Da
lag er, wie aufgebahrt, zur Schau gestellt, ihren Blicken preisgegeben. Er
genoss das. Er zeigte sich gern, seinen Körper, auf den er so viel Mühe
verwendet hatte. Wenn er nur hätte aufstehen können, sich ein wenig in Pose
werfen, danach verlangte ihn. Aber darum ging es hier nicht. Er wusste nicht,
was sie sahen. Seine Augen waren an die Decke gerichtet, eine grelle Neonlampe
warf ihr Licht in jede Körperfurche. Regte sich etwas bei ihm? Erregte ihn die
Situation? Er war selbstbewusst in diese Prüfung gegangen. Was immer sie zu
sehen glaubten, es würde nicht er sein, dachte er, nur das, was er gegen Geld
zu zeigen bereit war: seinen Körper. Sie hatten ein sehr gutes Angebot gemacht
und er brauchte das Geld. Man hatte zunächst über Mail mit ihm kommuniziert.
Seine Auftraggeberinnen blieben im Dunkeln, buchstäblich. Auch jetzt
beleuchtete der grelle Scheinwerfer an der Decke nur seinen ausgestreckten
Körper. Man hatte ihn angewiesen, die Arme seitlich von der Bahre baumeln zu
lassen. „Halten Sie stets eine gewissen Körperspannung, bitte.“, war die
letzte Anweisung über Mobile gewesen, die er erhalten hatte. „Sie sollen sich
nicht ausruhen, wenn wir sie betrachten. Sie sollen sich darbieten. Verstehen
Sie?“ Er hatte zurück gefragt, ob er sich räkeln solle, aufreizend bewegen, er
könne, hatte er anbieten wollen, auch tanzen, falls das gewünscht werde, auch
Anfassen sei, gegen einen gewissen Aufpreis nicht ausgeschlossen. Doch man
hatte ihn sofort unterbrochen. Er solle den Anweisungen Folge leisten, eigene
Vorschläge seien unerwünscht, man wolle schlicht, dass er sich nackt so
hinlege, wie ihm gesagt werde: Angespannt und ausgestreckt auf der Bahre, die
Arme seitlich herabhängend, das Gesicht allerdings, wenn ihm das möglich sei,
entspannt, lächelnd am besten. Er könne, hatte er noch vorzubringen gewagt,
nicht vorhersagen, wie sein Geschlecht reagieren werde auf diese ungewohnte
Situation. Er hatte das in schelmischen Ton gesagt, weil er da noch
glaubte zu verstehen, worum es hier ging. Das sei ihnen einerlei, war ihm
bedeutet worden, hier gehe es überhaupt nicht um ihn und seine Lust oder
Unlust. Na gut, hatte er gedacht, um so besser. Es rührte sich nichts bei ihm,
was ihn im Grunde nicht sehr verwunderte. Er hörte das Atmen der Frauen, die dicht
um ihn herumstanden. Manche keuchten ein wenig schneller, eine schnäuzte sich, einige
prusteten, hinten wurde gekichert. „Ganz anderes Exemplar, als der letzte“,
sagte eine. „Ja, wer hätte das gedacht.“ „Wie hell seine Haut ist.“ „Seinen
Nabel finde ich zu groß und zu tief.“ „Ein wenig eklig.“ „Und die Nägel wirken
abgekaut.“ „Guck mal, die Eier.“ Er fühlte, dass er errötete. Warum nur? „Er
ist nicht beschnitten.“ „Mir gefällt das so besser.“ „Meistens ja, stimme ich
dir zu.“ „Die Brusthaare sind vollkommen entfernt.“ „Mein Fall ist das nicht.“
„Auch unter den Achseln.“ „Genug?“ Eine gähnte. „So spannend ist das auch nicht
mehr, nach dem wir uns jetzt schon über 50 Stück angeschaut haben.“ „Ja, ich
finde auch, wir sollten uns was Neues ausdenken.“ „Wollt ihr etwa mit ihnen
reden?“ Es wurde durcheinander geschnattert. Ihm war kalt. „Wer will schon wissen,
was die denken?“ Die Deckenlampe wurde ausgeschaltet. „Sie können aufstehen.
Sie haben bereits Vorkassa erhalten, wie vereinbart. Kleiden Sie sich im
Nebenraum an und verlassen Sie die Anlage auf demselben Weg, auf dem Sie
gekommen sind. Vielen Dank.“ Die Stimme aus dem Lautsprecher klang künstlich.
Er tat, was ihm befohlen worden war. So schlimm, dachte er, war das nicht
gewesen, leicht verdientes Geld. Doch er duschte lange und gründlich an diesem
Abend. Sie meldeten sich nie wieder bei ihm.
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