Meret Oppenheim |
WIR waren nicht gesalbt,
HERR, niemanden sandest du, denn wir nannten uns nicht: die Elenden. Unsere
Herzen ungebrochen, unsere Ketten zerschlagen, verkündeten WIR dir: Du bist
frei! Wir haben dich geöffnet und pflegten deine Wunden. Wir wandeln
deine Tränen in Perlen und tragen sie als unseren schönsten Schmuck um den
Hals. Wir werden pflanzen auf deinem Grab einen blühenden Baum und über deiner
Vergänglichkeit unsere Schafe auf grüner Aue weiden. Du wirst uns gut sein,
weil Wasser sprudeln wird, wo einst Wüste war. Alle Völker dieser Erde werden
unsere Gäste sein und schauen, was wir aus dir gemacht haben. Wir aber hassen
die blutigen Opfer und werden sie nicht mehr unter uns dulden. Du aber sollst
gebeneidet sein, da du dich gabst, damit der Same aufgehen kann und die Lieder
gesungen unter einem Himmel, der sich auftut.
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Notger Slenczka: Der Tod Gottes und das Leben des Menschen (nur antiquarisch)
"Der Mensch ist die Geschichte, die er durch seinen Leib hat."
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