Freitag, 30. Juli 2010

Reisejournal (14): House of Fairy Tales in Newlyn: Exquisite Trove

Wunderkammer reloaded


An der Strandpromenade entlang lief ich noch einmal nach Newlyn, um die in einigen Zeitungen empfohlene Ausstellung „Exquisite Trove“ zu besuchen. Es handelt sich um eine Leihgabe des „House of Fairy Tales“, die von Kuriositätenkabinetten und Wunderkammern des 17.  und frühen 18. Jahrhunderts inspiriert ist. Also jener Art von Kunst- und Objektesammeln, die noch nicht museal ist, die dem einzelnen Gegenstand, „den Respekt versagt“, ihn einfach hernimmt und zusammenstellt, wie es dem Sammler passt, der sich noch nicht als Diener der Kunst sieht. 

Ich liebe die Wunderkammern, die Kabinette besessener Sammler, die in den Fetischobjekten sich selbst darstellen. Orhan Pamuks „Museum der Unschuld“, das noch nicht in Istanbul existiert, wohl aber schon zwischen zwei Buchdeckeln ist/wird ein solcher Ort, in dem ich mich verlieren kann. Weil der Sammler (vor allem, wenn er schon tot ist) keine Autorität hat (anders als der Künstler und – in der Moderne noch mehr – das Werk -) lädt die Kuriositätensammlung den Betrachter ein, sich selbst Geschichten zu erzählen. „Eklektizimus“ war ein Schimpfwort. Für die Architektur, finde ich, gilt das uneingeschränkt.  Aber in der wild zusammen gewürfelten Sammlung, die scheinbar wahllos Objekte in einen Glaskasten sperrt und ihnen einen Titel verleiht, empfinde ich geradezu kindliche Freude  daran, zu jedem Kasten eine surreale Geschichte zu erfinden.




1 Kommentar:

  1. Um den Besuch dieser Wunderkammern würde ich Sie glühend beneiden, wenn mir der Neid nicht gänzlich fremd wäre ; )

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