"Es
hot werre unner de Deck gelese mit er Taschelamp.“, petzt die Großmutter, als
meine Eltern mich abholen. Sie sagt es nicht mal vorwurfsvoll, nur resigniert.
Sie hat sich Mühe gegeben, aber nichts hat gefruchtet. Ich habe neben ihr in
der Waschküche gestanden und die Gummiringe sortiert, die Einmachgläser mit dem
heißen Wasserstrahl ausgespült, den Zucker abgewogen, die Zwetschgen entkernt,
das Holz in den großen Ofen geschichtet und mit ihr den riesigen
Kessel auf die Platte gewuchtet. Aber sie lässt sich nicht täuschen. Wir haben
30 Gläser befüllt, trotzdem ist sie unzufrieden mit mir. Denn während sie mir erklärt
hat, wie´s geht, („des Glos darf immer nur bis zur Hälft gefüllt werre“, „es
muss noch worrm sei, wenn die Zwetschge nei kumme“, „die Gummis anfeuchte,
damit se net austrockne und rissisch werre“) habe ich von dem heißblütigen
Italiener im Stübchen geträumt. Das ist auch der Grund, warum sie das Thema
nicht vertieft gegenüber meinen Eltern. Denn auch sie hat ein Geheimnis mit dem heißblütige Italiener.
Die
Großmutter versteckt den leidenschaftlichen Baron, den liebestrunkenen Doktor Clarius und den düster-romantischen Herrn von Schloss Choran unter der Spüle. Bei ihr wird nicht direkt am
Wasserhahn unter dem Boiler gespült, sondern an der Spülkommode, die der Opa
gebaut hat, als es noch kein fließend Warmundkaltwasser gab. Es ist eine Art
Kommode, aus der man zwei Emailliebecken nach vorne rausdrehen kann. Diese Becken, wie große Schüsseln, nimmt man heraus. Das eine, das rechte, wird mit
heißem Wasser gefüllt, das andere, das linke, mit kaltem. In dem warmem spült
die Großmutter das Geschirr, dann taucht sie es in das kalte und danach bin ich
dran mit meinem Geschirrtuch. Die Spüle ist aus Kirschbaumholz gearbeitet,
obendrauf eine Arbeitsplatte aus dunkelgrünem Stein vom Onkel Heine montiert. Der Opa ist jetzt schon
seit drei Jahren tot. Ich weiß nicht, ob der Italiener, der Adlige und der
Doktor auch zu seinen Lebzeiten ihren heimlichen Platz unter der Spüle hatten.
Möglich wäre es, denn der Opa hat nie gespült und nicht einmal abgetrocknet.
Nach dem Essen ist der Opa immer gleich rüber ins Wohnzimmer gegangen und hat
sich eine Zigarre angezündet. Jedenfalls hat er das gemacht bis das mit dem Lungenkrebs
rausgekommen ist. Danach ist es ganz schnell gegangen. Erst war er in der
Klinik in Elkershausen und als er zurückkam, hat er nur noch die Hälfte gewogen
wie vorher und im Bett gelegen, bis es vorbei war.
Die
Ausgaben vom Kasseler Sonntagsblatt liegen oben auf dem Radiokasten. Aber die
Hefte mit dem Italiener, dem Schlossherrn und dem selbstlosen Arzt versteckt
die Großmutter unter der Spüle. Ich lese alles, sogar das Kasseler
Sonntagsblatt. Ich nehme, was ich kriegen kann, wenn ich hier bin, denn Bücher
hat die Großmutter gar keine, außer der Bibel, selbstverständlich. Die
erbaulichen Geschichten im Kasseler Sonntagsblatt über den Segen des Glaubens,
der noch ins letzte Bergtal vordringt, lese ich aber weniger gern als die
Hefte, die Tante Anna aus Felbach mitbringt. Die Anna ist die Schwester von der
Großmutter, aber sie sind sich nur ganz oberflächlich ähnlich. Beide tragen sie
das weiß gewordene Haar zu einem Knoten aufgesteckt, beide haben eine dicke
Hornbrille auf der Nase und fast immer einen geblümten Kittel an. Aber das
Gesicht von der Anna ist rund und rosig, um die Augen hat sie viele Lachfältchen
und sie lacht dauernd. Die Großmuter dagegen hat ein spitzes Kinn und
kleine, eifrige Knopfaugen, die umherflitzen, weil sie alles im Blick haben
muss. Die Anna sitzt am Tisch und lässt sich den Streuselkuchen schmecken,
während die Großmutter rennt und werkelt. Die Anna bringt der Großmutter die
Cora-Hefte und die versteckt sie unter der Spüle, damit es keiner sieht, dass
sie die liest, denn die Großmutter hält das für „Schund und Dreck“, wie sie mit
verkniffenem Mund sagt , wozu die Anna kichert und mir zuzwinkert.
