Sonntag, 6. Juni 2010

Baader, Meinhof und die Zwergwerfer (1. Lieferung)




Baader, Meinhof und die Zwergwerfer

Für T.B.

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1. Teil: In den Karpaten
Die Metaphysiker entscheiden sich für ein Spiel mit Andreas Baader. Sie landen in der pannonischen Tiefebene und treffen auf die Zwergwerfer aus der Gilde der SilberhändigenAzeroth. Außerdem: der Kategorische Imperativ, Zwergwurf und Kants Briefwechsel mit Georg Forster. 

Er:          „Nur Menschen erzeugen bleibenden Abscheu.“
Sie:          „Du wiederholst dich.“
Er:          „Weil es wahr ist.“
Sie:          „Immerhin sind sie interessant.“
Er:          „Lass uns spielen.“
Sie:          „Gefällt dir einer?“
Er:          „Sie sind alle widerlich. Ich mag nur die Zerstörer.“
Sie:          „Ich gebe dir einen: Baader, Andreas. Erinnerst du dich?“
Er:          „Wir können nicht vergessen. Du ebenso wenig.“
Sie:         „Lass uns würfeln.“
Er:          „Zeit und Raum?“
Sie:         „Sicher.“

Sie schlugen in der pannonischen Tiefebene auf. Als sie sich umschauten, erkannten sie, dass sie in der Zeit vor der Zeit eingetroffen waren. Die Sonne schob sich rot glühend in den Horizont wie auf einer Wandtapete. In der Ferne schimmerten silbrig die westlichen Karpaten. „Das kommt uns gelegen...“, sagte ER. „...die Zwergwerfer...“, ergänzte SIE. „Ich hatte nicht an sie gedacht, doch...“ Sie bewegten sich auf die Bergzüge zu. „Lass uns Gestalt annehmen: Ich bin jung, groß und schön.“ SIE lachte: „Warum überrascht mich das nicht?“ Zügig schritten sie aus. Es wurde Nacht. Eine feuchte Kälte überzog ihre Häute. Sie genossen es. Es wurde Tag. Die Strahlen über den Bergen begannen den Tau, der sie umfing, zu trocknen. „Wie ich es genieße, einen Körper zu haben.“ „Weil du ihn auswechseln kannst. Stell dir vor, du wärst alt und schrumpelig.“ „Ich? Nie.“ „Das ist ein bedeutungsloses Wort.“ „Sei nicht so streng.“

Gegen Mittag erreichten sie das Dorf der Zwergwerfer. Die Hütten aus Stroh und Lehm krönten kegelförmige Dächer. „Schau. Hier wirkst du klein.“ „Wir bleiben nicht lange. Ich möchte nicht dauernd den Körper wechseln. Wenn wir nachher Andreas ...“ „Wie vertraut du von ihm sprichst.“ „Warum nicht?“ 

Vier gigantische Zwergwerfer hatten sich inzwischen um die Besucher versammelt, die ihr Zwiegespräch in der Mitte eines Platzes führten, um den sich die Hütten gruppierten. Wenn man kein Auge dafür hatte, sahen die Riesen alle gleich aus. Knotigbraunen Baumstämmen gleich wuchsen ihre Beine aus dem Boden; zotig behaart waren sie, als hätten sie ihre Wurzeln gerade erst aus der Erde gezerrt. „Und die Ohren“, sagte ER, „sind spitz, wie die Mythen die Giganten beschreiben.“  Am ganzen Körper waren die Riesen dicht behaart, mit einem Bewuchs, der weniger menschlichem Haar glich, als pflanzlichen Fasern. „Sie sind, was wir uns unter dem Mythos vorstellen, weißt du.“„Ich weiß vorher nie, was ich mir vorstelle, bevor ich auf meine Vorstellung treffe.“ „Ach du....“ Die Zwergwerfer verbeugten sich synchron vor den zierlich wirkenden Besuchern.

Woher wussten wir, dass diese Giganten sich als Zwergwerfer verdingten? Wussten wir es? Rumänien war uns erstanden: die Tiefebene, die Karpaten, die Hügelbauten. Der Zwergwurf als philosophisches Problem war uns präsent: die Verdinglichung der Zwerge als Sinnbild für die Verletzung des kategorischen Imperativs. Was aber, wenn Zwerge und Riesen von gänzlich unterschiedlicher Art wären, wie Ziegen und Wölfe? Vernunftbegabte Wesen, hatte der Königsberger festgehalten, geadelt durch die Freiheit des Willens, durften nicht zu Wurfobjekten werden. Wie aber hatte er sich gestemmt gegen die Erfahrung Georg Forsters, dass auch der Neger ein Mensch sei. Und: Was aber, wenn der Wurf mit  Einverständnis des Geworfenen erfolgte? Andererseits: Wir belustigten uns von Zeit zu Zeit über den Alten. Wie er letztlich nicht ausgekommen war ohne SIE: die Metaphysik, ohne uns. Und hatte doch keine Ahnung. Verschloss sich gar dem Ahnen als Unvernünftigem. So hielten wir uns an die Zwergwerfer. Diesmal, ein andermal mochte es anders sein: in Königsberg, mit Blick auf die Baltische See: Quallen. Doch schweifen wir ab...

