DIE FLIRT-SCHAM
Am 03. Juni habe ich auf diesem Blog erstmals einen Eintrag eingestellt, der wie ein „Tagebuch“-Eintrag (also zeitnah und nicht „verfremdet“) war. Es ging um ein Erlebnis im Zug am Vorabend, dessen Wirkung auf mich ich überprüfen wollte. Ein Mann hatte mir kurz vor dem Aussteigen seine Visitenkarte zugesteckt, auf deren Rückseite er ein Kompliment geschrieben hatte. Tatsächlich fühlte ich mich – ganz anders als sonst – geschmeichelt durch seine Bewunderung und nicht bedrängt. Das war so, erspürte ich im Nachhinein, weil kein „Flirt“ stattgefunden hatte. (hier: )
Aléa Torik* schrieb mir, "sie"* habe zu diesem Eintrag einen Kommentar geschrieben, der sich jedoch – wegen der begrenzten Kapazität der Blogger-Kommentare – nicht einstellen lasse. Hier ist er:
Liebe Melusine,
ich kenne die Szene, die Sie da beschreiben, ich kenne sie gut. Meine Freundin Olga gehört zu den Offensivguckerinnen, ich selbst bin eher in der Mitte angesiedelt, ich kenne aber auch Frauen, die gar nicht schauen; die selbst dann nicht schauen, wenn sie auf der Suche sind. Ich finde das Anschauen auch nicht unbedingt leicht, sehr aufregend mitunter, aber nicht leicht. Weil es, da Männer offenbar schneller entflammen als Frauen, dazu kommen kann, und auch kommt, dass man eine Absage erteilen muss und dass der andere, der gerade noch ein Interessent war, der gerade beinahe noch ein Freund war, zum Gegenüber wird dessen man sich erwehren muss, ein potentieller Feind, von dem man nicht weiß wie er eine Absage hinnimmt. Die Blicke von Männern, ihr Begehren, können einen wirklich und wahrhaftig zum Erblühen bringen, zum Brennen, man streckt und reckt sich danach, aber sie können auch vollkommen belanglos sein, das brennt selbst mit einem Kanister Petroleum nicht.
Ich kenne Ihre Situation nicht, die konkrete Lebenssituation, aber ich finde den Brief nett formuliert, sehr charmant. Und das ist eine Eigenschaft die ich bei Männern inzwischen sehr zu schätzen weiß.
Ich lese gerade „Eine Sizilische Reise“ von ANH und ich möchte auch etwas dazu in meinem Blog schreiben. Ich zitiere eine Szene, deren Gemeinsamkeit mit der von Ihnen beschriebenen Szene nur der Ort ist, ein Zug. Der Erzähler trifft auf Mutter und Tochter, die ihm gegenüber sitzen. Er sieht zuerst vor allem die Tochter, ein Kind, eine Lolita, aber ihn beschäftigt die Mutter.
„Das Mädchen – ein zugleich kokettes wie grausames Spiel – fordert unbewusst die Mutter heraus. Beginnt, mit mir zu flirten. Ich spüre sofort, es geht nicht um mich, ich bin nur der Anlaß, ich könnte irgendwer sein. Es geht um Konkurrenz mit der Mutter. Auch die flirtet: wissend, ruhig, fleischlich, doch von vornherein verzichtet sie. Das ist traurig. Man sieht ihr an, wie sie bis zum Platzen immer noch blühen könnte, auch möchte, eine geradezu schluchtartige Lust und doch schon ausgetretene Fährten der Verhärmung im Gesicht. Sie merkt, dass ich es merke. Lächelt schmerzlich für den Bruchteil einer Sekunde, fast ein Zucken. Die immer noch feuchten, gar nicht eingekniffenen Lippen. Der Zug hält. Àlcamo diramazione. Die beiden steigen aus. Die Mutter verabschiedet sich mit einem so runden „Ciao“ von mir, so vollmundig und doch diskret, als hätten wir heimlich miteinander geschlafen. Das leise Bedauern, das sich von ihr zu mir überträgt und wie eine Atmosphärenverdichtung im Waggon noch für Momente stehenbleibt.
Ich schaue durch die Scheibe den beiden nach. Die Tochter dreht den hübschen Kopf kurz und flüchtig zurück. Das ist, als zwinkerte sie mir zu. Die Mutter geht stolz weiter. Sie braucht sich nicht umzudrehen, sie weiß, noch einmal hat sie gewonnen, und ihre Tochter ist Kind geblieben.“
(...)