Ich
weiß nicht mehr genau, wie ich der Großmutter drauf gekommen bin, dass sie die
Hefte hat. Die Anna hat es mir nicht verraten, aber seit sie gemerkt hat, dass
ich von den Heften weiß, zwinkert sie mir immer zu, wenn sie sie aus der Tasche
holt und der Großmutter unter die Spüle packt. „Des liest du awer net, gelle?“,
sagt sie und lacht. Ich nicke. „Des is nix für klaane Mädche.“ Es geht nämlich
um Zungenküsse und heiße Umarmungen und feuchte Träume in den Heften, so was eben, was nie im Kasseler
Sonntagsblatt stehen täte, denn wenn es da um Liebe geht, dann ist eine
göttliche Bestimmung dabei und von Küssen und so ist nicht die Rede. Ich kann
mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Großmutter die Hefte liest oder was
sie sich dabei denkt, aber es muss so sein, denn jedes Mal, wenn ich bei der Großmutter
übernachte, sind die alten Hefte gegen neue ausgetauscht. Die Anna liefert
regelmäßig Nachschub.
Man
weiß nicht, wie das kommt, dass zwei so unterschiedliche Schwestern aus einer
Familie kommen können. Aber die Leute sagen, dass meine leibliche Großmutter,
die richtige Mutter von meiner Mutter, die auch eine Schwester von der Anna und
der Minna, wie die Großmutter heißt, gewesen ist, noch ganz anders war als die
Anna und die Minna. Die Emma, sagen die Leute, war immer schick, trug einen
Pelzkragen um den Hals und tanzte zum Grammophon. Das wiederum kann man sich
weder von der Minna noch von der Anna in ihren geblümten Kitteln vorstellen.
Außerdem hat die Anna Wasser in den Beinen. Mein Großvater, sagen die Leute,
war ganz verrückt nach der Emma und sie nach ihm, deswegen ist sie in die Kreisstadt gefahren, als er vermisst war, und verschüttet gegangen.
Nach
der Großmutter ist der Großvater nicht verrückt gewesen, so weit ich das
beurteilen kann. Ich habe kein einziges Mal gesehen, dass er nach ihr gelangt
hat oder sie ihm über das Haar gestrichen. Erst als er auf dem Sterbebett lag,
habe ich sie einmal schreien hören: „Das ist mein Mann.“ aus dem Schlafzimmer,
während ich auf der Chaiselongue in der Küche gewartet habe, bis ich noch
einmal hinein durfte zu ihm. Danach sind sie mit roten Nasen und verheulten
Augen aus dem Schlafzimmer gekommen, meine Mutter, die Tante Margot und die
Großmutter und haben den ganzen Tag kein Wort mehr miteinander gesprochen.
Die
Großmutter weiß, dass ich die Hefte unter der Spüle stibitze und mit ins
Stübchen nehme, bevor ich schlafen gehe. Aber sie sagt nix dazu. Denn wenn sie
was sagen würde, müsste sie zugeben, dass es die Hefte gibt. Wenn sie gucken
kommt, um mir Gute Nacht zu sagen, bleibt sie in der Schiebetür stehen: „Host
werre die Taschelamp o?“ Ich luge über die schwere, frische Bettdecke hin zu
ihr. Die Taschenlampe habe ich in der rechten Faust unter der Decke und mit der
linken Hand stecke ich das Cora-Heft unter mein Bein. „Die kimmt aus. Is des klor?“ Ich nicke. „Gude Nacht.“ „Gut Nacht, Großmutter.“ Natürlich mache ich
die Lampe nicht aus. Das weiß sie auch. Sie schiebt die Tür zu.
