Donnerstag, 4. Oktober 2012

Istanbul (1): Tanz auf der Galata-Brücke



Keine Spur von Hüzün (wie Dr. No prophezeit hat)! Was für eine Stadt! Otoparking-Jogging. "Traffic. Traffic". Wer ist Abidin Pak? - Wir wissen es nicht und haben keine Zeit zu googlen. Mein Englisch ist etwas eingerostet. Macht nix, unsere Gastgeber sind auch keine Sprachakrobaten. Aber gute Tänzer. Letzte Nacht auf der Galata-Brücke.

2 Kommentare:

  1. Pamuk – Galata – Gin Tonic

    Zugegebener Maßen war ich selbst nicht ganz so begeistert von Pamuks Istanbul-Buch. Kein Vergleich meines Erachtens zu der Jerusalem-Erfahrung, die man von Amos Oz in „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ gewinnen kann. Egal. Nachhaltig jedenfalls erzählt Pamuk in seinem Buch, wie es die Istanbuler Intellektuellen schon immer nach Europa gezogen hat, also gezogen in dem Sinne, dass man wie selbstverständlich dazugehörig sich fühlt – tief beeindruckend! Und zwar deswegen, weil man diese Westbezogenheit sinnlich wahrnimmt – in Istanbul, sonst wohl eher nicht – gleichzeitig aber das Muslimische, das Orientale, dies überlagert wie die Gebetsaufrufe den Lärm der Metropole. Faszinierend, flirrend, schillernd: Was für eine Stadt!

    Aber genauso zugegebener Maßen ist Pamuks Hüzün-Kapitel eines der besten, nur übertroffen von dem Verliebens-Erzählung, in dem der Junge von dem Mädchen mit den schwarzen Augen (oder war das Proust – und hier ist es das Mädchen mit dem dunklen Haar?) nicht mehr lassen kann. Sehr gerne angeschaut in dem Buch habe ich mir übrigens das Kapitel mit den alten Stichen, die zeigen, wie Konstantinopel früher ausgesehen hat. Ein solcher (aus der Zeitung) mit der Galata-Brücke hängt jetzt in meiner Bibliothek.

    Geht man über die Brücke von Taksim-Platz aus kommend Richtung Altstadt, liegt geradeaus linker Hand eine Moschee (rechts liegt der Busbahnhof – und Busfahren ist einfach in Istanbul!). Rechts vom Hauptportal auf der Stirnseite sind die Fußwaschbecken angebracht, weiter zur rechten Hand liegt ein kleiner grüner Park, wo sich die Istanbuler Hausfrauen und Familien nach dem Marktbummel auf Tee zusammensetzen. Von dort aus die Fußwaschungen der Männer vor dem Beten zu beobachten (höflich, weil unauffällig) ist eine prägende Erfahrung – es spiegelt so sehr den Gegensatz zum „gottlosen“ Westen.

    Okay, liebe Melusine, Sie tanzen auf der Galata-Brücke. Das taten wir nicht. Aber unterhalb der Angler, am späten Nachmittag, stehen tief gelegte orangefarbene Sessel einer Bar am Wasser des Horns und die Sonne geht unter. Gin Tonic und Oliven oder nicht – diesen Anblick vergisst man nicht. Das Ding heißt „golden“ genau darum!

    Beste Grüße
    NO

    AntwortenLöschen
  2. Lieber NO, ich werde versuchen, Ihren Spuren zu folgen. Mich hat Pamuks Darstellung Istanbuls berührt, obgleich ich meinem Wesen nach nicht auf der Suche nach Hüzün bin...Das lebendige, chaotische Leben, das uns hier begegnet, entspricht mir mehr. Aber ich bin auch nicht unempfänglich für der "Museum der Unschuld" gewesen. (Ich glaube kaum, das wir es diesmal schaffen werden, diesen Ort aufzusuchen. Immerhin ist es - trotz allem - eine "Dienstreise".) Ganz herzliche Grüße M.B.

    AntwortenLöschen