Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen 2: 1 |
Die Eintracht spielte beherzt wie selten in den letzten Jahren mit einer neuen jungen Mannschaft, die Fehler machte, aber immer engagiert war. Wie schon in den vergangenen Saisons hat die Vereinsleitung es offenbar nicht geschafft, das erforderliche "gute Verhältnis" zur Schiedsrichter-Gilde "herzustellen" (wie immer da die Konditionen sind ;-) ). Herr Kinhöfer hatte das Spiel nicht im Griff und nicht im Blick, wo Entscheidungen zweifelhaft waren, entschied er sich gegen die Eintracht. Er stahl einen Elfmeter und gab ein Tor nicht (die´s im Fernsehen sahen, meinten hinterher, das letztere könne - vielleicht - in Ordnung gehen). Die Fans pfiffen. Und zwar laut und lang. Wann immer die Leverkusener den Ball oder der Schiri zu tun hatte. Da fühlte sich der Stadionsprecher genötigt (oder wurde genötigt?), die "lieben Fans" zu bitten, "das Pfeifen einzustellen". Wo sind wir denn? Sollen demnächst nur noch die Sektkübelhalter in den Logen kommen, die zuviel edle Häppchen zwischen den Backen haben, um die Mannschaft zu unterstützen? 25.000 Eintracht-Fans blieben beim Bundesliga-Start ausgesperrt; die untere Südkurve komplett leer. Die auf die Höhe verbannt waren, gaben ihre Antwort. Und unterstützten die Mannschaft trotzdem kräftig. "Der DFB ist blöd wie eh!" Helmut war da (freudiges Wiedersehen), der Herr Gerichtspräsident ist untreu geworden und auf die Haupttribüne gewechselt, Elle ging öfter pinkeln, wobei nur zweimal Tore fielen. Der kleine Inui, der in der ersten Hälfte auf unserer Seite rackerte, hatte einen tollen Einstand. Selbst eingefleischte Oka-Fans mussten zugeben, dass Trapp einen guten Job machte (vielleicht mit einer kleinen Einschränkung beim 1:0). In unserem Umfeld ist ein hirnloser Volldepp aufgetaucht (zwei Plätze weiter) der Urwald-Geräusche macht, wenn ein farbiger Spieler am Ball ist. Dem werden wir demnächst den Tag verderben, indem wir ihn den horror vacui in seiner Birne folterähnlich fühlen lassen. Meinen Neffen sind noch bei den spanischen Großeltern. Die Kommentare vom G. habe ich beim Spiel echt vermisst ("Warum können die alle den gelben Mann nicht leiden, Tante? Soll ich dem eins über den Kopf hauen?" - Zur Erklärung: Herr Kinhöfer trug gelb.)
Vor dem Spiel traf ich meine Mutter. Wir gingen in die Jeff Koons-Ausstellung im Liebig-Haus, die ich nun zum dritten Mal besuchte. Vergessen hatten wir allerdings, dass Museumsuferfest war. Der Rummel ist für uns beide nix und so flüchteten wir uns nach einem kurzen Rundgang ans andere Main-Ufer und aßen Zwetschgen-Kuchen im Café Karin. Die Mama erzählte von einem Grillfest ihrer neuen Hausgemeinschaft und ich von meiner geplanten Geschäftsreise nach Istanbul im Oktober und natürlich sprachen wir über allerlei Intimes, das hier im Blog nichts zu suchen hat. Noch mit 20 hätte ich mir nicht vorstellen können, dass das Verhältnis zu meiner Mutter einmal so entspannt sein könnte. Zu wichtig war es damals, sich aus der Identifikation mit ihr zu lösen, demonstrativ ein anderes "Frau-Sein" zu entwerfen. Wie prägend dennoch vieles war und blieb, was sie mir vormachte und mitgab, kann ich heute ohne Schmerz oder Wut erkennen und als Teil von mir annehmen, auch das, was einschränkend wirkt. Jetzt freue ich mich immer sehr auf die Mutter-Tochter-Unternehmungen. Wir sind keine "Freundinnen" geworden, sondern eben Mutter und Tochter, die einander anerkennen, dort, wo wir uns in der Anderen wiedererkennen, aber auch da, wo wir ganz anders entscheiden und handeln. (Wenn mir heute jemand sagt, dass ich meiner Mutter ähnele, bin ich nicht mehr gekränkt, sondern froh.) Manchmal bedauere ich sehr, dass ich keine Tochter habe, um dies einmal aus der Perspektive der Mutter erleben zu können. Auch für meine Mutter reißt die weibliche Linie mit mir ab: Sie hat keine Enkelinnen.
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