Yeah! Genau, so eine Feministin wäre ich gern: schlau, fit, stark, unabhängig, lustvoll, feministisch. "Feminismus ist nicht sexy! Feministinnen hassen Sex, Männer, Schwänze. Penetration ist Gewalt." (Dabei will ich gerade das! Oh. Shit.) PorNO. Alice Schwarzer, deren Verdienste ich nicht schmälern möchte, versucht seit neuestem das puritanisch-lustfeindliche Image der Feministin durch Kooperation mit Deutschlands führendem Titten-zeigefreudigem-Archloch-Männerblatt BILD zu konterkarieren. Das geht natürlich schief. So sehr kann Kai Dieckmanns Penis nicht verlängert werden, dass sich eine Zeitung unter seiner Führung um die Bedürfnisse von Frauen kümmert, statt weiterhin die klischeehaften Wunschträume ziemlich plumper Männer zu bedienen. Wer selbst wenig zu bieten hat, muss sich das Objekt der Begierde klein, dumm und doof imaginieren. Das liegt auf der Hand, beziehungsweise steckt in der Hose.
Ich will trotzdem einen Feminismus, der sexy ist. Das ist schwer, aber spannend: „What I like about bringing feminism and sexuality together is that each term challenges the complancencies in the other. People who want to get rid of sexuality for the sake of their feminist politics and people who want to get rid of feminism so they can feel good about sex are choosing artificial comfort over the uneven path of conflict. I love that your book sharpens, rather than dulls, the edge between justice and desire.“, schreibt Jane Gallop im Vorwort zu der von Merri Lisa Johnson herausgegebenen Anthologie „Jane sexes it up. True confessions of feminist desire.“ Wenn reflektierte Frauen über ihr Begehren schreiben (wollen), können sie das nur in dem Bewusstsein, in einer Gesellschaft mit patriachaler Tradition zu leben, um es zuzuspitzen: in einer „rape culture“. Dass die Frau sexuell dem Mann, dem sie gehört, zur Verfügung zu stehen hat, ist ein tief in dieser Gesellschaft verankertes Rollenverständnis, das bis vor nicht allzu langer Zeit noch seinen Niederschlag in der Gesetzgebung zur Vergewaltigung in der Ehe fand. Für alle Frauen ist es schwierig, sich damit auseinander zu setzen, wie sehr dieses Rollenverständnis ihr eigenes Lustempfinden und ihre sexuellen Phantasien geprägt hat. Schon 1999 fragte Susie Bright: „How do you reconcile feminism (or whatever you choose to call your convictions about sex and gender) with the more traditional feminine roles, behaviors, fantasies, positions, and exclamations that you may engage in (and perhaps even enjoy) in the bedroom?“ Das ist eine „weird question“, denn es verlangt von den Feministinnen, dass sie ihre Lust rationalisieren. So funktioniert es denn auch nicht. Die Frage muss vor aller Selbstzensur, Scham und Schuld zulässig sein: Was mag ich an Sex? Davon erzählen Frauen in diesem Buch. Die offene Beantwortung dieser Frage in dem Kontext, in dem wir leben, ist gefährlich, da die Antworten instrumentalisiert werden (können), Frauenrollen und -positionen (wieder einmal) festzuschreiben. Unsere Phantasien sind Produkt gesellschaftlicher Normen und Traditionen, ja. Aber sie sind auch das, was wir formen und nutzen können, uns zu bewaffnen, um mehr Freiheit, Lust und Leidenschaft für jede zu ermöglichen.
Wer ist Jane? Sie ist gleichzeitig die Jane, das „reflektierende“ ICH, das sich selbst auktorial setzt und legitimiert, wie auch eine Jane, die sich mit den anderen Janes verbindet, das ich, das sich nicht als Autorität und Identität gründet, sondern aufgeht in der Fülle, der Serie und der Reihung. Ein weibliches ICH, das die Grenze zwischen Rationalität und Emotioanlität schlicht nicht anerkennt, sondern seine Chance im Zwischenraum sucht."
