Mittwoch, 7. Januar 2015

ZWISCHENSTAND (Tagebuch 274)

Hier entsteht nichts. Derweil lese ich viel. Nichts, worüber ich zu schreiben wünschte. Keine Kritik. Aufnahmen. (Entnahmen verboten!)

Sätze:
"Die Götter beißen nicht, sprach die M. und..."
"Aber deine N/nadeln nicht..."
"Wir luden uns auf bis das Licht uns verging. Scheinbar."

Sie schreibt nicht mehr. Noch nicht. 

In diesem Jahr werde ich 50 Jahre alt werden. In meinem vierzigsten Jahr mochte ich mich vor dem Datum nicht damit beschäftigen, aber als es vorüber war, kam die Krise: die Angst, nicht genug zu sein, mir nicht zu genügen (Und ihr, der gegenüber ich immer noch und wieder schweige, hinein in ihr Begehren, von dem ich weiß, das mir folgt, der ich danke, täglich, ohne es sagen, es schreiben zu können, ihr, der ich nie zu genügen glaube: C.) Diese Liebeserklärung, auf die ich hier verlinke, ist mehr als 4 Jahre alt. Noch immer und wieder mal bin ich unfähig, sie einzulösen.

Als ich dies Blog zu schreiben begann, steckte ich in jener Krise, die als "Midlife"-Krise gar nicht mal so falsch klischeehaft beschrieben wird. War das schon alles?, schien es mir überall entgegen zu schallen. Falsch aufgeschlagen, ausgeblieben, eingerichtet, weggesteckt. So fing das an: Bloggen. Und hiermit: All die Jahre - einem Blick zurück, mindestens nicht ohne Zorn. Versagt. Versagend.

Alles anders. Das Blog und das Bloggen haben mich bereichert. Versehrt. Angespitzt. Verlassen. Alles anders. Dieses Mal nähere ich mich dem runden Geburtsdatum bewusst. Zum ersten Mal fühle ich: Genug. Ich habe genug. Ich schaue mich um und sehe die Fülle. Dieses Leben, das ich führe, ist gut. Nirgendwo sonst möchte ich sein. Ich lebe mit den Menschen und im Guten, die ich liebe und denen ich vertraue. Ich schaue auf meine Söhne und fühle Stolz und Wärme. Ich habe etwas geben können. Genug. 

Ich weiß nicht, was zu schreiben sein wird und wie, aus dieser neuen Haltung, die entsteht. Einem schrieb ich vor einiger Zeit, dass ich nun alt sei. Das wies er, der noch bedeutend älter nach Jahren ist, empört zurück. 50 sei doch kein Alter. Mir dagegen erscheint nun diese Abwehr gegen das Wort und den Sinn von "alt" seltsam und auch - ein wenig - lächerlich. Ich werde bald 50 Jahre alt sein. Das ist nicht jung. Freilich - man kann noch viel älter werden (und darauf hoffe ich für mich). Aber ich bin froh und dankbar, nicht mehr "jung" zu sein. Ich schaue gern auf die Jungen und räume ihnen den Platz, den sie brauchen. Es scheint mir etwas Schreckliches von einer Gesellschaft auszugehen, in der die Alten oder Älteren unbedingt "jung" sein wollen. Als könne kein Raum mehr entstehen für die Jungen. Als wollten alle immer nur nehmen (was ich für ein Privileg der Jugend halte) und niemals etwas hergeben. 

Genug. Auch mit diesem Post. Ein Zwischenstand. BLOG-MÜDIGKEIT. Aus dem Niemandsland der Resignation. Alles im Wandel. Auszug. Umzug. Einzug. Ich räume. 

Alt sein zu wollen, heißt nicht, stille zu stehen. 

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