Sonntag, 6. März 2011

VOM HEILIGENSCHEIN ZUM LED

Eine so gelungene Ausstellung wie "vis-á-vis. Vom Heiligenschein zum LED" im Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen (im Verbund mit dem Roselius-Haus) findet man selten. Der junge Direktor des Hauses, Frank Laukötter - seit November vergangenen Jahres im Amt - , setzt mit dieser Ausstellung die Tradition des Hauses fort. Man ist zu Recht stolz darauf, das weltweit erste Museum gewesen zu sein, das einer Künstlerin gewidmet war. 

Für die Ausstellung (noch bis zum 3. April)  wird die Trennung zwischen Roselius-Haus und Modersohn-Becker-Museum aufgehoben. In den 20er Jahren lud der Kaffee Hag-Erfinder Roselius, der die Museen aufbaute, den Künstler Bernhard Hoetger ein, für ihn zu arbeiten und neue Kontexte für seine Sammlung alter Werke zu schaffen. Für die gegenwärtige Ausstellung sind  Künstlerinnen und Künstler gebeten worden, eigene Arbeiten in Beziehung zu den Ausstellungsobjekten beider Häuser zu setzen. Der "Schmerzensmann" Lucas Cranachs und eine Piéta Tilmann Riemenschneiders begegnen Klaus Efferns "Jessy" (2009) und das Selbstporträt Modersohn-Beckers, die sich als schwangeren Akt imaginiert, trifft auf eine Vielzahl von Darstellungen der Mutter mit dem Kinde. Eine üppig-barocke Ledertapete ist überklebt mit Tapeten-Collagen von Patricia Lambertus aus den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Mechtild Böger stellt ein steifes Goldgewand aus Metallornamenten vor, das in Fotografien als Kleidungsstück der Künstlerin erscheint, indem sie vor Kunstwerken aus dem Roselius-Haus posiert. Der Körper als unmittelbare Seins-Form des Lebens stellt sich hier wider den symbolischen Körper der Ikonen, wie gegen den konsumierbaren Körper des Pops.  

Die durch das Kuratoren-Team Frank Laukötter, Verena Borgmann und Simone Ewald verantwortete Ausstellung krempelt die beiden Museen in der Böttcherstraße vollständig um und ermöglicht eine überaus lohnenswerte neue Sicht auf die "alten" Werke der Sammlung wie auf Modersohn-Beckers moderne Interpretationen jahrhundertealter Themen.

(Gehen Sie nicht über Los! Sparen Sie sich den Ausflug nach Worpswede, wenn die Zeit knapp ist. Schreiten Sie zielstrebig am Nippes vorbei. Gehen Sie direkt in die Böttcherstraße 6-10.)

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