kugeln,
schleuderst du deine Perlen unters Volk. Du predigst deine Blasphemien von
einer hölzernen Kanzel, um deren Brüstung pinkfarbene Schleifen geschlungen
sind. Dieses Schnitzwerk macht mich unglaublich an. „Ihr müsst an die Kraft des
Leides glauben, die Geilheit des Opfers, den Sinn des Blutrausches.“ (Ich glaube, nicht einmal du würdest so viel
Unsinn an einem einzigen Abend reden.) Ich denke an einen Wellengang, während
ich mich gegen den Strom durch die Menge kämpfe, die dir entgegen strebt. Wie
soll ich dich denn auf deiner Kanzel ignorieren? Ich hänge mich vertrauensvoll
an einen Bärtigen, der mich auffängt. Auf deine Eifersucht spekuliere ich immer
schon vergebens. „Heiß oder schön? Das ist hier die Frage.“ Jetzt wird auch
noch gebetet. Sie knien vor dir nieder. Ich glaube, ich muss mich übergeben.
Dieser
kleine Traum, den ich mir gegönnt habe, um dich auszutreiben, wandelt sich trotz meiner Bemühungen,
eine Sintflut zu entfesseln, zu einem Alptraum. Ich habe nicht genügend Tränen,
um dich und dein Volk zu ertränken. Und: Nicht einmal in meinen Träumen
solltest du so schön sein. Dein Stage Diving jetzt ist wirklich lächerlich. Der
Bärtige geht in der Menge unter. Ich schaue an mir herunter und stehe auf
pinkfarbenen Schuhen und schwinge meinen Petticoat. Die Musik bricht ab und wir
sind allein. „Aber verliebt bin ich jetzt nicht.“
(Die Bilder sind zu lebhaft und das
Licht zu grell. Nicht einmal die Gotik kann das meinen Träumen austreiben. Ich
arbeite dran.)
Dieses Setting exakt anders herum gedacht; ein Traum in Blau, Wort für Wort, die jungen Männer, duftend und verwirrt, die der Verkünderin von (durchaus gern ebenso dünnen) Wahrheiten zu Füßen stolpern -
AntwortenLöschendie Frage ist doch, warum immerzu perpetuiert werden muß, was sowieso _ist_. Mangelt es eventuell an Größenwahn? Dann kam mein Hinweis zu Morgner - aus welchen Gründen auch immer - wohl vielleicht zur rechten Zeit. Wenn es denn eine Realität gäbe, so wäre sie doch bitte Material: Warum sollten denn literarische Äpfel nicht nach oben fallen?
K.
Ja, ich werde den Traum wenden und mir diese Kritik zum Herzen nehmen, das der Kopf ist. Es mangelt an Größenwahn und sonst auch einigem.
LöschenWahrhaftig sollte das "Du" zunächst weiblich sein. Da kam das Grübchen á la Cary Grant dazwischen. So geht das. Es steckt etwas verräterisches darin, was ich nicht verraten will.
Für den Hinweis "dort unten" nochmals vielen Dank. Dem Dunklen Tom war nie zu trauen, aber weil die Geschichte schon zu Ende ist, kann ich ihn ja nun nicht verschwinden lassen und Karim wieder erwecken.
Für die, die grad nur Bahnhof verstehen:
Melusine featuring Armgard. Ehe-Roman rückwärts erzählt