Herzlich
Aléa
Dieser Kommentar hat mich noch einmal zum Nachdenken über mich und mein Verhältnis zum Flirten gebracht. Gehöre ich zu den 13% unter den Frauen, die das Flirten nicht mögen? Nein, ich glaube nicht. Das hieße ja, ich sagte zu mir selbst: Ach, Flirten – das mag ich nicht. Das wäre eine Entscheidung. Aber eine solche nehme ich gar nicht wahr. Es kommen vielmehr verschiedene Aspekte zusammen, glaube ich, zwei sind mir bewusst:
- ein Mann, der einen „anflirtet“, könnte eine Zurückweisung übelnehmen, da ist es leichter, die Absicht schlicht zu ignorieren
- als Mutter fühl(t)e ich mich sozusagen „aus dem Spiel“ genommen, weil ein Flirt ohnehin zu nichts führen konnte, wofür ich Kraft und Zeit hatte (man setzt sich sozusagen innerlich auf die Reservebank)
Bei mir kommt jedoch noch einer hinzu, über den ich hier nachdenke:
Flirt-Scham
„Schämt die sich nicht?“, sagte meine Mutter zu meinem Vater, wenn sie eine Frau beobachtete, die offensiv mit ihrer sexuellen Anziehungskraft umging. Oft hörte ich meine Eltern negativ über Frauen sprechen, die ihren Körper zur Erreichung von Zielen einsetzten. Der Körper einer Frau, lernte ich, kann eine Waffe sein. Doch die sie benutzt, sollte sich was schämen. Denn eine „anständige Frau“ kämpft nicht mit dieser Waffe. Auch meine Mutter trug in den 70er Jahren Mini-Röcke, doch stets so adrett, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, sie wolle ihre Beine zur Schau stellen. Das war so ein anderer Ausdruck, der abfällig benutzt wurde: „sich zur Schau stellen.“ Das tut man nicht. Diese Scham sitzt tief. Durch Überlegung oder Trotz lässt sie sich nicht auflösen. Bei mir nicht. Um kein Missverständnis zu erzeugen: Ich mag meinen Körper. Oft finde ich ihn sogar schön. Aber ich mag ihn nicht einsetzen. Wenn ich wahrnehme, dass ein fremder Mann meinen Körper mit Interesse betrachtet, dann ziehe ich mich zurück. Weil ich mich schäme, dass es mein Körper ist, der ihn betört. Wie absurd das ist: Was sonst sollte ihn betören? Andererseits lehne ich die mir beigebrachte Haltung auch heute noch nicht vollständig ab: Ich möchte immer noch kein Verhältnis zu meinem Körper haben, in dem er eine Waffe ist. Was ich nicht gelernt habe, ist ein spielerischer Umgang mit ihm: Grazie. Für Grazie muss man sich nicht schämen.
Die Körperlichkeit ist jedoch nur ein Aspekt des Flirts. Man flirtet ja auch mit Worten und Blicken. Auch da funkt mir die Scham dazwischen. Ich schäme mich, mit einem fremden Mann zu flirten, weil ich immer noch viel zu sehr danach strebe, als Mensch (und nicht als Frau) anerkannt zu werden. Tief sitzt in mir der Minderwertigkeitskomplex, als „kleines, niedliches Mädchen“ nicht „für voll“ genommen zu werden. Ich müsste, um dem zu entgehen flirten wie eine „femme fatale“. So bin ich aber nicht. Ich bin nett. Ich fühle mich zu Männern hingezogen, die ich bewundern kann. Da fällt es schwer, nicht in die Rolle des kleinen Mädchens zurückzuschlüpfen beim Flirten. Doch für das kleine Mädchen und seine Unterwürfigkeit schäme ich mich. Das möchte ich nicht (mehr) sein. Drum meide ich den Flirt und versuche eine gleichwertige (Gesprächs-)Partnerin zu sein. Auch hier fehlt mir das Spielerische.
Dabei: Ich spiele gern. Mit Freunden. Ich brauche dazu (noch immer) Vertrauen. Das ist schade. Denn mit Freunden flirtet man nicht. Der Flirt lebt von der Ungewissheit. Darum bringe ich mich, leider, mit meiner Flirt-Scham.
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(*Wie ich heute weiß - damals aber nicht wusste - handelt es sich bei "Alea Torik" um eine Kunstfigur, die von eine Mann performt wird. Den hier eingestellten Text aus der Mail an mich lese ich aus dieser Perspektive ganz anders als damals. Und ich nehme ihn durchaus auch übel. Er schrieb über etwas, was er nicht verstand. Das konnte man ihm nicht vorwerfen, solange er sich als - zudem noch sehr junge - Frau ausgab. Ich dachte damals, diese junge Frau müsse sehr darunter leiden, dass sie nichts über das Flirten - aus weiblicher Perspektive - wisse, weil sie eben niemals so angeschaut werde. Nur so konnte ich mir den Kommentar erklären. Als den einer Frau, die sich diese Blicke wünscht und sie niemals auffängt. Eine Frau ohne Körper. Das schrieb ich selbstverständlich nicht. Denn sie tat mir leid. Dass er das tatsächlich w a r - eine körperlose Frau - lernte ich erst viel später. )
Wie verklemmt ist das denn? Willst du uns ernsthaft weiß machen, dass jemand heutzutage so drauf ist?