Das
Stübchen, in dem ich immer schlafe, wenn ich bei der Großmutter übernachte, ist
so klein und voll, dass der Großvater eine Schiebetür einbauen musste, weil eine
andere Tür nicht aufgegangen wäre. Es steht ein riesiger schwarzer Schrank
darin, in dem die Oma weiße Bettlaken, Bettwäsche und schwere weiße Nachthemden
stapelt, mit gebügeltem Seidenpapier dazwischen. Das ist ihre Aussteuer gewesen
und sie wird nie benutzt. Zwischen den Laken liegen kleine Säckchen mit
Lavendel drin und wenn man die Tür von dem großen Schrank aufklappt, duftet es blumig im Stübchen. Hinter dem Schrank ist ein Regal mit einer Schiebetür in die Ecke
geklemmt, da sind die Einmach-, Marmeladen- und Wurstgläser drin. Wenn man die Schiebetür
aufzieht, riecht es nach Zimt und Kräutern, süß und würzig. An der Seite neben der Schiebetür steht
die alte Nähmaschine von der Emma. Die Großmutter benutzt die Nähmaschine nicht,
aber ölt sie regelmäßig und lässt kein Staubkörnchen auf ihr liegen. Mitten im
Zimmer steht das riesige Bett. Es ist ein Einzelbett und nicht breit, dann
würde es auch nicht ins Stübchen passen. Aber es ist hoch. Obwohl ich jetzt schon groß bin, muss ich
immer noch hineinklettern am Abend, auf die dicke Matratze und auf den Kissenturm.
Blütenweiß und frühlingsfrisch ist die Wäsche von der Großmutter
So
throne ich in meinem Stübchen-Bett mit der
Taschenlampe unter der Decke und dem heißblütigen italienischen Baron, der mich rücksichtslos gegen die
Wand seines Gewölbekellers presst,
mit der Hand unter mein Kinn greift und flüstert: „Wagen Sie es?“ Ich wage.
Alles wage ich, denn ich bin eine verarmte Waise und sehne mich nach Liebe und
Geborgenheit, nach einem Heim, Tanzschuhen, einem Ballkleid und der starken
Hand des Barons an meiner Hüfte, aber das würde ich niemals zugeben, denn ich
habe meinen Stolz und deshalb stoße ich den Baron zur Seite und sage mit
bebender Stimme: „Sie vergessen sich!“ Da lässt er mich los und schaut mich mit
düsterem Blick an, der mich schaudern macht, wendet sich ab und schreitet
davon. Von der Terrasse aus kann ich sehen, wie der Baron auf dem schwarzen
Rappen gegen den mit dunkelgrauen Wolkenvorhängen zugezogenen Himmel reitet.
Als er am Horizont verschwindet, zuckt ein Blitz über den Kronen des dräuenden
Waldes.
Es
wird so kommen, dass der Baron in dieser Nacht einen Reitunfall erleidet, für
den ich mir die Schuld gebe. Er wird, sobald er das Bewusstsein wiedererlangt
und der grässlichen Veränderung seiner Lage gewahr wird, veranlassen, dass ich
das Schloss verlasse, ohne ihn wiederzusehen. Ich werde mir einbilden, er hasse
mich und wolle mich nie mehr wiedersehen, doch in Wirklichkeit will der
großherzige und raue Mann eine junge Frau wie mich nicht an den Invaliden, zu
dem er geworden ist, binden. Durch Zufall sehen wir uns bei einem Gartenfest wieder, nachdem
ich mich schon mit einem blonden und harmlosem Sparkassenangestellten verlobt habe,
obwohl ich Tag und Nacht voller Sehnsucht an den Baron denke. Da geht die
Taschenlampe aus; die Batterie ist leer. Ich weiß aber schon, dass alles gut
wird, weil der Baron seine Gefühle nicht länger wird verbergen können schließlich werden wir uns im Garten unter den Platanen finden.
