Montag, 21. Februar 2011

WORT-SCHATZ (3): Verblendniz


Schönheit, selbst bloß die der Worte und des Klangs, vermag für eine Weile zu blenden. Wo Schönes sich offenbart, sucht der Geist unwillkürlichauch Güte, Wahrhaftigkeit und menschliche Größe. Das ist ein Irrtum, der traurig stimmen mag, aber nicht muss. Es gibt so viele herzlich gute Klempnerinnen und Friseure, die breitmaulfröschig unschön hessisch babbeln (zum Beispiel), und die Bekanntschaft mit ihnen kann ein Segen sein. Dagegen erweist sich die Begegnung mit dem Schönen (auch nur im metaphorischen Sinne), das von sich selbst geblendet ist, oft als erschütternd belanglos. Wenn aus einseitiger Leistung das Recht auf Bosheit und Selbstgerechtigkeit abgeleitet wird, wenden sich viele angewidert ab. Nur die Gefolgschaft bleibt bei dem Verblendeten und hört sich unverdrossen an, wie die verfolgende Unschuld erneut zum Opfer ward, wie stets, nach ermüdend gleichmäßigem Rhythmus. „Mich dauert der Arme in seiner Verblendnisz.“ Es liegt in der übertriebenen Selbstliebe (die Folge mangelnder Liebe sein mag) soviel Schimärisches und Überspanntes wie im Verliebtsein, allein die Freuden scheinen geringer.

Schlussfolgerung
Suche dir deine Verbündeten niemals nach dem Blend-Werk aus, sondern nach ihren Taten und ihrem Verhalten.

(meinen Söhnen gewidmet)

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