Freitag, 17. September 2010

MEINELIEBEFRAU


MEINERLIEBENFRAU



Von Tone Boss

Er strich die lange braune Haarsträhne aus seinem linken Auge. Er schaute zu den Himmeln hinauf als könne er sich dort entlasten von der Zerstörung, die sich in seine Wahrnehmung gefressen hatte. Er schaute um sich, weil er sicher  gehen wollte, dass er allein war. Er wusste, dass die Menschen gegangen waren, aber nicht mehr wann. Er musste sicher sein. Ja. Er war allein. Er schrie. Im Wahn. Gefallen. Der Sand gefroren wie Valium. Verdammte Wüste.

Richtete seinen Blick nach oben. Heiliger Himmel, er sah die blaue Atmosphäre implodieren, die Schichten der Plazenta in purem Azur sich selbst entfalten. Wolkenstrudel stauchten sich in erschütternden Zusammenbrüchen. Er strich die Haarsträhne erneut zurück. Rieb sich die Augen. „MEIN GOTT.“ Was war passiert? Habe ich etwas getan? Was war es, das ich getan habe?“ Das ungewollte und dumme Schuldgefühl begann, wie schon vorher, seine Wirbelsäule hinauf  zu schleichen in seine befallenen Knochen.

Der Sonnenaufgang war außerhalb jeder Proportion. Ein Ball so groß wie der Planet. Dennoch keine Hitze. Nur das blendende Licht. Blutorange. Wie Fleisch und Blut. Das Augenlid in diesem Licht schmelzend. Ja. Blut. Rot. Wie ein schmerzlich tödlicher Herzinfarkt.

Beschwert von seiner kolossalen Scham, sich mit dem letzten Bisschen innerer Stärke aufrichtend, schaute  er gen Westen. Was? Noch einer! Die Flügel eines Engels?!
Er rieb die ausgebrannten Augen.
Die Silhouette eines mächtigen, gigantischen Engels. Der Engel des Westens.
Jedes Mal, wenn er es wagte aufzuschauen, schien sie näher zu kommen bis sie schließlich gleich einem Monolith vor ihm stand.
Seine Seele wimmerte.
Zu sich selbst flüsterte er: „Gottverdammmich, sie ist es, die gekommen ist mich zu vernichten. Warum? Warum habe ich mit den Gesetzen der wahren Liebe rum gemacht? Warum tat ich das? Warum?!!!“
Eine Stimme, himmlischer und schöner als das Licht flüsterte: „Ich wurde gesandt. Ich werde dich nicht vernichten. Vergib dir selbst.“

Der Mann schaute auf zu dem Engel. In ihre Augen. Sie war es. Er hatte ihr Herz gebrochen. Sie ist es! Seine Tränen flossen. Sein Schluchzen hallte durch das All. Er weinte bis alles heraus war. „Vergib mir.“ Die Stimme des Engels flüsterte: „Ich vergebe dir...Ich liebe dich.“ Blutige Tränen fielen als rote Wasserfälle hinunter in den Sand. Er lächelte und rief: „MEINELIEBEFRAU.“ Brach düster zusammen und war tot. Das Lächeln des Todes auf seinem Antlitz. Und der Engel hob den Schuld geplagten Körper auf und flog hinauf in die gleißende Sonne.

(Übersetzt aus dem Englischen von M.B.) 

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