AntwortenLöschenUngläubiger Thomas zzzzz
Es stimmt aber. Und ich gebe ja zu: Es ist "verklemmt".
AntwortenLöschenm.E. ist hier nichts verklemmt. allein, dass Sie so ausführlich darüber reflektieren, zeigt das. Verklemmung kann nicht über sich reflektieren; das würde ich sogar unter die Charakteristika des Verklemmtseins aufnehmen. denn davor hat die/der Verklemmte Angst : die Tiefen auszuleuchten.
AntwortenLöschenSie tun dies auf eine subtile Weise. "Thomaszzze" diskreditieren sich hier lediglich.
Danke, Beamunt, für dieses Kompliment, denn so fasse ich es auf. Die "Verklemmung" -falls man es doch so nennen mag - liegt darin, dass keinen Ausdruck findet, was Ausdruck sucht. Mich hier ausdrückend, bemühe ich mich, Tiefen auszuleuchten, Angst zu verlieren.
AntwortenLöschen"Schämt die sich nicht?"
AntwortenLöschenMit dieser rethorischen Frage wird indirekt ein vermeintlicher Regelverstoß beanstandet.
Ursprünglich bringt sie jedoch die eigene empfundene Scham im Wege der Projektion zum Ausdruck.
Mehr ist es im Grunde nicht. Diese Frage könnte jedesmal, wenn sie gestellt wird, mit "Ganz offensichtlich: Nein!" beantwortet werden. Nichts würde darauf hin geschehen, keine Sanktionen, keine Rechenschaftsbegehren, ja nicht einmal eine Aufforderung zur Verhaltenskorrektur.
Trotzdem wirkt die Beobachtung solcher Beanstandungen aus kindlicher Perspektive regelbildend. Das hat mit der innigen Loyalität des Kindes zu den ersten und engsten Bezugs- und Beziehungspersonen seines verletzlichen Lebens zu tun. Angriffe dieser Bezugspersonen sind für das Kind potenziell desaströs. Mit der unbewussten Übernahme und Verinnerlichung der elterlichen Werthaltungen gelingt es dem Kind, sich hauteng anzupassen und mögliche Angriffsflächen zu minimieren. Es lernt gleichzeitig fälschlicherweise, dass "die Welt so ist".
Was Sie da unter dem Titel "Flirt-Scham" aufblättern, ist gleichermaßen berührend wie bedauerlich. Bedauerlich insofern, da Sie sich das "Schameskleid" selbst anlegten - unbewusst natürlich und genötigt. Die darin eingewobene Angst können Sie nicht "verlieren", das funktioniert nicht. Aber ABLEGEN können Sie das Kleid samt der Angst. Stück für Stück. Mit der Zeit geradezu lasziv.
Das erfordert Mut (über den Sie reichlich verfügen).
Beziehungsbrisen lustvoll auf nackter Haut des Selbst genießen - ist das nicht wunderbar?
ICH schäme mich jetzt für die vorhin übersehenen Rechtschreibfeler ... ;-)
AntwortenLöschenICH schäme mich jetzt für die vorhin übersehenen Rechtschreibfeler... ;-)
AntwortenLöschenEs wird immer schlimmer...
AntwortenLöschenich geh' jetzt schlafen
Aber das müssen Sie doch nicht. Rechtschreibung, übrigens, ist vor allem auch ein Herrschaftsinstrument (nicht nur, selbstverständlich) und daher kein Grund, sich zu schämen. Ich übersehe i m m e r welche (Rechtschreibfehler). Und lege mir das positiv aus, nämlich so: dass ich keinen Rotstift im Kopf implentiert habe. Tun Sie das auch!
AntwortenLöschenIch beneide Sie: Mittagsschlaf kann ich nie halten! Dabei bräuchte ich überhaupt mehr Schlaf...
Sehen Sie: implentiert, oweia! implementiert -ich kann´s doch! Schlafen!
