Caterina van Hemessen: Selbstbildnis |
Geh zur Seite, geh!
Wir werden draußen sein, weißt du, wenn
wir an dir vorbeikommen. Wirst du auf den Stufen sitzen und verloren mit den Händen
durch deine Haare fahren? Trägst du dein Haar offen oder verbirgst du es unter
einer Haube? Das wagten wir nicht zu fragen. Was trägst du am Körper, Körperloser, oder bleibst du dir nackt?
Wie die Sterne auf ein Haar scheinen
könnten, das du nicht trägst. Denn: Der Geist ist haarlos. Dem Geist glänzt eine
Glatze: Spiegelnde Sterne auf deiner Stirn strahlen wie eine Krone. Oh, wie sie
strahlt über deinem Haupt, das du in Händen hältst auf deinen Stufen.
Wir
werden uns erheben. Wir werden den Stift in die Hand nehmen, den Pinsel schwingen
und schauen.
Und du wirst uns nachsehen. Zieh die
Vorhänge zu, Herr, wenn du nach drinnen gehst. Deine Haut ist empfindlich, wenn
die Sonne kommt, wird es schmerzen. Wie bleich du bist. Bedecke deine Augen,
wenn du welche hast. Schau nicht nach oben. Wir erheben unseren Blick. Nicht zu
dir. Nach draußen. Vor das Bild.
Wir können nicht warten. Wir sind
draußen. Jenseits deiner Schuld.
Bleib. Wo du bist.
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