Im Land der Dichter und Denker breitet sich wieder mal die GERMAN ANGST aus. Diesmal ist es das böse Internet. "Eltern, nehmt den Kindern die Handys, Konsolen und Laptops weg. Lasst sie mit der Feder schreiben. Lehrt Kalligraphie. Glaubt an meine schönen Bilder vom Gehirn in bunten Farben und schrillen Tönen. Seht wie´s hier leuchtet und blinkt, wenn´s klickt und klackt. Ich aber sage Euch: Wer sich mit Bildern bildet, wird verblöden. Lest weiter nur Gedrucktes, ihr lieben Kinderlein. Wer zuckt, kriegt einen Tennis-Daumen. Besser färbt ihn mit Druckerschwärze ein. Die klügsten Köpfe verstecken sich ungesehen hinter ganz dicken Büchern." So und ähnlich tönt es aus den Talkshows, wo ein verkniffen und aufgeregt wirkender Herr spitz und spitzer die Eltern warnt und missionarisch drängt, die lieben Kleinen vorm neuen Teufelszeug zu schützen. Das bildungsbürgerliche Milieu, seit je von nichts mehr überzeugt, als dass der Bildungs- und Lebensweg sich durch gezielte Stimulationen, Motivationen und zur Not Dressur (Mozart-Beschallung für den geschwollenen Mutter-Leib, frühkindliches Chinesisch, Ballett für kleine Mädchen, Rugby für kleine Jungs, Nachhilfe spätestens ab Klasse 5) bestens planen lässt, hört begeistert zu und verschafft dem spitzzüngigen Herrn einen Bestseller-Erfolg.
Der Amazing sagt beim Abendessen zum Mastermind: "Haste gesehen, wie geil die kleinen Cousins auf die Smartphone-Spiele sind?" "Richtig süchtig." Der Mastermind schüttelt weise sein Haupt. "Also, später mal, wenn ich welche habe, dann gehe ich mit denen wandern." Der Amazing ist erschüttert. "Nee. Das ist Folter." "Das ist Tradition", sagt der Mastermind. "Wir mussten das doch auch." "Und als wir so alt waren wie der E. und G., weißte noch, da durften wir nur eine Stunde am Tag Fernsehen gucken." "Und von wegen: Computer-Spiele. Das durften wir gar nicht." "Die Konsole durftest du dir erst mit 16 holen." Der Amazing schaut vorwurfsvoll zu den Eltern rüber, die ihre Köpfe tief über die Teller beugen. Wir haben versagt. Auf der ganzen Linie. Vielleicht. Wir glauben nicht daran, dass wir wissen, was kommt und was "man" können muss. Wir glauben auch nicht, dass wir unsere Kinder "machen". Wir sind gespannt, was kommt. Vielleicht hilft Wandern. Vielleicht nicht. "Heute Abend kommen der S. und der T. zum zocken in den Keller.", informiert uns der Amazing. "Wird spät."
schmunzel, super ;) Bisschen zu wenige Anfuehrungszeichen.
AntwortenLöschenOch, ich bin mit der Anführungszeichen-Menge ganz zufrieden. ;-)
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