Da werde ich mich zu ihm hinunterbeugen und sein Gesicht zwischen die Hände
nehmen und ihn küssen voller Leidenschaft und er wird seine Arme um mich
schlingen und wie durch ein Wunder wird er aufstehen von seinem Rollstuhl und
mit mir in den Weg hinunter gehen auf die verglühende Abendsonne zu.
Selbstverständlich trage ich hohe Absätze und einen weit schwingenden Rock. Es
macht nix, falls die Taschenlampe ihren Geist aufgibt, denn wenn der Baron mit seinem
schwarzen, vollen Haar, seinen dichten Augenbrauen und seinem düsteren Blick
erst einmal vor meinen Augen erschienen ist, kann ich mir die ganze Geschichte
auch allein im Dunkeln bis ans Ende erzählen. Ich umschlinge den weichen
Kissenberg und drücke meine Lippen ins duftende Weiß. Auf meiner Wange fühle
ich wohlig das Kratzen von den Stoppeln des Barons, denn seit dem Unfall
vernachlässigt er seine Erscheinung und rasiert sich nicht mehr jeden Tag
gründlich.
Ich
schlafe immer gut im Stübchen bei der Großmutter, wo es so schön riecht. Ich erwache auch immer früh genug, um das Cora-Heft zurück unter
die Spüle zu stecken, bevor Großmutter mich wecken kommt. Das Stübchen mit den
schweren Möbeln, das Wohnzimmer mit der Vitrine, die Küche mit der Chaiselongue
und der Spüle, alle Zimmer hier im Haus sind gerade so geblieben, wie sie
waren, als der Opa noch gelebt hat. Nur aus dem Schlafzimmer hat die Großmutter
gleich nach seinem Tod das schwere Ehebett rausgeschmissen und sich eine
moderne Schlafzimmergarnitur mit einem Einzelbett gekauft. Vielleicht, damit Großvaters Geist sie nicht im Doppelbett erwischen kann mit einem leidenschaftlichen Doktor.
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Worum es in der Serie "Auto. Logik.Lüge.Libido" geht, wird hier: erklärt. (Pluralis Majestatis, autobiographische Fiktionen, rote Äpfel, spitze Zitzen, hysterisches Zucken.))
Bisher erschienen: Hier.
haha, das kommt mir nun wahrlich wieder sehr bekannt vor... die kittelschuerzen, die waschkommode, die schweren betten, das winzige zimmer, die gerueche, die groschenromane, das lesen unter der bettdecke und die ungleichen schwestern.
AntwortenLöschenich finde es wunderbar, wie du das aus der perspektive einer jungen heranwachsenden geschrieben hast... als waers erst gestern.
Neben all der Komik erzählt die Lektüre der Groschenromane und der Sehnsucht, die sich darin ausdrückt, auch von der Vergeudung eines solchen, an der Oberfläche "genügsamen" und lieblos gebliebenen Frauenlebens. Im "richtigen" Leben erzähle ich, wie mir bewusst wird, sehr viel öfter von meinen Großvätern, aber schreibend bin ich, wie Viriginia Woolf es auch über sich gesagt hat, immer "ganz Frau" und interessiert an Frauenleben und Beziehungen von Frauen zueinander. Von beiden Großmüttern habe ich nun Geschichten erzählt und ich spüre, wie sehr die Verbindung zu diesen beiden Frauen (und zu meiner Mutter) mich geprägt hat, auch und vor allem die Erfahrung, wie sie unkenntlich waren und wurden in jener patriarchalen Welt, in die sie sich einfügten, der sie aber auf "untergründige", auch unterminierende Weise etwas abtrotzten: Sehnsüchte, kulinarische Genüsse, Schwesterlichkeit, Träume. Die stärksten und klarsten Bilder, die ich von diesen Frauen erinnere, sind die ohne Männer, wenn die Männer zum Rauchen rausgegangen waren, auf der Arbeit oder in der Kneipe. Die Männer sind im Alltag, so kommt mir das rückblickend vor, vor allem lästige Störfaktoren gewesen. Dennoch hat es (heterosexuelle) Liebe gegeben. Wurde behauptet. Habe ich erlebt. Und Liebesleid. Aber die beständigste Liebe war die zwischen den Frauen - Schwestern, Müttern, Töchtern.
