Samstag, 16. Juni 2012

BEGEHRTE ROMANE (Leichenfunde)


„argumentum ad verecundiam“:

Die Autoritäten und das Begehren


Die Suche kann überall beginnen, sogar bei ihm, dem unterschätzten Menschen, der ich nicht bin, obwohl ich in Missverhältnissen lebe, doch introspektiere ich mich selbstverständlich in jenem Kontext, der mich als Frau sozialisierte.

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Dem Politischen in den Geltungsansprüchen, von denen in den Romanen erzählt wird, nachzuspüren ist deshalb bedeutsam, weil in den Intim- und Beziehungssphären die Motive des Politischen und der Verallgemeinerungsbedürfnisse durch Introspektion, d.h. durch die Menschen selbst, nachprüfbar sind. Jeder kann an sich nachprüfen, was er davon als gelogen und was er als wahr empfindet. Genau das ist im gesellschaftlichen Kontext überaus schwierig.“

(Kluge/Negt: Der unterschätzte Mensch, Bd. 1 /Maßverhältnisse des Politischen: Szene 8. Die politische Botschaft der Romane)



Die Bewegung kreist nach Innen; Prüfung: Wo befindet sich das Zentrum? Ganz offensichtlich: Unten.


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I´m absolute worst at making human connections in real life, but here in writing, I am able to speak – forthright and raw – to forge connections with others and beckon them to follow with stories of their own intricate, unique sex-prints.“

(Merri-Lisa Johnson:  The Politics of Masturbation Fantasies, in: diess. Jane sexe it up)



Von daher steigt das Begehren auf, das sich aber nicht in sexuellen Handlungen ausdrücken muss. Es geht darum, sich zu spüren, in den Abhängigkeiten, statt weiter der Illusion der Autonomie anzuhängen.

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„Im Gegensatz dazu vermeidet der Neue Historismus den Gebrauch des Ausdrucks ´der Mensch´; er interessiert sich nicht für das abstrakte Universale, sondern für konkrete, kontigente Fälle, für die einzelnen Ichs, die sich gemäß den generativen Regeln und Konflikten einer bestimmten Kultur herausbilden und ihnen entsprechend handeln. Und diese durch die Erwartungen ihres Geschlechts, ihrer Klasse, Religion, Rasse und ihrer nationalen Identität geformten Ichs bewirken fortwährend Veränderungen im Verlauf der Geschichte.“
(Stephen Greenblatt: Schmutzige Riten. Betrachtungen zwischen Weltbildern)


Die Überwindung der Taubheit, der Selbstvergessenheit, der Anpassungsleistung an patriarchalische Normalität setzt Energie frei und bedeutet den kulturellen Tod. Was strömt da aus der Leiche?

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„Was so unterschiedliche Schriftstellerinnen wie Charlotte von Kalb und Rahel Varnhagen, Sophie Mereau und Bettina von Arnim, Caroline Schlegel-Schelling und Johanna Schopenhauer miteinander verbindet, ist die stillschweigende Weigerung, die Trennung von Kunst und Leben, wie der herrschende Diskurs die im Namen der Kunstfreiheit verfügt, anzuerkennen. Indem sie ihren kulturellen Tod nicht scheuen, gewinnen sie die Freiheit, schreibend sich selbst als ein anderes Subjekt hervorzubringen. Die Verweigerungsenergie aber, die auf die Aufhebung der Trennung von Kunst und Leben drängt, wirkt fortan im Inneren des Diskurses selbst.“
(Christa Bürger: Leben Schreiben)


Auch der Leichenschmaus kann zum Fest werden. Es wird gelitten und gelacht. Jedenfalls.

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„Aber die Historiker, die Philosophen, die Naturwissenschaftler, die Theologen, die Literaturwissenschaftler, die Priester, die Juristen, die Pädagogen und Psychoanalytiker leiden nicht und lachen nicht, wenn sie sich, linguistisch ausgedrückt, in den Mittelpunkt der menschlichen Realität platzieren und sich  anstregen, diese um ihr männliches Neutrum kreisen zu lassen.“
(Luisa Muraro: Jenseits der Gleichheit)


Statuen können nicht lebendig werden. Es wird nicht länger der Tod der Anderen beweint, sondern von der eigenen Sterblichkeit ausgegangen.


I blow the dust from your lips and beg forgiveness
But there's too much moonlight on your skin
I rise and face the day
Another weary sinner
I can't feel your touch in the blaze of noon“


Robert Forster/Grant McLennan: Statue*

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* Diese Lines habe ich dem zweiten Teil des

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