AntwortenLöschenNun, mit mehr Zeit, möchte ich auf den ersten Kommentar von Hans1962 näher eingehen:
AntwortenLöschenLieber Hans,
ich danke Ihnen für die einfühlsamen Worte. Sicher steckt hinter dem von mir beschriebenen Dialog der Eltern viel Unterdrücktes, verschämt Verklemmtes. Doch, das versuchte ich im letzten Teil dieses Abschnitts anzudeuten, auch etwas, das ich heute noch wichtig finde: die Beziehung zwischen Männern und Frauen sollte nicht als Tauschhandel organisiert sein, in dem die Frau ihren Körper als Pfand einsetzt gegen Aufmerksamkeit, Geld oder Ruhm, die ihr der Mann dafür anbietet. Tatsächlich ist dies in unserer Kultur, das können Sie nicht leugnen, die traditionelle Form der Beziehung der Geschlechter. Das gilt für die herkömmliche Ehe so sehr wie für Prostitution. Diese hierarchische Handelsbeziehung, in der der (weibliche) Körper eine Ware ist, lehne ich - als Tochter meiner Eltern, wenn Sie so wollen - immer noch ab. Doch wäre diese Ablehnung zu trennen von einem Umgang mit dem eigenen Körper, der keine Besitzverhältnisse mehr konstituiert, sondern Identität voraussetzt. Nicht mehr: mein Körper und ICH, sondern mein Körper bin ICH (auch). Dazu bedürfte es der Grazie: des Körpers und des Blickens: eine wechselseitige Anerkennung, der nichts Warenförmiges mehr anhaftete.
Guten Frühabend (ich will mal wieder originell sein: ich bitte um Verständnis),
AntwortenLöschenes ist natürlich wieder ein durch gekautes Klischee, aber wie alle Klischees hat auch dieses (s)einen (rationalen) Kern: Frauen sind, wie mir scheint, viel schneller bereit (und auch "besser darin"), ich zu sagen und ich zu meinen, und ich sage das jetzt wirklich nicht, um rum zu schleimen, vielmehr mir das in letzter Zeit andauernd (wieder) auffällt; entgegen, sagen wir: nicht unweit verbreiteter Meinungen ist mein Narzissmus nicht so rasend, dass ich überall meinen ohnehin nur mittel scharfen Senf dazu geben wollte und müsste und würde, vielmehr ich gerade in letzter Zeit viel eher nur lese...
Das nur am Rande... - Was mir des Weiteren ein- und auffällt, ist, dass es immer und überall um sich zeigen und gesehen werden geht, und natürlich erst recht in der Sexualität als dem am meisten "Energie geladenen" Bereich oder wie immer man das nennen will.
"Anständig" ist demnach, dass man sich zu schämen hat, wenn man sich zeigt, auch oder gerade als sexuelles Wesen; bei Lichte besehen ist das voll bescheuert... - Äh: das ist jetzt alles Theorie und gar manierliche Wortgruppen-Gruppierung; ich bin da nicht ein Deut "weiter" als Du... Und: "so was" sitzt eben drin, über Jahrhunderte und vielleicht Jahrtausende.
Bla.
Ich hätte einige Einwändchen! "Denn mit Freunden flirtet man nicht!" - Gerade... Trockenübung, ganz unverbindlich, kann nix passieren...(?) Ist ein bisschen wie Bruder und Schwester; normaler Weise ist die Schwester kein Zielobjekt sexuellen Entspannungsdranges, aber man(n) lernt ein bisschen aus erster Hand, wie die Weiber ticken (öhm, ich hatte keine Schwester - vielleicht ist es ja das, chch! -, habe mir aber immer eine gewünscht, so zum an die Zöppe ziehen usw., hähä).
Frau muss ja den Körper auch gar nicht "einsetzen" - der ist ja da und man(n) nimmt ihn wahr, ob frau will oder nicht... Hm.
"Was sonst sollte ihn betören?" Oh.... - Also, ganz banales Beispiel: es gibt etliche Frauen, deren Stimme mich (nicht nur erotisch, aber auch oder gar vor allem) anmachen würde mit Sicherheit auch dann, wenn ich nichts von ihr zu sehen bekäme usw. Nur als ein Beispiel...
Hm. - Ich bin nicht zufrieden mir diesem Verbal-Konglomerat, aber lasse das mal so rum hängen...
Das Fossil
Den einen Einwand lass ich gelten: Es war töricht nur den Körper als Betörungsinstrument zu sehen. Klar. Ich ging eben hier vom Sehen aus, das hat mir (schiefe Metapher..) den Blick verstellt.
AntwortenLöschenWegen des "Flirtens mit Freunden" - für mich ist es so, wie ich es beschrieben habe. Mit meinen Freunden albere ich herum. Die Geschlechterdifferenz spielt da nur "im Ernst" eine Rolle, nämlich dann, wenn wir sie reflektieren - und das ist ja gerade kein Flirt.