AntwortenLöschenDie andere Großmutter-Geschichte: Namenlos
Die von mir so verehrte Alice Munro verwendet den Plot eines typischen Arztromans (junge, ungebundene, oft verwaiste Frau, fast noch ein Mädchen, trifft einsamen, klugen, überlegenen älteren Arzt, der sie verführt und zu seiner Frau macht, "zu sich erhebt") für eine kürzlich im New York erschienene Erzählung:
Amundsen
Und sie endet mit den Worten: "Nothing changes, apparently, about love." - Das ist der Grund, warum "Kitsch" einen ergreift: Weil die Gefühle und Sehnsüchte echt (und also auch "wahr") sind und keine Einsicht (keine "Dekonstruktion") das ändern kann (und soll!).
Auch ich erinner mich noch an die Einrichtung bei meinen Großeltern, an die Aufteilung in Stube, Küche und Gute Stube im Erdgeschoß und das Schlafzimmer unterm Reetdach (vom Getreideboden abgetrennt) in Mecklenburg. Und an die Rituale, die Oma und Opa hatten, tagtäglich, und die sich nur wenig änderten, wenn einer von beiden starb. Und an mein Lesen auch der verbotenen Bücher, die zumeist vom jüngsten Bruder meines Vater stammten, der nur etwa 15 Jahre älter ist als ich.
AntwortenLöschen@Der Emil ... Das freut mich sehr, wenn diese Erzählung eigene Erinnerungen wecken kann... Es gibt vielleicht einige Ähnlichkeit in der (wort-)kargen und nüchternen Art der Mecklenburger und der Oberhessen. Das habe ich auch manches Mal gedacht bei der Lektüre von Uwe Johnsons Romanen.( Besonders der Heinrich Cresspahl, versteht sich, hat es mir angetan, ein Schreiner, wie mein Großvater.) Herzliche Grüße M.B.
AntwortenLöschenPS. Nicht alles, was ich schreibe, ist autobiographisch. Die Auto.Logik.Lüge.Libido-Geschichten sind es, aber sie sind dennoch fiktiv. Sie arbeiten mit Erinnerungen, aber sie verpflichten sich nicht auf Faktentreue.
das ist sehr beziehungsreich erzählt. geschichte und geschichten verweben sich.
AntwortenLöschenEine wahnsinnig gute Erzählung. Wie Großmutter und Enkelin dieselben Hefte lesen, aber anstatt über die gemeinsame Lektüre zu reden, die Hefte wechselseitig voreinander unter der Spüle verstecken, obwohl beide wissen, dass die jeweils andere es eh auch weiß, und dennoch wird das Cora-Tabu aufrechterhalten – toll. Mit dem Material der Erinnerung zu arbeiten, ohne sich dabei auf Faktentreue verpflichten zu lassen, ist wahrscheinlich der beste Grundsatz für die Textproduktion überhaupt.
AntwortenLöschenDanke für das Lob! In diesem Schweigen, dem Tabu, steckt auch - wie ich oben schon schrieb -neben der Komik ganz viel Tragik, denn diese Frau, die Großmutter, hat sich ja nicht nur das Eingeständnis verkniffen, dass sie solche Romane las, sondern auch das, was da hinter sich verbarg: Ihre Sehnsucht nach körperlicher Nähe und romantischer Liebe und Leidenschaft. Das alles versagte sie sich selbst, gerade so sehr, wie es ihr versagt blieb.
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