"The figure of Jane sexing it up as I am using it here emboides a specific form of feminist writing that weds resistance with joy to create a sexuality that please and a world we can live live in. Jane – this co-mingling of playfullness and effrontery – is Cathy when she introduced her poem about masturbation to the gatekeeper of her profession without flinching, and Jane is me admiring Cathy and her poem. Jane is the prepubescent girl I once was, masturbating in the basement shower long after the water ran cold, and Jane is her shame when daddy banged on the bathroom door with a bellow. Jane is, finally, the dialog between that doubtful sexual naif still crouching inside many grown women and the mature self-ownership and sexually confident women we aspire to be. Jane is the conflict. And the gee.“ (Jane Hocus, Jane Focus, Merri Lisa Johnson).
"The figure of Jane sexing it up as I am using it here emboides a specific form of feminist writing that weds resistance with joy to create a sexuality that please and a world we can live live in. Jane – this co-mingling of playfullness and effrontery – is Cathy when she introduced her poem about masturbation to the gatekeeper of her profession without flinching, and Jane is me admiring Cathy and her poem. Jane is the prepubescent girl I once was, masturbating in the basement shower long after the water ran cold, and Jane is her shame when daddy banged on the bathroom door with a bellow. Jane is, finally, the dialog between that doubtful sexual naif still crouching inside many grown women and the mature self-ownership and sexually confident women we aspire to be. Jane is the conflict. And the gee.“ (Jane Hocus, Jane Focus, Merri Lisa Johnson).
YEAH!
Das Buch, liebe Melusine, ist bestellt. Konnte nicht widerstehen; Ihre Empfehlung enthält einfach zu viele Köder. Während ich eben las hier, wurde mir bewusst, wie selten feministische Ideen in meinem Kreis diskutiert werden. Woran liegt das? Vielleicht wird mir Jane helfen, mich dieser Frage zu nähern.
AntwortenLöschenDas Verhältnis vom Feminismus zum Sex ist sicherlich kompliziert. ich habe mir da auch mal drüber Gedanken gemacht: "Feministinnen und besserer Sex"
AntwortenLöschen@Phyllis Ob Amazon mir Prozente zahlen würde? Tolles Buch, jedenfalls!
AntwortenLöschen@Christian Ich stecke "tief im Feminismus" drin, wie Sie lesen können. Nach einer kurzen Übersicht in Ihrem Blog erkenne ich, dass Sie eine biologistische Sicht auf die Geschlechterfrage haben, die ich schlicht uninteressant finde. Und unsexy. Nichts für ungut. Es gibt ja auch Frauen, die sich selbst so sehen und präsentieren mögen. Und wir leben in einem freien Land. Sogar die BILD-Zeitung darf täglich erscheinen, nicht wahr? Aber: Mich interessiert´s nicht. Und Männer, die so auf Frauen blicken, wie sich´s der Bild-Bild-Redakteur vorstellt, interessieren mich auch nicht. Weder sexuell, noch intellektuell.
"Nichts für ungut."
AntwortenLöschenKeine Problem, jeder interessiert sich für andere Themen. Ich mich eben gerade für die hinter den Geschlechtern steckende Biologie und die diesbezüglichen Gegenargumente. Das Buch klingt auch in dieser Hinsicht interessant, vielen Dank also für den Tipp!
dazu ( zu sex & feminismus ) fällt mir halt annabel chong ein.
AntwortenLöschen"Insbesondere ihre Auffassung von Sexualität wurde einerseits als erniedrigend empfunden, von anderen als kämpferischer Feminismus interpretiert." ( wikipedia )
so wurde das auch so weit ich mich erinnere seinerzeit in 'kulturzeit' bei 3sat gesehen.
@lobster Wäre mir nicht eingefallen. Eigentlich halte ich gar nichts für "kämpferischen Feminismus", was sich kommerziell verwerten lässt. Für mich ist es gerade wichtig, Sex aus der Verwertungsmaschinerie rauszukriegen. Zwar finde ich die Kampagne von Emma "PorNo" nicht toll, aber noch doofer finde ich (die meisten) Pornos und die ganze Industrie. Klar mache ich mir Gedanken darüber, wie viel von diesem Widerwillen meinem (bewusst-unbewussten) Statusdenken als weißer Mittelklassefrau geschuldet ist. Aber: Es turnt mich nicht an, sondern ab. Und Männer, die drauf stehen, gleichfalls.