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenIhre Überlegungen und Erläuterungen haben mich zu kleinen Gedankenspielen inspiriert. Herausgekommen sind dabei Gegenüberstellungen, die mir beinahe wie Farbverläufe erscheinen wollen:
zur Schau stellen / sich zeigen / sich sehen lassen
Waffe / Stilmittel / Idiom
Verführung / Angebot / Aufforderung
Animalismus / Kultiviertheit / Integrität
Mechanik / Inszenierung / Sein
Und dann habe ich noch nach Bildern gesucht, welche mein Verständnis von "Flirt" illustrieren könnten.
Einen gelingenden Flirt würde ich vielleicht tanzend sehen - mit rasanten Walzerdrehungen, in denen die Partner einander Halt geben, um gegen die Fliehkraft zu bestehen und dieselbe gleichzeitig genießen zu können.
Oder die gegenpoligen, etwa gleichstarken Magneten: sich einander annähernd, die gewaltige Anziehungskraft des jeweils anderen Pols immer deutlicher spürend, die respektvolle Distanz (das sprichwörtliche Blatt Papier) dennoch wahrend.
Ich bin für mich schließlich zur vorläufigen Formulierung gekommen, dass sich der "gelungene" Flirt als ausgewogener Balanceakt verstanden wissen will. (Falls mir die vorsichtige Frage gestattet wäre: Ist es vielleicht "dem ungewissen Ausgang" geschuldet, dass Sie Ihre eigene Anmut in Zweifel ziehen?)
Lieber Hans,
AntwortenLöschenDanke für Ihre schönen Gegenüberstellungen, über die ich nachsinnen (und vielleicht sogar schreiben) werde.
Zu Ihrer vorsichtigen Frage: - Sie haben völlig Recht mit der "ausgewogenen Balance". Und ich: Ich komme leicht aus dem Gleichgewicht, was auch heißt: Anmutig bin ich nicht. Angst habe ich, dass man mich falsch verstehen könne, dass jemand das sprichwörtliche Blatt wegzieht. Das habe ich nicht nur nicht gerne, sondern ich reagiere darauf häufig mit Zorn und schnell "kopflos".
Angst vor Ungewissheit indessen habe ich sonst nicht. Ich gehe gerne Risiken ein und ich stürze mich, manchmal zu unbedacht, in Kämpfe. Nur mit dem "Körpereinsatz", da bin ich heikel. Und vielleicht, vielleicht bin ich auch insgesamt zu schwer(-fällig), denn: Zwar scherze ich gern, doch bin ich im Grunde ein sehr ernsthafter Mensch.
Oder meinten Sie etwas ganz anderes mit "ungewissem Ausgang" ?
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenließe sich die Belastetheit (Schwerfälligkeit) gedankenspielerisch vertreiben, gar wegpusten wie eine Daunenfeder? Frau, Mann - beide bemüht, die Daunenfeder mit der Kraft ihres Atmens in der Schwebe zu halten, vor Vergnügen glucksend und kichernd... am Ende des Spiels mit Blicken einander zärtlich berührend Abschied nehmend, in der Gewissheit, dass die Phantasie noch lange nicht erschöpft sei?
Der ungewisse Ausgang umfasst auch die Möglichkeit/Gefahr des Kippens vom grazilen Flirt in die leidenschaftlich wallende Affäre. Ersteres steht jederfrau uneingeschränkt offen, letzteres ist sicher gebundenen Beziehungspartnern nicht so einfach möglich. Wenn einer der Magnetpole (meistens der männliche) seinen Widerstand aufgibt und auf den anderen Pol voll Erregung "draufklatscht", ist das Spiel ebenfalls jäh zu Ende gegangen.
Dabei drängt sich mir ein anderes, drastisches Bild auf: Es ist wohl eine wenig amüsante Vorstellung für die Frau, immer und immer wieder die kläglichen Reste zerplatzter Vernunft und Würde von ihrer Frontscheibe mühsam entfernen zu müssen. Doch dann wieder - soll frau deshalb auf erfrischende Ausfahrten im Cabrio (Sie verstehen schon ;) verzichten? Ich sage: Nein! Zuletzt kommt es auf den effizient wirksamen Scheibenreiniger an...
Was Ihre Behutsamkeit bezüglich "Körpereinsatz" betrifft, denke ich an die Gedankenstrecke Waffe / Stilmittel / Idiom. Eine weitere Strecke möchte ich in diesem Zusammenhang noch ausrollen:
Manipulation / Selbstbewusstheit / Authentizität
Ich grüße Sie herzlich
Gedankenspielerisch kann eine vieles, nicht wahr? Wie schön Ihre Bilder sind: Und Phantasie erschöpft sich nie. Das ist ein Wunder. Aber wahr.
