„argumentum ad verecundiam“:
Die Autoritäten und das Begehren
Die
Suche kann überall beginnen, sogar bei ihm, dem unterschätzten Menschen, der ich
nicht bin, obwohl ich in Missverhältnissen lebe, doch introspektiere ich mich
selbstverständlich in jenem Kontext, der mich als Frau sozialisierte.
„Dem
Politischen in den Geltungsansprüchen, von denen in den Romanen erzählt
wird, nachzuspüren ist deshalb bedeutsam, weil in den Intim- und
Beziehungssphären die Motive des
Politischen und der Verallgemeinerungsbedürfnisse durch Introspektion, d.h.
durch die Menschen selbst, nachprüfbar sind. Jeder kann an sich nachprüfen,
was er davon als gelogen und was er als wahr empfindet. Genau das ist im
gesellschaftlichen Kontext überaus schwierig.“
(Kluge/Negt: Der unterschätzte Mensch, Bd. 1 /Maßverhältnisse des Politischen: Szene 8. Die politische Botschaft der Romane)
Die
Bewegung kreist nach Innen; Prüfung: Wo befindet sich das Zentrum? Ganz
offensichtlich: Unten.
„I´m absolute worst at making human
connections in real life, but here in writing, I am able to speak – forthright
and raw – to forge connections with
others and beckon them to follow with stories of their own intricate, unique
sex-prints.“
(Merri-Lisa Johnson: The
Politics of Masturbation Fantasies, in: diess. Jane sexe it up)
Von
daher steigt das Begehren auf, das sich aber nicht in sexuellen Handlungen
ausdrücken muss. Es geht darum, sich zu spüren, in den Abhängigkeiten, statt weiter der Illusion der Autonomie anzuhängen.
„Im Gegensatz dazu vermeidet der Neue
Historismus den Gebrauch des Ausdrucks ´der Mensch´; er interessiert sich nicht für das abstrakte Universale, sondern für
konkrete, kontigente Fälle, für die einzelnen Ichs, die sich gemäß den
generativen Regeln und Konflikten einer bestimmten Kultur herausbilden und
ihnen entsprechend handeln. Und diese durch die Erwartungen ihres Geschlechts,
ihrer Klasse, Religion, Rasse und ihrer nationalen Identität geformten Ichs
bewirken fortwährend Veränderungen im Verlauf der Geschichte.“
(Stephen Greenblatt: Schmutzige Riten. Betrachtungen zwischen
Weltbildern)
Die
Überwindung der Taubheit, der Selbstvergessenheit, der Anpassungsleistung an
patriarchalische Normalität setzt Energie frei und bedeutet den kulturellen
Tod. Was strömt da aus der Leiche?
***
„Was so unterschiedliche
Schriftstellerinnen wie Charlotte von Kalb und Rahel Varnhagen, Sophie Mereau
und Bettina von Arnim, Caroline Schlegel-Schelling und Johanna Schopenhauer
miteinander verbindet, ist die
stillschweigende Weigerung, die Trennung von Kunst und Leben, wie der
herrschende Diskurs die im Namen der Kunstfreiheit verfügt, anzuerkennen.
Indem sie ihren kulturellen Tod nicht scheuen, gewinnen sie die Freiheit,
schreibend sich selbst als ein anderes Subjekt hervorzubringen. Die Verweigerungsenergie aber, die auf die
Aufhebung der Trennung von Kunst und Leben drängt, wirkt fortan im Inneren des
Diskurses selbst.“
(Christa Bürger: Leben Schreiben)
Auch
der Leichenschmaus kann zum Fest werden. Es wird gelitten und gelacht.
Jedenfalls.
„Aber die Historiker, die Philosophen,
die Naturwissenschaftler, die Theologen, die Literaturwissenschaftler, die
Priester, die Juristen, die Pädagogen und Psychoanalytiker leiden nicht und lachen nicht, wenn sie sich, linguistisch
ausgedrückt, in den Mittelpunkt der menschlichen Realität platzieren und
sich anstregen, diese um ihr
männliches Neutrum kreisen zu lassen.“
(Luisa Muraro: Jenseits der Gleichheit)
„I blow the
dust from your lips and beg forgiveness
But
there's too much moonlight on your skin
I rise
and face the day
Another
weary sinner
I can't
feel your touch in the blaze of noon“
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* Diese Lines habe ich dem zweiten Teil des
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