AntwortenLöschen... sorry, als kämpferischer feminismus wurde das bei 'kulturzeit gesehen.
AntwortenLöschenannie sprinkle ist dagegen ja wohl eher laff, aber von so manchen feministinnen, die ich in ihrer kämpferischen phase früher kannte, durchaus
positiv umworben gewesen.
ich halte mich da eigentlich raus, kann ich neben sexbessenheit ja durchaus auch asexualität akzeptieren zumal mir die zusammenhänge von biochemie und sozialisiertheit alles andere als im einzelnen durchschaubar zu sein scheinen.
AntwortenLöschendie einen haben halt abgetrennt vom denken böcke,
die grossen ausnahmemenschen anscheinend überhaupt nicht.
das denken spielt in der sexualität summa summarum nicht die einzige rolle,sag ich mal.
@lobster Ganz so ist es ja nicht, Sexualität ist nicht gleich Geilheit. Sexualität (Sex + Gender) ist ein Konstrukt und hat insofern sehr viel mit Denken zu tun. Wir ficken eben nicht wie die Kaninchen, jedenfalls nicht dauernd...
AntwortenLöschendie frage ist ja welche frau denkt was vor, beim und nach dem sex.
AntwortenLöschenes gibt frauen die haben anscheinend null bock auf sex ( asexuelle, ich muss das glauben ) , frauen die vielleicht nur einmal in der woche bock auf sex haben, frauen die täglich sex haben wollen usw.
diese verschiedenen frauentypen werden unterschiedliche auffassungen über feminismus bezogen auf sexualität haben und das jeweils für sie adäquate lesen oder schreibend propagieren.
das wort sexy geht zur zeit am besten anscheinend bei den fernsehköchen im tv - das gericht schmeckt dann sexy oder sieht sexy aus.
( z.b. rach, rosin, henssler, information erzappt )
Propagieren in dem Zusammenhang ist eh Mist. Scheinbar hast Du gar nicht gelesen, worum es in diesem Buch geht. Denn es ist gerade die Abkehr vom "Propagieren" und das Interesse für die Lust der verschiedenen Frauen. Und Sexualität, ich wiederhole mich da, meint als Begriff weder ausschließlich Geilheit oder Ficken, sondern das komlette Bedeutungsfeld, das im Englischen durch Sex und Gender beschrieben wird (vielleicht "Geschlechtlichkeit")
AntwortenLöschenAber die Abwehrmechanismen - beispielsweise deine- , offenbar, wenn es um Sexualität von Frauen geht, funktionieren gut. Darüber zu lesen, zu reden oder zu schreiben, ist für manche per se sinnlos. Kann man (n) so und so sehen. Genau. Und manche machen halt lieber das Licht aus. Auch gut.
du ich bin hier doch nicht auf konfrontationskurs, melusine.
AntwortenLöschenich hatte ja eigentlich nur annabel chong einwerfen wollen und mehr nicht ( nicht mal annie sprinkle ).
ich bin ja keine frau, also kann ich auch kein per se weibliches thema für mich hypothetisch besetzen wollen, frauen machen sich selbst wenn sie das wollen und nicht in ihrer konditioniertheit bleiben wollen.
da kann günstigsten falls ein dafür interssierter mann ja nur unterstützend eingreifen.
( das mit den fernsehköchen fiel mir in letzter zeit beim zappen nur so auf und das musste ich als televisionist halt spontan zu dem wort sexy assoziieren, so liess ich mich schmalgeistig vorübergehend von den massenmedien beeinflussen, huch )
Ok, sorry, Lobster, ich bin halt auch manchmal gereizt. Außerhalb der Netzwelt tut sich so einiges und der Absturz meines Lieblingsvereins Eintracht (leidgeprüft, leidgeprüft) ist noch das Harmloseste.
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