Mittwoch, 22. September 2010

HEINRICH oder DER FROSCHKÖNIG

DER ALTE WASSERPATSCHER DAUERT MICH

Sein Froschmund klagt so jämmerlich. Da bückt sie sich und hält ihr Ohr dem breiten Maule hin. „Ich bin´s. Dein Heinrich.“, quakt das so. „Erlöse mich. Ein Königreich leg ich zu deinen Füßen.“  Sie richt´ sich auf. „Das ist nicht wahr, mein Heinrich bist du nicht, du kleine grüne Kröte. Mein Heinrich wartet vor dem Tor in seiner Limousine.“ Sie holt aus ihrer Ledertasche ein güldenes Krönchen. „Du dauerst mich, hässlicher Tropf. Das schenk ich dir und setz´  dir´s auf den Kopf. Der Heinrich gab´s mir heute früh zum Jahrestag. Doch, horch, da hupt er schon. Ich geh. Adieu, du armer Frosch.“

Sein Froschmund klagt so jämmerlich. Doch fort ist sie. Mit Heinrich. Kein Wagen bricht. 



Kein Band von seinem Herzen. 
Es bleib´n allein die Schmerzen. 
Wie er da traurig saß, 
als er ein Frosche was.

4 Kommentare:

  1. Hmm... vielleicht weiß die Prinzessin ganz genau, was sie an ihrem Heinrich hat, deshalb überlegt sie nicht lang, schenkt dem Frosch die Krone, und küßt ihn eben nicht. Und warum küßt sie ihn nicht?, weil sie ad eins nicht weiß, ob aus ihm tatsächlich ein Prinz wird, und ad zwei... vielleicht hat er ja garkeine Limousine. :-)

    Ich werde den kleinen Hosenmatz fragen, vielleicht kann sie mir den Grund nennen, warum die Prinzessin so handelte.

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  2. Hat die kleine Prinzessin inzwischen das Verhalten der großen gedeutet?

    Mir selbst ist noch aufgefallen: Dass der Frosch vorgibt Heinrich zu sein. Das hält sie für eine Lüge. Wenn es eine ist, versucht er, sie hereinzulegen. Es könnte aber auch die Tragik eines Identitätsdiebstahls dahinter stecken: Der Heinrich mit der Limousine wäre der falsche. Aber für sie offenbar der Richtige. (??? An dem Beispiel zeigt sich, dass die Frage nach der "Intention des Autors" oft ganz in die Irre führt. Ich schrieb das. Aber ich habe keine Ahnung, was es bedeutet.)

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  3. Die kleine Prinzessin schaute einen Augenblick ganz nachdenklich drein, ihre Stirn legte sich in Fältchen, ihr Näschen wurde ganz kraus, dann wurden ihre Augen ganz groß: "Das ist doch ganz einfach... sie liebt ihn nicht. Überhaupt, das mit dem Frosch, das geht ja garnicht, ein Frosch ist ein Frosch, und er bleibt ein Frosch... und wenn man ihn tausend Mal küßt." "Würdest Du einen Frosch küssen, wenn Du wüßtest, aus ihm würde ein Prinz werden?" "Nee... ich glaub nich mehr an sowas.... das is wie mit dem schönen Günther. Jetzt isser schön, in zwanzig Jahren isser das nich mehr, und was viel schlimmer is, der mag keine rosa Strumpfhosen."

    Dieses Kind ist einfach unglaublich.... sie ist 5 Jahre alt.

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  4. Genial. Und so vorausschauend. Alle, alle werden Günther :-) Erst sind sie jung und strahlend und verführen und dann...

    (Wie gut, wenn man so zeitig den "Rosa-Strumpfhosen-Test" gemacht hat.)

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