Sonntag, 31. Juli 2011

WORT-SCHATZ (8): Stauen

von dem gehemmten wasser: um den vorspringenden fusz des felsens ... wirbelten die wasserblasen, die gewalt des staues zog tiefe furchen in der fluth.
(Gustav Freytag) 


Verstaut!

Beachten Sie das „t“, denn selbstverständlich wird hier nicht schweinisch daher geredet. Darauf habe ich ein Auge und Seife dazu, mit der wird nötigenfalls mirnichtsdirnichts der Mund gereinigt, dass es sich gewaschen hat! Daher: Es geht um die Stauung, den verlängerten Aufenthalt in verdichteten Räumlichkeiten beziehungsweise die Verdichtung der Gegenständlichkeit im ausgedehnten Raum. (Nehmen Sie sich eine kleine Verschnaufpause und denken Sie darüber nach... Das ist Kunst-Prosa. Aber stauen Sie nichts auf!)

Wie es geschieht, dass sich was zusammenballt bis sogar der Verkehr zum Erliegen kommt,  kann am Beispiel der Kugelbahn schon kleinen Kindern eindrucksvoll vermittelt werden. Die Menge der Kugeln, die im Spiel ist, muss sinnvoll mit der Aufnahmekapazität der Röhren abgestimmt werden. Sonst kommt es zur Massenkarambolage. (Gegebenenfalls auch in den angeschlossenen Gehirnen.)

Obwohl also jede/r über diese Umstände hinlänglich Bescheid weiß, wird dennoch überall von menschlicher Hand (von anderen Körperteilen nicht zu reden), allerlei Zeug zusammen gesucht, eingesteckt und verstaut. So manche Stauung ist zudem gesetzlich fixiert. Es gibt ein, wie es scheint,  masochistisches Vergnügen, sich mit seinem Ballast in den Weg zu stellen. Keine/r gibt seine Liebe zum Stau zu, keine/r will den Damm gebaut, die Schranke runtergelassen, die Verstopfung verursacht haben. Aber jede/r macht mit: Immer was mitnehmen, sich bloß nichts entgehen lassen. Jede/r will mit allem und allen überall hin und weg. Der Stauraum wird knapp. 

Schlussfolgerung:
Lasst ab und los! Was verstaut werden muss, macht bettel-arm.

(meinen Söhnen gewidmet)

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