Die B. hatte sich in letzter Zeit kooperativ verhalten.
Einerseits. Andererseits, allerdings,
waren sie keinen Schritt weitergekommen. Den Besuch des
alten Vogels hatten sie ihr verschwiegen. Es war eine schwierige Phase
gewesen für die B. und sie hatten in der Teamsitzung beschlossen, ihr weitere Belastungen zu ersparen. Gerade an
dem besagten Tag, erinnerte er sich, war die B. nicht gut drauf gewesen. Es
hatte an jenem Tag Erbseneintopf gegeben und der S. war er nicht gut bekommen.
Er unterdrückte das Gefühl der Übelkeit, das in ihm aufstieg, wenn er an die
herzhaften Speckstücke im gelblichgrünen Erbsenbrei dachte. Die S. hatte, als
er später, nachdem der Vogel sich davon gemacht hatte, nach ihr schaute, schwach nach
Erbrochenem gerochen. Aber sie hatte gelächelt, zum allerersten Mal, seit er
ihre Behandlung übernommen hatte. Er hatte Hoffnung geschöpft. Dr. K. seuftze. Die B. war nicht sein einziger schwerer Fall, daran musste er sich manchmal
erinnern.
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Ich habe
zugenommen. Die Fettaugen auf den Suppen habe ich absichtlich aufgefischt
und mir in den Mund geschoben.
Über meinen Hüften kann ich ein Röllchen Speck zusammen schieben. Meine Brüste
hängen ein wenig. Das wird ihnen missfallen. Wenn sie jemals davon erfahren. (Sie
wissen alles. Es erregt sie. Sie werden mir in den prallen Hintern kneifen.) Ich
sehne mich danach inwendig zu trocknen. Um dann auf einen glühenden Sand zu
pissen. Wie der heiße Urin unter meinem Bauch hervorquillt, stelle ich mir vor.
Werde ich jemals wieder das Meer sehen? Manchmal bilde ich mir ein, die Wellen
zu hören. Doch dieses Institut liegt zu weit entfernt von der Küste. Eine
Windbraut wie ich sollte davon fliegen können, doch er hat meine Flügel
gestützt. Ein Geschöpf wie Du, hatte er gesagt, muss sich entscheiden: zwischen
Vogel und Echse. Ich hatte keinen Augenblick gezögert. Aber ich konnte doch
nicht ahnen, welches Terrarium du für mich zu schaffen gedachtest. Immer noch
kann ich nicht glauben, dass es dein Wille ist, mich hier einzusperren. Er
wollte mich holen, hast du davon gehört? Vielleicht hast du recht und dies ist
der einzig sichere Ort. Immerhin kann ich den Himmel sehen und im Park gibt es
einen flachen Teich. Sie wollen mich hier am Schreiben hindern. Ich soll reden.
Manchmal gelingt es mir, einen Fetzen Papier zu stehlen und einen Stift. Wenn
sie mich erwischen, schauen sie mich aus triefenden Augen betrübt an. Alles
geht ums Vertrauen. Ich muss sehr stark sein dann, um nicht zu lachen. Wir
dachten doch, wir seien vorsichtig gewesen. Diskret, dein Lieblingswort. Sie
müssen dennoch etwas gefunden haben. Sie fragen mich nie direkt nach meinen
Taten. Soll ich eine Liste für sie machen mit allen, die ich beglückte? Ich
stecke das in eine Ritze zwischen den Fensterbögen. Sie werden dich dennoch
finden, eines Tages, aber was können sie schon verstehen?
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Patient G. war ein weniger
komplizierter Fall, auf den ersten Blick zumindest. Dennoch war es G., mit dem
sich Dr. K. am wenigsten gern befasste. Immer wenn er an G.s Entscheidung
dachte, brannte es in seinem Schritt. Er hätte längst einmal wieder einen Supervisionstermin
wahrnehmen sollen. Diese Suggestionen waren unprofessionell. Dennoch, er konnte sich
nicht vorstellen, dass irgendein Mann anders empfinden konnte. Die B. und der G. saßen bei den Mahlzeiten nebeneinander. Doch noch nie
hatte jemand sie miteinander sprechen hören. Sie reichten sich das Brot,
schweigend. Aber er hatte beobachtet, wie sie sich tief in die Augen sahen,
einmal beim Nachtisch. Ihn schauderte. Genug für heute. Dr. K. schlug die Akte
des G. zu.
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Das Ende der Handschrift
Pernis und Armur
*FABELWESEN ist mein nächstes Romanprojekt. Jenseits der unendlichen Geschichte von "Melusine featuring Armgard". Es hat noch keinen Plot. Aber viele Figuren. Und Bilder. Ich kenne sie alle und sehe vieles klar vor meinen Augen. Aber ich weiß ,wie immer an Anfang, nicht, woher sie kommen und wohin sie gehen. Das ist der Preis für die Schärfe dieser Bilder, den ich gern zahle.
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