Montag, 4. April 2011

WORT-SCHATZ (6): Eifersucht



sie sprach, ich darf nicht mit ihm reden, 
wann er hat auch die eifersucht
Hans Sachs 


Die Eifersucht ist eine Sucht, die sich ereifert, wenn das Objekt des Begehrens als Subjekt handelt: Der Eifersüchtige mag nicht ertragen, dass, was er besitzen will, sich selbst nicht als besessen versteht.

Vor einer Disco sah ich mit siebzehn ins erregte Gesicht einer Klassenkameradin, die dabei zusah, wie zwei Männer sich um sie schlugen. Nie schien sie mir schöner und widerwärtiger. Ihre Gier, so begehrt zu werden, dass um ihren Besitz gewalttätig gerungen wurde, erniedrigte sie ihn meinen Augen zur Trophäe. Doch offenbar war es das, was sie sein wollte.

Die Besessenheit des Eifersüchtigen gilt vielen als unmittelbarer Beweis seiner unbedingten Liebe. Wer um mich kämpft, der muss mich lieben. Dem Eifersüchtigen allerdings ist nicht Lüge, Erkaltung und Gleichgültigkeit ein Liebesverrat, sondern allein der scheinbare Wechsel des Besitzes in andere Hände. Drum wird er sich auch nicht mühen, das Vertrauen zurück zu gewinnen, das verglühende Feuer wieder zu entfachen oder Interesse für das Andere zeigen, das sich fern seiner Besitzansprüche entwickelt hat. Der Eifersüchtige nimmt Rache. Das Verbrechen, das ihm zugefügt wurde, ist ein Eigentumsdelikt: Raub. Die Frage des Eifersüchtigen lautet nie: Warum liebst du mich nicht mehr? Sie lautet stets: Warum liebst du den Anderen?

„Komm schon“, sagt die Freundin, „ein bisschen Eifersucht gehört dazu.“  Wozu? „Zur Liebe.“ Eifersucht heißt: Ich will dich. Für mich. Mir sollst du gehören. Keiner anderen mehr. Das fühle ich nicht. Ich frage mich oft, was der an mir findet. Wieso der mich liebt. Den Zusatz „und keine andere“, denke ich nie. Ich kenne den Zustand, trunken zu sein vor Liebe und Gier. Süchtig nach dir. Doch die Eifersucht bleibt mir fremd. Denn ich kann nicht lieben, was ich besitzen kann. 

Schlussfolgerung
Lass dich von der Sucht treiben, aber eifere nicht.

(meinen Söhnen gewidmet)

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