AntwortenLöschenLieber Hans,
ich folge - spielerisch denkend - ihrer Strecke: Waffe, Stilmittel, Idiom. Ich werde eine Geschichte schreiben. Schon formt sie sich in meinem Kopf. (Doch müssen Sie geduldig sein, gerade eben ist "das Amt" sehr fordernd.) Und ich werde Sie Ihnen widmen. Sie manipulieren mich, merken Sie? Und ich lasse es mir (gern) gefallen.
Lieben Gruß M.
Ich freue mich sehr auf Ihre Geschichte! Derweil schöpfe ich aus einem großen und randvoll gefüllten Fass konzentrierte Geduld : )
AntwortenLöschenAlles Liebe Ihnen
H.
Lieber Hans,
AntwortenLöschenSie werden ihr Fass ausschöpfen müssen, fürchte ich, denn zweierlei verzögert die "Lieferung" (neben der Brotarbeit):
1. Ich muss noch etwas fertig schreiben, was länger schon gärt und nun, hoffe ich, einen Abschluss findet.
2. Wenn ich spazieren gehe (dabei forme ich immer meine Texte) und über diese Reihe "Waffe - Stilmittel - Idiom" nachsinne, dann kommt mir immer wieder ein Wort dazwischen, das mit der Geschichte, an die ich dachte, (noch) nicht zusammen geht: Austerlitz. Wo kommt das her? Es muss hinein, so aufdringlich ist das, doch wie? Helfen Sie mir?
Lieben Gruß
M.
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenSie müssen wissen: das in die Trinkschale geschöpfte Geduldkonzentrat wird vor dem leichten Genuss noch aufgefüllt mit langem Atem im Verhältnis 1:∞
Ich möchte gerne den Versuch unternehmen. Doch bewirkte das Versuchsergebnis (einerlei, ob brauchbar oder unbrauchbar) nicht bereits eine Verfälschung oder gar Verunreinigung der Gedankenperle, die sich da gerade formen will?
Lieben Gruß zurück
H.
Lieber Hans,
AntwortenLöscheneine Fälschung wäre es ja nur, wenn es eine echte (Perle) schon gäbe. Daher ... ein kleiner Hinweis wäre willkommen. Was und ob ich etwas damit anfangen kann, ist damit ja noch nicht entschieden...
Auf bald, hoffe ich
M.
Nun ist's an mir, liebe Melusine, Geduld zu erbitten,
AntwortenLöschenfür's Sammeln, für's "nach innen hören".
Die Änderung einer meiner anderen spielerischen
Gedankenstrecken will ich Ihnen aber gleich mitteilen:
Verführung / Angebot / Einladung
Auch Sie manipulieren (angenehm), Sie wissen das. : )
À bientôt!
H.
Bitte gewährt. (Ich bin im Grunde fürchterlich ungeduldig und hektisch. Aber ich übe mich im Loslassen - Yoga! Hilft schon ein bisschen.)
AntwortenLöschenJa, ein wenig manipuliere ich. Aber ganz naiv. Wie ich so bin. :)
Guten Abend!
M.
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenda stand nun schon lange in der ersten Heftseitenzeile: 'Liebe Melusine' - zauberhaft Schwingung vermittelnd und doch allein gestellt.
Den Schuh, zur Anprobe ausgeborgt mit nach Hause genommen, muss ich wieder zurückstellen ins Regal. Mehrmals schlüpfte ich hinein während der Innenreise, die mich neuen Orten näher brachte und durch verlassene Dörfer führte, verbrannt und verwüstet. Erinnerungen fand ich, auch Lücken, doch keinen Halt. Ich bin zu klein, lebe auf zu dürrem Fuß.
Gestern war Vollmond, konnten Sie sehen? Hier war der Himmel recht stark bewölkt, beinahe düster wirkte die Atmosphäre. Selten konnte der geduldige Beobachter direkte Verbindung aufnehmen. Clair de Lune klang es dann. Ich mag es sehr, obwohl's doch nur eine kalte Reflexion des heißen Sonnenlichts ist.
Der Mond als schamloser Betrüger...
Nein, Vermittler scheint mir angemessener. Ermöglicht er doch, Sonnenlicht zu genießen mit zum Staunen und Träumen weit geöffneten Augen, ohne dabei Schaden zu erleiden. Ist das nicht sonderbar? Ungebrochen strahlender Sonnenschein wie heute sticht mir schmerzschneidend die Netzhaut löchrig, George Sand schrieb aber: 'C'est un beau soleil d'Austerlitz' (ob sich Alexander und Franz das auch dachten, als sie dem Charme der Verführung erlagen und die vermeintliche Schwäche überwältigen zu können glaubten?).
Vielleicht befinde ich auch nur am falschen Ort.
Das Scheitern des Versuchs demütig bekennend
H.
zur freien Entnahme:
AntwortenLöschenmich mich mich mich...
