Samstag, 10. Dezember 2011

KRANKHEIT ODER SCHULD? Zur Abschaffung der Demokratie durch Markt und Politik


Sie haben es schwer, denn sie werden nicht recht verstanden. Als Unverstande verfallen sie in Depression oder Hysterie und produzieren die bekannten pathologischen Symptome. Brächten wir nur mehr Empathie für sie auf! Doch unsere Eliten versagen kläglich: „Die Politiker verstehen die Märkte einfach nicht.“ Beklagt zum Beispiel Herr Artus von der Bank Natixis.

Umgekehrt ist´s auch nicht besser. Den Märkten fehlt jedes Verständnis für die Politik, behauptet Günter Verheugen. Mit ähnlichen Folgen: Hysterie, Psychose, Depression. Interessant wäre zu untersuchen, warum die Märkte dem Gefühl des Unverstandenseins öfter mit dem Verfall in eine depressive Verstimmung begegnen. Symptome wie Mutlosigkeit, Antriebslosigkeit, Stagnation sind zu beobachten. Dagegen treten in der Politik eher psychotische Verhaltensweisen auf.  Es wird eine Eigenwirksamkeit fantasiert, die keiner Realität entspricht. In beiden Bereichen ist jedoch die Hysterie als Reaktion auf Isolation und mangelnden Realitätsbezug am stärksten vertreten. „Selbstbezogenheit ist eine Krankheit.“:



Man darf aber niemals vergessen: Versteht man das beobachtete Handeln als pathologisch, so entfällt jeder Anspruch auf Verantwortungsübernahme. Der Kranke trägt keine Schuld, sondern gehört in Behandlung. Allein: Es fehlen die Ärzte. Die Gesetze und Richter aber auch.

Wir sind Zeugen historischer Umwälzungen, deren ganzes Ausmaß erst in einigen Jahren erkennbar sein wird. In den vergangenen zwei Tagen wurde in Brüssel ein weiterer  Schritt zu Abschaffung der parlamentarischen Demokratie vollzogen:

For instance, to take a brief tangent, it occurs to me that if the new euro-plus fiscal union adopts its planned restrictions on taxation and spending, you could easily imagine a future general election in which one party's manifesto, full of Keynesian stimulus policies or tax-cuts, is run through a think-tank's calculators and discovered to be euro-incompatible, while a rival party's plan fits the criteria handed down from Brussels. At which point, it will surely be argued, it is pointless to vote for the first party, because the fiscal union will stop them from doing what they promise. That feels politically very dodgy to me.“, schreibt bagehot in seinem Blog im Economist. Eine unverdächtige Quelle? Britisches Understatement: „Time will tell. But what a mess.“

Die Zeit wird es zeigen. (DIE ZEIT – eher nicht! ) Wir sind Zeugen historischer Umwälzungen: Wird die Finanzokratie ihren Kampf gegen das Volk gewinnen? Werden ihre sozial-, christdemokratischen und pseudo-liberalen Marionetten sich weiter vorführen lassen? Werden die Völker Europas aufstehen? Oder scheitert der miese Plan längst vorher - wie alle Pilotenspiele? Wer die Zeche zahlen wird, scheint fest zu stehen. Das ist der Grund, weshalb wir uns nicht rühren, wir zentraleuropäischen Mittelständler. Noch haben wir was zu verlieren. Und hoffen darauf, dass bei den Armen noch was zu holen ist. Üben uns weiterhin darin, uns selbst arm zu rechnen. Schuldverschreibungen reichen auch wir gerne weiter.

Wer jetzt noch spart, ist selber schuld.

Quelle: Ricardo, Marx, Keynes & Co. für Anfänger. Sach-Comic
Rowohlt 1982

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