Dem Rausche an sich zwar war er nicht abgeneigt, unser lokaler Dichterfürst, ja behauptete gar, es sei dieser eine Naturnotwendigkeit; die Frau Rauscher indes, da kommen wir nicht dran vorbei, schätzte Johann Wolfgangs verwöhnter Gaumen nicht. Es zeigt dies bloß, wie Jörg Stier uns am Samstag im Buchwald aufklärte, dass auch die Großen Fehler haben. Der Wein des Apfels, den wir hierzulande als Schöppchen schätzen, wird andernorts als Cidre verehrt und hat nach gar mancher deftigen Mahlzeit schon sein förderliches Werk getan, die Reue am nächsten Tage in Grenzen zu halten.
Es verdient der Hinweis auf den heimischen Wein und einen rustikalen Genuss in diesen Tagen besonderer Aufmerksamkeit, da sogar im uns befreundeten und hochgeschätzten Blog „Tainted Talents“ von Bratlingen die Rede war, die fleischlose Gaumenfreuden aus Spontanvegetation versprechen, woran wir bei aller Liebe nicht recht zu glauben vermögen. Wohl kaufen auch wir bewusst ökologisch erzeugte Produkte in den sich mehr und mehr ausbreitenden Biomärkten ein, die heutzutage – anders als noch vor 15 Jahren in den Kieferregal-Alternativ-Läden – sogar nicht-runzlige Äpfelein feilbieten. Doch bestehen wir gegen alle Behauptung eines Jonathan-Safran-Foer-Zeitalters, das in schlecht geschriebenen, aber viel gekauften sogenannten Romanen ausgerufen wird, auf dem Verzehr von Fleisch, für den unserer Meinung nach das menschliche Gebiss allerdings geschaffen ist, andernfalls eine Degeneration zur Zahnlosigkeit zu befürchten wäre, die auch der ausdrucksstarken Deklamation von Lyrik keinesfalls sich als dienlich erweisen würde.
Aus diesen und anderen hier nicht weiter zu erwähnenden Gründen zollen wir den Produzenten des Stöffchens hiermit unseren Dank, namentlichen jenen, die wie der bereits erwähnte Jörg Stier die Tradition mit der Innovation zu verbinden wissen und uns solchermaßen beispielsweise mit einem Red Cider erfreuten, der wunderbar zum Dessert, das bei keiner Mahlzeit fehlen sollte, passte. Wir huldigen hiermit der süßen Säure und dem sauren Süßen und wenden uns unverdrossen einer anderen Frankfurterin zu, von der wir – wenngleich ohne Beweis - anzunehmen wünschen, dass sie dem guten Äppelwoi nicht entsagte.
„Es war so schön, wenn sie blühten, oder auch wenn die Äpfel und die Kirschen reiften und die vollen Äste herüberstreckten. Oft lag ich unter den Bäumen in der heißen Mittagssonne, in der lautlosen Natur, wo sich kein Hälmchen regte, fiel die reife Frucht neben mir nieder ins hohe Gras; ich dachte: ´Dich wird keiner finden.´ Da streckte ich die Hand aus nach dem goldenen Apfel und berührte ihn mit meinen Lippen, damit er doch nicht gar umsonst gewesen sein solle.“ (Bettina von Arnim: Goethes Briefwechsel mit einem Kinde)
Das ist sehr schön geschrieben worden.
AntwortenLöschenSchöner Beitrag. Gerade in Frankfurt würde ich das Wagner oder das gemalte Haus empfehlen. Ein Traum der gute Apfelwein ;-)
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