@ Hans Danke für das Zitat von George Sand. Ob es in die Geschichte drängt, weiß ich noch nicht. Was dachten sie, Alexander und Franz: Ich weiß es nicht und die beiden sind mir auch ganz fern.
AntwortenLöschenErinnerungen habe ich an ein Schlachtfeld, das in der Wintersonne liegt, so harmlos wie andere Landschaften auch. Kein Blut zu sehen. Eine Reise von Wien nach Brünn. Doch der Tod fährt mit. Deshalb muss man Witze reißen.
Weiter weiß ich noch nicht. Waffe. Stilmittel. Idiom. - Und Hans...
Dem Mond sah ich nicht. Ich war so vertieft in eine Lektüre, dass ich nicht mehr hinausging.
Ich war glücklos und muss noch bis Mittwoch warten, bis die Bestellung eintrifft *seufz*
AntwortenLöschenIhren Ärger habe ich erspürt und ihn mir abgeholt.
AntwortenLöschenIch war gar nicht verärgert, lieber Hans. Am wenigsten über Sie. Für alle Ihre Anregungen :-) bin ich sehr dankbar.
AntwortenLöschenWas ich oben schrieb, sind wirklich Erinnerungen, d.h. wie wirklich sie sind, das weiß ich noch nicht. Und erst recht nicht, wie alles zusammengehört. Sind Sie verärgert, weil mein australischer Korrespondent so eine raue Sprache spricht? Er kann kaum Deutsch. Und er mag mich. Daher verteidigt er mich, weil er glaubt, Lobster habe mich angegriffen.
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenmeine (leider hinderliche) Vorsicht nährte sich heimlich alarmiert an der Änderung in Gestalt und Klang Ihrer Antwort. Nichts läge mir ferner, als unbeabsichtigt Ärger zu verursachen und diesen nicht respektvoll zu würdigen.
Bitte vergeben Sie mir meine offenkundige Fehlinterpretation.
Lieben Gruß
H.
PS: Meine Reaktion auf BRW war von überraschter, verwunderter Natur. Verärgerung empfand ich dabei bloß im allerersten Moment, als ich seine Einlassung wahrnahm. Meine Antwort an ihn war als Feedback gedacht, keineswegs als Angriff.
Lieber Hans,
AntwortenLöschenmein Schreibtisch quillt über. Nichts wurde abgeheftet in den letzten Tagen. Weil "das Böse" sich vordrängte. Und Erinnerungen, die Ihre Wortkette auslöste, ohne dass ich - immer noch nicht - erkennen könnte, wie der Zusammenhang ist. Was ich schreiben werde (wenn ich es werde, meine Güte, ich muss auch meine Bezahlarbeit erledigen!), wird sich - so scheint es momentan - ganz weit entfernen vom Ausgangspunkt: der Flirt-Scham.
Ich schreibe das nur, um Sie "vorzuwarnen". Es wird ganz anders sein, als "wir" (ich klammere Sie da einfach mal ein) erwarten konnten.
Lieben Gruß aus dem Chaos
M.
@hans1962 Sie schreibt. Ein offener Wagen wird´s nicht. Es ist Winter. Bei Slavko u Brna findet eine Schlacht statt, eine Schneeball-Schlacht. Und der Fahrer (der kein Fahrer ist) heißt Jan. Das ist auf tschechisch Hans :) Aber: Können Sie nachvollziehen, wie schwer es ist, bei diesen Temperaturen eine Schneeballschlacht zu beschreiben???
AntwortenLöschen@melusine:
AntwortenLöschenAno, ja to vim!
Den Schneeball im Geiste zu formen ginge noch recht einfach. Ihn aber in die Hitze der Schlacht zu feuern? Ich könnte mich nicht davon trennen, bräuchte ihn, um kühlende Figuren auf meinen Körper zu schmelzen : )
se srdečným pozdravem
Honza
Ahoj, Honsa! Jak se máte? Mám se drobre. - Erwischt! Damit bin ich mit meinem Tschechisch schon am Ende! Aber Sie nicht! Wie eigenartig, oder? Dass ich Austerlitz dachte, ein Feld, ein Hügel und ein Wintertag sich in meine Erinnerung schlichen - und Sie, Sie können tschechisch!
AntwortenLöschenAuf bald, Honsa! In meinem Kopf "steht" die Geschichte, aber sie aufzuschreiben ist noch ganz etwas anderes. Beim Schreiben will "es" dann plötzlich wieder anders...
Pomalu prosím, milá Melusine!
AntwortenLöschenIch l e r n e Tschechisch, beherrsche es aber nicht annähernd konversationsreif.
Das musste ich unbedingt aufklären, bin ja kein Švejk ; )
Lieben Gruß
H.