Die Zwergwerfer richteten sich so synchron, wie sie sich gebeugt hatten, auf. Grüßend hoben sie ein jeder und eine jede die rechte Hand und zeigten ihre silbernen Handflächen. „Seid gegrüßt“, sprachen sie im Chor. Einer trat hervor: „Fremdlinge: Willkommen bei den Silberhändigen Azeroths, wie wir uns neuerdings nennen, nachdem wir mit Den Geheimen Drei fusioniert sind. Nun ja, das muss euch nicht beunruhigen. Seither haben die Blutrünstigen Bestien der Dunkelheit, die dort in den Bergen Quartiere eingerichtet haben, sich nicht mehr bei uns sehen lassen.“ SIE schaute ihren Gefährten ungläubig an: „Wie irre ist das denn?“ „Weiß nicht“, sagte ER kleinlaut. „Kann sein, dass ich zu viele WorldofWarcraft gespielt habe.“

Der Zwergwerfer ignorierte das Gefasel: „Mein Name ist Ruut. Ich bin ein untoter Priester. Nun ja. Wie wir alle lehne ich jede Form von Rassismus ab, das möchte ich gleich betonen. Wir nehmen dicke Zwerge, dünne Zwerge, Zwerge mit doofen Füßen, Zwerge mit doofen Händen, blaue, gelbe, rote. Auch welche in Lederjacken, wie dich.“, stellte er fest, indem er auf ihn deutete. SIE schubste ihn in die Seite: „Da hast du´s.“ „...oder Blondinen, wie dich.“, fuhr er fort. „Das kommt uns wie gerufen. Wir wollen nämlich....“ „Gemach. Gemach.“, unterbrach SIE Ruut. „Bevor wir ins Geschäft kommen, müsst ihr uns erst einmal richtig kennenlernen. Wie gesagt: Mein Name ist Ruut. Als untot gelte ich insofern....“ „Ruut, du bist zu langatmig. Sie müssen nicht alles über uns wissen, damit wir sie werfen können...“, unterbrach ihn der Riese links daneben. Ruut schob beleidigt die Unterlippe vor. „Mein Name ist Manolete. Ich bin, nun ja (wir stellten unterdessen fest, dass es unter den Zwergwerfern eine Manie war, an Dreh-und Angelpunkten der Unterhaltung: „nun ja“ zu sagen), hier der Boss. Ich leite den Laden, weil ich die größten Taschen habe. Als Starfotograf, selbstverständlich, verdiene ich auch sehr gut.“ „Das geht zu weit.“, schimpfte SIE. „Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist.“, gab er sich unschuldig. „Wenn später noch ein paar Models in den Bus steigen, könnte sich das aber als nützlich erweisen.“ „Ach, darum geht es. Ich schenke dir Baader, nehme dafür vielleicht die dröge Ulrike in Kauf und jetzt auch noch Models...“ „Dafür hast du die Zwergwerfer. Und was für welche. Die sind doch echt cool.“

Fortsetzung folgt.


Eine andere Lösung der Aufgabe, eine Story mit diesem Personal zu schreiben: 

8 Kommentare:

  1. Well done. WoW - wo hast du gefunden? Aber wo bleibt Andreas und die Models (GermanyNextTopModels??? Heidi?)

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  2. Ich arbeite dran. Heute schaffe ich es aber nicht.

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  3. Wo bleiben denn jetzt Baader und Meinhof?

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  4. Im Moment komme ich nicht dazu. Hoffentlich am Wochenende. Aber sie werden in einen VW-Bus klettern. Baader wird sauer sein, weil er seinen auberginenfarbenen Porsche aufgeben muss. Außerdem gibt´s bestimmt noch Stress mit den Zwergwerfern. Zudem Fragen nach dem freien Willen und der Unverletzbarkeit der Zwergenwürde. Und: Freiheitskampf oder Terrorismus? Lederjacke oder Jackett?

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  5. Keine Folge. Du brichst das Versprechen Miss Barby.

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  6. Ich schreibe daran. Es dauert nur länger, als ich hoffte.

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  7. Wer Zwerge sagt, muss auch werfen, Melusine! ; )

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  8. Ja, Action wird vermisst, nicht nur von ihnen... Allerdings: Ich l a s s e werfen! Und ziehe "das Geworfensein" vor (nichts für ungut; das bezieht sich nicht auf das Geraune des Alten aus Todtnauberg).

    Das Geschwätz der Zwergwerfer hält den Fortgang der Geschichte auf. Ich kann es aber nicht ändern. Es kommt daher: http://www.zwergenwerfer.de/

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