Frau K. hat eine Mordslaune. Sie könnte einen Mord begehen. Sie malt sich aus, wie das wäre, ein Messer in seinen Leib zu rammen. Zum Beispiel. Oder durch seine Kehle zu ziehen. Schöne Sauerei das. Wenn man die Kehle aufschlitzt, spritzt es ordentlich. Das muss man bedenken. Tritts du aber von hinten an den ran, wenn der so dasitzt, dann kannst du hoffen, dass das ganze Blut - oder jedenfalls das meiste davon - nach vorne raus läuft, so dass du hinter dem stehend weitgehend unbefleckt bleibst. Weitgehend. Risikofrei ist das nicht. Du könntest dich nackt ausziehen. Das hat man ja schon gelesen. Dass Mörder so vorgehen. Der Kerl, von dem Frau K. sich vorstellt, dass sie es angenehm fände, den durch ihre Hand sterben zu sehen, allerdings, der Kerl wäre doch recht erstaunt, wenn Frau K. plötzlich nackt bei ihm einträte. Das heißt also, sie müsste schon nackt in der Wohnung auf ihn warten, um dann, wenn er am Schreibtisch säße, unerwartet von hinten an den heranzutreten. Das wird schwierig, weil der Schreibtisch von dem so im Raum steht, dass Frau K. nichts einfällt, wo sie sich so verbergen könnte, dass er sie beim Nähertreten in ihrer Nacktheit nicht vorzeitig wahrnähme und also der ganze schöne Plan missglückte. Denn eines ist auch klar: Sähe der sie, auch noch nackt, mit dem Messer, dann ahnte der schon was, da wäre der auf der Hut und käme es also zu einem Gerangel, rechnet sich Frau K. keine großen Chancen aus unbeschadet aus der Sache herauszukommen geschweige denn als Siegerin. Es liegt Frau K. im Grunde auch nichts daran, ob ihr Opfer im Augenblick seines Verendens noch erkennt, wer ihm die tödliche Wunde zugefügt hat. Frau K. will gar nicht über den triumphieren. Frau K. will ihn einfach ausbluten sehen. Sie stellt sich das schön vor, wenn das Blut so aus dem herausspritzt und dann nur noch läuft und schließlich versickert. Sie stellt sich vor, wie dessen Haut blasser und blasser wird, ganz weiß am Ende dann, wenn er sich aushaucht, wenn es vorbei ist mit ihm. Aber es will Frau K. einfach keine Weise einfallen, in der sie das tatsächlich bewerkstelligen könnte. Schon klar, denkt Frau K., warum die meisten Frauen eher Giftmorde begehen. Doch die Vorstellung, wie der einen Trank schluckt, in den Frau K. vorher ein tödliches Gift gemischt hat, versetzt sie einfach nicht in die gleiche Mordslaune, die ihr die Geste des Messers, das sich durchs Fleisch schneidet und das Bild vom blutverschmierten Schreibtisch verschaffen. Frau K. seufzt. Sie steigt aus.
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