Immerhin, Sie lernen es. Das ist doch eine sehr eigentümliche "Übertragung" (siehe Post von gestern), oder? - Sie lernen Tschechisch und ich erinnere - oder imaginiere - eine Reiseroute, die am Schlachtfeld von Austerlitz vorüber führt.
AntwortenLöschenLieber Hans, zum dritten Mal versuche ich hier eine Antwort zu platzieren, aber sie verschwindet jedesmal. Seltsam.
AntwortenLöschenSeltsam auch, dass Sie Tschechisch lernen, während ich eine Reise von Wien nach Zlin imaginiere. Übertragungen - unverstandene Verständigung :)
Herzliche Grüße
M.B.
Oh, gerade habe ich's bemerkt!
AntwortenLöschenZum "Verschwinden" hätte ich vielleicht eine brauchbare Erklärung: die eingestellte Nachricht erscheint mit erheblicher Zeitverzögerung. Das hatte ich hier auch schon erlebt (siehe ganz oben in diesem Gedankenfaden).
Übertragung, unverstandene Verständigung - oder doch nur chaotischer Zufall? : )
Leider bin ich nicht sehr fleißig beim Lernen, vielleicht sollte ich doch öfters 'rüber fahren.
Allerdings ist das nicht so einfach und unkompliziert: Als ich in einem böhmischen Wirtshaus hier in Wien "Svíčková" bestellte (übermütigerweise auf tschechisch), kam ich mit dem Wirt, Tscheche natürlich, in vergnügliches Gespräch. Auf die Erklärung, dass ich gerade meine Freude daran finde, tschechisch zu lernen, ereilte mich die einfühlsam formulierte Frage: "Wie heißt sie?"
Und "drüben" begenete mir schon einige Male "sprechendes" Lächeln - soviel zum Thema Übertragungen ; )
Lieben Gruß
H.
Lieber Hans,
AntwortenLöschenBlogger nervt heute. Die Kommentar erscheinen Stunden später. Jetzt geht die Löschfunktion nicht. Sieht ja doof aus, wenn ich 3x dasselbe schreibe...
Oh, Svicková (den Haken überm c kann ich nicht erzeugen, wie machen Sie das?) - wie gern ich das esse, selbstverständlich mit knedliky und hinterdrein müssen Marillenknödel sein mit Semmelbröseln. Und dann braucht´s einen Slivovic. Und ist man unter Tschechen, dürfen´s auch mal 2 (?) sein.
(--Zur Not (aber nur in der Not) verzichte ich auf alles außer auf die Marillenknödeln!)
Ich schreibe weiter an der Geschichte, hatte aber heute fast den ganzen Tag "Amtsgeschäfte" außer Haus, so dass ich mehr skizzieren und noch nicht ausführen konnte. Alles ändert sich dauernd wieder...Ich gebe Ihnen schon mal drei Namen, vielleicht löst´s wieder eine fruchtbare Übertragung ;-) aus (wie bei den schönen Tschechinnen).
auf der Reise: Jan Klima, Vera Binse (geb. Wewerka), Valentin Wewerka
Ich hoffe, Ihnen läuft das Wasser im Mund zusammen wie mir, wenn Sie an die Marillenknödel denken! Und in Wien sitzen Sie ja an der Quelle! Oh Gott: Palatschinken. Ich muss jetzt schlafen gehen, sonst...
Herzliche Grüße
M.B.
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenwird auch ein geheimnisvoller "Jakub" in Erscheinung treten?
fastend, dennoch herzlich
H.
Lieber Hans,
AntwortenLöschenwarum denn fasten? Man kann und soll nicht fasten, wenn es Marillenknödel gibt. Das ist das elfte Gebot.
Jakub - ja, ich weiß, wer das ist. Ich sah ihn nicht, bisher, doch nun sehe ich ihn auf einem Stein hocken und...(Allerdings wird Jakubs Erscheinen das Erscheinen der Geschichte, wie ich gerade begreife, noch einmal verzögern.)
Es muss Veverka heißen, natürlich, nicht: Wewerka. Verzeihen Sie den Fehler.
Herzliche Grüße
Melusine
Liebe Melusine,
AntwortenLöschenFasten reinigt Blick, Verstand und Empfinden. Jedenfalls, soweit es mich betrifft.
Es heißt auch: Honza, nicht Honsa - aber auch das verzeihe ich Ihnen. Im Augenblick eines schmetterlingshaften Flügelschlags : )
Lieben Gruß
H.
Entschuldigung für Honsa, Honza! (Ich war überhaupt nur zweimal im Leben in Tschechien, das erste Mal war es noch die Tschechoslowakei. Deshalb muss ich auch so viel nachschlagen, jetzt.)
AntwortenLöschenAuf bald
Melusine