War es das? Heilmann brauchte das Mittelmeer. War ich dort nicht auch einmal zu Hause? Ach, lang ist´s her. Ein anderer Verräter, den ich liebte.„Ich habe niemanden verraten.“ Heilmann las ihre Gedanken nicht, er dachte sie. „Nur dein Gelübde.“ Heilmann ballte die Faust. „Und sie.“ Heilmann schlug die geballte Hand auf das Holz, das es krachte. „Sie war es, die sich von einem andern begatten ließ.“ „Wie viele Lippen teiltest du, in wie viele Münder stecktest du deine Zunge?“ Heilmann senkte den Kopf. Es war wahr. Dennoch hatte er nicht gelogen. Niemals hatte er die Mutter seines Kindes verraten, auch wenn er die Körper anderer Frauen begehrte und genoss. Sie hingegen, Edith, verriet ihn mit jedem Blick, mit jedem Wort, mit jeder Geste, lange bevor sie sich einem anderen hingab. Sie tat, was sie tat, um ihn leiden zu lassen. „Ach, Heilmann, du begreifst immer noch nicht, was du ihr angetan hast. Deshalb dachte ich...“, Melusine lächelte wehmütig, „hoffte ich einmal, du seist ein Mensch.“ Sie schrie auf. Heilmanns Faust hatte sich geöffnet und gleich einer Pranke hatte er die Hand in ihren Schenkel geschlagen. Mit aller Kraft drückte er zu. Melusine hielt den Atem an. „Wenn ich dir weh tun könnte, wäre ich einer?“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Nicht wenn du es könntest, sondern wenn du es tätest.“. Sie atmete tief aus. „Ich spüre nichts.“ Heilmanns Hand ließ los. Dennoch ruhte sie weiter sacht auf Melusines rechtem Oberschenkel. Wie ein toter Vogel dachte sie. Abgestürzt. Sie schloß die Augen und starrte geradewegs in die schmerzverzerrt aufgerissenen der gefolterten Puppe. Blau wie meine.
„Er schlang ihr fliegendes Haar um die Faust;
Er hieb sie mit knotigen Riemen.
Er hieb, das es schallte so schrecklich und laut!
Er hieb ihr die samtige Lilienhaut
Voll schwellender blutiger Striemen.“
„Ich werde es tun.“ „Du weißt, wem du dazu die Hand reichen musst?“ „Gegen das Böse bin ich immun.“ „Du redest, als seiest du ein Mann. Ich werde dich verdammen dafür.“ Heilmanns Hand strich über ihr Bein. „Ich kann einer sein, wenn du es willst. Wärest du eine Frau...“ Sie nahm seine Hand und legte sie entschlossen zurück auf den Tisch. „Wäre ich eine Frau, hielte ich mir einen Impresario. Aber dieses Amt übernimmt wieder kein Mann, der auf sich hält. Wir beide können nicht zeugen. Aber einander Zeugen sein. Und müssen es.“ „Der freie Wille...Hast nicht du ihn immer verteidigt, Melusine?“ Sie lachte. Bitter. „Weil ich muss. Heilmann. Das ist das Paradox. Ob ich nun frei bin?...Will ich´s denn? Ich will es n i c h t.“ Er schwieg. Sie sah jetzt, was geschehen war. Sie sah es nicht voraus, denn es war bereits vorbei. Sie erschrak, doch es blieb gültig. Bevor ich nach Rom gehe, wusste sie, wird er uns längst in der Hafenstadt im Norden an den Teufel verraten. „Es gibt keinen Teufel, Melusine.“
Zitate aus:
Gottfried August Bürger: Des Pfarrers Tochter von Taubenhain
Theodor Fontane: Irrungen. Wirrungen
Franziska zu Reventlow: Amouresken
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"Ich küsse mein mein Leben in Dich" (Die Martenehen) ist ein Ableger des Blog-Romans "Melusine featuring Armgard". Es geht hier um das Vor-, Nach- und Umleben der Melusine, das sich chronologisch nicht erzählen lässt. Die Wasserfrau verkehrt über die Jahrhundert mit einer geheimnisvollen Gestalt, die sich als Menschenmann Heilmann nennt.
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